Flurfunk (German Edition)
zu geben.«
»Spinnt die eigentlich? So ’nen Schwachsinn zu verbreiten?« Ich war außer mir.
»Lotte, wo lebst du denn? Du arbeitest doch in den Medien! Wie kann dich so ’ne PR -Kampagne schocken? Diese Becker versucht nur den Film zu hypen. Das muss ich dir jetzt wirklich nicht erklären, oder?«
Leider hatte Lena Recht mit dem, was sie sagte.
»Meinst du, Justus weiß davon?«
Lena zuckte mit den Achseln.
»Keine Ahnung, wundern würde es mich nicht. Gehört das nicht zum Geschäft?«
Mir wurde allein bei dem Gedanken schlecht, wie Annabelle Leiniger affig wie immer im Interview Andeutungen bezüglich Justus und ihr machen würde.
Vielleicht waren es aber auch gar keine Andeutungen?
»Lena, was ist, wenn das wahr ist? Vielleicht finden die beiden sich ja tatsächlich gut?«
»Lotte, du musst nicht gleich durchdrehen, okay? Justus hat dir erst heute Morgen Blumen geschickt und dich aufs Set eingeladen. Das spricht nicht gerade dafür, dass er etwas zu verbergen hat, oder? Vergiss, was du eben gehört hast! Das Einzige, was zählt, ist, dass Justus und du euch näher kommt!«
Zum Glück war ich mit einer vernünftigen Freundin gesegnet, die mich davon abhielt, eine Dummheit nach der anderen zu begehen.
Wir traten in den Hof hinaus und liefen geradewegs Ulli Becker samt der Herausgeberin von Zeitgeschehen in die Arme. »Frau Becker« war sichtlich erfreut, mich zu sehen. Sie hatte einen Gesichtsausdruck wie ich, wenn mir Tintenfischbeinchen angeboten werden.
Ich sah ihr förmlich an, dass sie mich am liebsten ignoriert hätte, was bei einem handbreiten Abstand leider nicht möglich war. So presste sie sich ein »Guten Abend. Welch Zufall! Man ist ja gar nicht mehr sicher vor dir!« heraus, was wohl witzig hatte klingen sollen, aber genau so rüberkam, wie es vermutlich gemeint war, nämlich so: Ich kann dich nicht leiden und hab keine Lust, dir immer wieder zu begegnen.
Nett fand ich auch, dass sie mich duzte. Das war zwar in der Medienbranche üblich, nur hatte sie sich bei Justus’ Interview als Frau Becker vorgestellt und sich so auch von uns ansprechen lassen.
Ich straffte die Schultern und gab zurück: »Du, das dachte ich auch gerade. Und stell dir vor, Samstag werden wir uns wahrscheinlich wieder treffen. Justus hat mich zum Dreh eingeladen. Bist du auch da?«
Gleiches Recht für alle. Ich war mir nicht sicher, was ihr mehr missfallen hatte: die Tatsache, dass ich es gewagt hatte, sie ebenfalls zu duzen, oder die Androhung, auf dem Set aufzutauchen. Sie schien überrascht und wusste offensichtlich nichts von der Einladung. Das musste eine Perfektionistin wie Ulli Becker in den Wahnsinn treiben. Und das ausgerechnet vor der Herausgeberin von Zeitgeschehen . Diese musterte mich unverhohlen mit einem gewissen Interesse.
Sie wollte gerade etwas sagen, als Ulli Becker hastig die Verabschiedung einleitete und verschwand.
»Okay Lotte, jetzt ist es offiziell! Ich beglückwünsche dich zu deiner eben neu erworbenen Erzfeindin Frau Becker, äh Ulli, meine ich natürlich. Hatte ganz vergessen, dass ihr euch duzt!«
»Ich weiß, das war kindisch, aber ich konnte es mir einfach nicht verkneifen. Meinst du, die hasst mich jetzt?«
»Na ja, ich weiß nicht, wie ich es sonst deuten sollte, dass ihr burberry-bedeckter Hals anschwoll. Freude sieht, glaube ich, anders aus. Ich bin mir nicht sicher, ob das so ’ne gute Idee war. Schließlich ist sie eine der Personen, die am meisten Zeit mit Justus verbringt, und ich nehme an, dass er sie auch schätzt, schließlich scheint sie ihn bis nach oben gebracht zu haben.«
»Wie meinst du das?«
Lena sah mich skeptisch an.
»Na, ich hoffe eben nicht, dass sie jetzt versucht Einfluss auf Justus zu nehmen, weil du nicht gut für ihn bist, oder irgendwelche anderen Intrigen spinnt.«
War ich wirklich so blöd gewesen? Auf die Idee war ich überhaupt nicht gekommen. Nein, ich musste wieder total impulsiv reagieren, ohne einen Funken Verstand.
»Aber meinst du nicht, dass sie viel zu professionell ist, um mich ernst zu nehmen oder sich zu rächen?«
Lena legte mitleidig ihren Arm um meine Schultern.
»Lotti! Das mag sie sicher sein. Aber sie ist auch nur eine Frau, und du hast sie eben bis aufs Blut gereizt und sie vor einer wichtigen Kollegin ziemlich blöd aussehen lassen. Und das wird ihr sicher nicht gefallen haben. Also sei besser auf der Hut. Mit der ist nicht zu spaßen!«
Das konnte ja heiter werden, und das Beste daran war, ich hatte persönlich
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