Flurfunk (German Edition)
kaufen.«
»Klar, kann ich machen. Bekommst du denn Prozente bei Ina?«
»Spinnst du? Dann verdient sie ja gar nichts mehr. Überleg doch mal, wie lange sie wohl an diesem Ring hier gesessen hat!«
Wenn ich mir Ina so ansah, hatte ich nicht das Gefühl, als ob sie sich materiell sorgen musste.
Wir gingen zu einer anderen Vitrine, und aus den Augenwinkeln sah ich eine mir nur zu bekannte elegante Erscheinung … mit einem Drink in der Hand in ein Gespräch verwickelt.
Schnell zog ich Lena zur Seite.
»Die Becker ist da!«, zischte ich leise.
»Wer?«, posaunte Lena viel zu laut heraus.
»Pst, sei bitte leise! Ulli Becker, Justus’ Managerin, die mich so gerne leiden mag, ist hier. Die da hinten im schwarzen Hosenanzug und mit dem Burberry-Tüchlein.«
Lena drehte sich unauffällig um.
»Kannste sagen, was du willst, aber ’ne gut aussehende Frau ist das allemal. Die würde ’ne gute Stilikone für deine Mutter und Marlene abgeben, nur etwas dezenter und geschmackvoller.«
Seit wann achtete Lena auf solche Oberflächlichkeiten? Predigte sie mir nicht immer, wie wichtig es ist, hinter die Fassade eines Menschen zu sehen?
Und ausgerechnet bei Ulli Becker machte sie eine Ausnahme und vergab Bonuspunkte fürs Aussehen?
»Würde ja zu gerne wissen, warum die hier ist.«
»Tja, sie hat eben Geschmack. Warum verstecken wir uns eigentlich vor ihr?«
Lena verstand überhaupt nichts! Hatte sie etwa meine peinlichen Begegnungen bei Justus’ erstem Interview und der Kinopremiere vergessen? Oder dass Ulli Becker mich eigentlich hätte anrufen sollen, um mir auszurichten, dass Justus sich bei unserem ersten Date verspätete und es – »uups« – leider vergessen hatte? Nach dieser kurzen Zusammenfassung waren Lena und ich wieder auf gemeinsamem Kurs.
»Hast Recht, Lotte! Freundlich sieht sie auf alle Fälle nicht aus!«
Na also, ging doch!
Vorsichtig pirschten wir uns näher an sie heran, denn natürlich wollten wir wissen, was sie hierher verschlagen hatte.
»Ich glaube, sie ist wegen der älteren Dame neben ihr da. Die kauft zumindest schon die zweite Kette. Scheint ’ne Freundin von Frau Becker zu sein.«
Wir hatten uns taktisch außerordentlich klug hingestellt, und zwar so, dass ich mit dem Rücken zu den beiden stand, mich mit Lena unterhielt, die sie nicht kannten, und Lena das Geschehen hinter mir beobachten konnte.
»Sie gehen weiter. Du kannst dich umdrehen, Lotte!«
Nichts lieber als das. Neugierig schielte ich hinüber.
»Lena! Von wegen eine Freundin! Weißt du, wer das ist? Das ist die Herausgeberin von Zeitgeschehen! Das Gespräch ist hundert pro geschäftlicher Natur. Die Becker ist doch immer im Dienst.«
Lena kicherte. »Soll ich mal lauschen gehen, was die beiden so aushandeln?«
Eine glänzende Idee. Lena zog los; ich nahm mir einen mit Hummus gefüllten Gemüsewrap und heuchelte Interesse an einer Brosche, mit der man spielend tellergroße Flecken überdecken konnte.
Es dauerte nicht lange, da war Lena zurück. Sie wirkte erschrocken und bleich.
»Komm, Lotte. Lass uns mal schnell irgendwohin, wo wir ungestört sind.« Ohne einen Kommentar abzuwarten, schob sie mich in die Werkstatt und sah sich um, ob jemand da war.
»Was soll denn die Geheimniskrämerei? Hecken die beiden etwa eine Übernahme aus?«, fragte ich belustigt.
»Nein, aber etwas, was dir garantiert nicht gefallen wird.«
»Hä?«
»Ulli-ich-bin-immer-im-Dienst-Becker hat gerade einen Artikel plus Interview zu Erspare dir die Liebe klargemacht.«
»Was ist daran schlimm?«
»Der Artikel soll hauptsächlich über die Dreharbeiten berichten und eine angebliche Liebesgeschichte zwischen Annabelle Leiniger und Justus Staufen als Nebengeschichte haben. Das passende Interview mit eindeutig zweideutigem Inhalt wird Annabelle dazu liefern!«
»Wie bitte? Das ist doch erstunken und erlogen! Außerdem: Zeitgeschehen ist seriös, die würden nie so einen Schrott abdrucken!«
»Würdest du das für erstunken und erlogen halten, wenn die gemeinsame Managerin der beiden, die außerdem einen guten Ruf in der Branche zu haben scheint, dir diese Story anbietet? Die Dame hat ja explizit nachgefragt, ob das nur Gerüchte sind oder ob das die Schauspieler auch bestätigen würden, und da hat die Becker im Gegenzug ein Interview mit Annabelle angeboten. So wie ich das rausgehört habe, plante die Redaktion eh einen Artikel über die Dreharbeiten, und Ulli Becker versucht dem Ganzen durch ihre Pseudoinfo einen zusätzlichen Kick
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