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Flurfunk (German Edition)

Flurfunk (German Edition)

Titel: Flurfunk (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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Schreikrampf!« Felix sah alles andere als heiter aus, und ich ging neugierig zu seinem Tisch.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Babette hört auf! Sie will Schauspielerin werden und hat
ein Angebot in so ’ner schlechten Soap bekommen. Nicht, dass ich der Ische auch nur eine Träne hinterherweine, aber das Timing ist ja wirklich super gewählt! Imka kommt erst in vier Wochen wieder, und jetzt müssen wir sehen, wie wir das überbrücken.«
    Das waren wirklich schlechte Nachrichten. Momentan waren viele Moderatoren im Urlaub, und die, die da waren, produzierten entweder für den eigenen Urlaub vor oder vertraten bereits Kollegen. Außerdem tat einer Sendung, die eigentlich Imkas Gesicht trug, ein zweiter Wechsel innerhalb weniger Wochen wirklich nicht gut.
    »Wie wäre es, wenn wir versuchen Stars als Gastmoderatoren zu bekommen? Das zieht doch sicher«, schlug ich vor.
    Felix nickte. »Daran hatte ich auch schon gedacht. Bei der Sommerflaute gestaltet sich das aber eher schwierig, vor allem was wir da an B- oder C-Klasse angeboten bekommen, taugt nicht, um echte Stars zu interviewen. Die zweite Liga versucht dann wieder alles, um sich selbst zu profilieren, deckt den eigentlichen Star zu und labert den wahren Promis ins Wort.«
    Da hatte er Recht.
    »Wie wär’s, wenn wir Best-ofs produzieren, bis Imka wieder kommt?«, überlegte ich.
    »Darauf wird’s wohl rauslaufen. Aber aktuelle Interviews müssen wir natürlich annehmen. Die müssen wir dann eben off Kamera drehen. Das können wir dann auch ohne Moderator machen. Stellst du eben die Fragen. Zum Glück sprichst du fließend Englisch.«
    »Sag, Felix, und wie kommt Babette auf die glorreiche Idee, sich als Schauspielerin zu versuchen? Die ist doch schon bei einfachen Moderationen verkrampft und so natürlich wie Ivana Trump bei einer ihrer Bootfotostorys?«
    Felix zog seufzend die Schultern hoch. »Da fragst du den Richtigen, so nah wie Babette und ich uns stehen. Aber ich habe läuten hören, dass sie versucht Mara nachzueifern.«
    Mara war eine der wirklich begabten Moderatorinnen. Sie war ausgebildete Schauspielerin, spielte neben ihrer Tätigkeit bei TV -plus in hochwertigen Fernsehproduktionen mit, tourte mit ausgesuchten Theaterprogrammen durch die Republik und war auch ansonsten ein Traum.
    Witzig, schlagfertig, intelligent. Mara war eine der wenigen, der man keine Texte schreiben musste, sondern die frei und aus dem Stegreif sprechen konnte. Sie zog ihr Ding unbeeindruckt durch und hatte ein Händchen für Projekte, die ihr nicht nur Spaß machten, sondern sie auch weiterbrachten. Außerdem sah sie unglaublich gut aus.
    »Ja, Mara! Warum können wir nicht Mara bekommen?«
    »Weil sie leider schon ausgebucht ist. Aber wenn’s nach den internen Bewerbungen ginge, hätten wir kein Problem. Der Flurfunk hat wieder prächtig funktioniert. Bevor ich das mit Babette wusste, stand schon so ein junges Ding vor mir, die gerade mit ’nem Praktikum im Verkauf angefangen hat, und meinte, sie würde gerne einspringen und sei in Spracherziehung ausgebildet. Bin echt froh, dass du keine Ambitionen hast, vor die Kamera zu wollen, Lotte.«
    In dieser Hinsicht musste sich Felix tatsächlich keine Sorgen machen. Die Arbeit hinter der Kamera fand ich viel spannender.
    Felix sah mich plötzlich mit so einem komischen Blick an.
    »Sag, Lotte, du leuchtest so. Bist du verliebt?«
    »Äh, ich habe gestern Nacht kaum geschlafen«, antwortete ich, obwohl die Auskunft nicht viel Sinn machte.
    Schleunigst nahm ich die Beine in die Hände, Richtung Archiv, um Tapes für die Best-of-Sendungen zu sichten und mich keinen weiteren Fragen stellen zu müssen.
    Wie hatte ich mich verraten? Was hieß, ich leuchte? Ich war höchstens überdreht. Vielleicht hatte Felix bemerkt, wie manisch ich im Sekundentakt auf mein Handy schielte und unbedarft vor mich hinstrahlte. Das waren die Momente, in denen ich an Justus’ Kuss denken musste. Vielleicht war ihm aber auch mein panisches Stirnrunzeln aufgefallen, das immer dann auftrat, wenn ich daran dachte, dass er sich noch nicht gemeldet hatte.
    Vielleicht kam mir aber auch die Erklärung gerade in Form einer grinsenden Mimi mit Blumenstrauß und Karte in der Hand entgegen.
    »Du musst ja wie ’ne Bombe eingeschlagen haben, wenn ich der Karte glauben darf.«
    Sofort schnellte mein Blutdruck wieder in die Höhe.
    »Sind die von Justus?«
    Mimi nickte.
    »Und da liest du einfach die Karte?«
    »War ein Missverständnis. Felix glaubte, die seien für

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