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Flurfunk (German Edition)

Flurfunk (German Edition)

Titel: Flurfunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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Charmeoffensive auf, ohne dabei hohl zu wirken, und wenn eines ganz besonders für ihn sprach, dann, dass seine Konzerte auch richtig gute Typen besuchten und nicht nur kreischende Mädels. Er genoss Respekt und war kaum zu toppen.
    »Und nun rate mal, wer Karten dafür bekommt!« Tim strahlte.
    »Wo und wann ist das denn, und wieso hast du Karten?«
    »Von Mimi! Die hat doch vor TV -plus bei seinem Label gearbeitet und hat noch super Connections. Der Gig ist in zwei Wochen. Wohl so eine Mischung aus Showcase, mit ein, zwei neuen Liedern und einer Art Akustikkonzert. Das wird genial! Ein ganz kleines Konzert. Ich glaube, nur fünfzig Gäste sind eingeladen. Auf normalem Wege kommst du gar nicht an die Karten ran. Und wir haben sage und schreibe drei Stück! Also für Mimi, dich und mich!«
    Ja, konnte der Tag denn noch besser werden? Blumen von Justus und Karten für Will Taite! Hatte das Universum endlich ein Einsehen und meine braven tapferen jahrelangen Bemühungen entlohnt?
    Mimi war im Gegensatz zu Tim und mir überhaupt nicht aufgeregt.
    »Mensch, Mimi, jetzt freu dich doch mal! Ist doch der Hammer, dass wir da hinkönnen!« Tim stupste sie in die Seite.
    Sie lächelte gezwungen.
    »Ich find’s ja auch super! Aber ich kenne Will doch schon, deshalb kann ich nicht so richtig aufgeregt sein.«
    »Wie, du kennst Will Taite? Und das lässt du im Nebensatz fallen?«
    Tim und ich sahen uns empört an.
    »Na ja, als ich bei seinem Label gearbeitet habe, musste ich mal bei einer Promotour aushelfen und hab ihn bei einigen TV -Auftritten begleitet.«
    »Ja, und wie war das? Wie ist er so privat?«
    Tim ließ nicht locker, wenn man schon mal einen Informanten aus erster Hand befragen konnte.
    »Eigentlich kein großer Unterschied zu dem, wie er sich sonst in der Öffentlichkeit gibt.«
    »Und kennst du auch seine Familie? Der ist doch verheiratet, oder nicht? Ich meine, ich hätte mal gelesen, seine Frau sei depressiv.«
    Auch ich ließ meiner Freude am Austausch über Will Taite freien Lauf. »Der ist ja sehr auf sein Privatleben bedacht. Ich glaube, dass es noch nie Fotos von seinen Kindern gab, und von seiner Frau kursiert nur so eine alte Aufnahme von früher. Den Winter über lebt er angeblich in den Staaten, und in London ist er auch nur ab und zu. Der macht sich rar. Ist schon eine Meisterleistung, die Presse so im Griff zu haben.«
    Tim und ich hätten gern noch etwas gossip ausgetauscht, aber leider musste Mimi in den Schnitt. Für weiteren Tratsch war also keine Zeit mehr.
    Abends war ich mit Lena verabredet. Ich hatte versprochen, sie zu einer Schmuckausstellung ihrer Freundin Ina zu begleiten, die Goldschmiedin war. Inas Schmuck war nicht ganz mein Geschmack, eher zu groß und abstrakt gehalten, nur wenige Stücke hatten breitflächige Steine eingearbeitet. Ich selbst stand mehr auf Konservatives und shoppte bei Cartier und Tiffany. Die Klientel von Ina bestand aus Literaturprofessorinnen, Ärztinnen, die Naturheilkundeverfahren anwandten, Journalistinnen, die bei großen Tageszeitungen im Feuilleton schrieben, und kunstinteressierten Industriellengattinen.
    Da Lena mich solidarisch und entgegen ihrer Überzeugung in die Straße des Konsums begleitet und mich auch noch in verschiedenen Boutiquen beraten hatte, schuldete ich ihr etwas. Lenas Verständnis von Modespaß war eben diese Schmuckpräsentation der anderen Art.
    Die Ausstellung fand in einem begrünten Hinterhof statt, der mit vielen kleinen roten Lampions dekoriert war. Es wurde Worldfood gereicht und Worldmusic gespielt. Die Objekte waren in Glasvitrinen angestrahlt, und Ina, die Künstlerin, wie man passenderweise wohl sagen musste, nahm in einen Sari gehüllt die Komplimente ihrer treuen Kundschaft entgegen. Ihre Kollektion war handgefertigt, und man sah, dass in jedem einzelnen Stück eine Menge Arbeit steckte. Beim Blick auf die Preisliste musste ich dennoch kurz schlucken. Wer hätte es gedacht, aber hier konnte man locker ein Vermögen loswerden!
    Lena sah das natürlich anders. Das Material und die Handarbeit, erklärte sie, seien das wert, während sie einen matten Armreif mit Verzierungen anprobierte, der vom Handgelenk fast bis an den Ellenbogen reichte.
    Lena probierte weitere Stücke an, während ich ihr von den neuesten Ereignissen mit Justus berichtete.
    »Siehste, was hab ich dir gesagt. Sei einfach du selbst, dann kann er sich nur in dich verlieben! Sag mal, kannst du mir notfalls Geld leihen? Ich glaube, den Ring muss ich

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