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Flußfahrt

Flußfahrt

Titel: Flußfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dickey
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beschwerlich, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Steine waren sehr groß, und mit langen Schritten und Sprüngen arbeitete ich mich von einem dunklen Brocken zum anderen, mit einer Sicherheit, die mich selbst erstaunte. Es gab hier offenbar nichts, wovor ich Angst haben mußte. Das einzige, was mich hin und wieder störte, war mein Keuchen, in dem immer noch etwas von Panik war, und das schien mit den Bewegungen meines Körpers nichts zu tun zu haben.
    Ich brauchte ziemlich lange, mindestens eine Stunde, vielleicht auch zwei, bis ich das Ende der Stromschnellen erreichte. Als der Mondschein in der Tiefe in sanfter Glätte lag und das Tosen der Schnellen schwächer wurde, war ich an der Stelle des Flusses angelangt, die ich hatte erreichen wollen. Was jetzt? Oben, am Rande der Schlucht, lagen überall Felsbrocken, und viele von ihnen hätten ein gutes Versteck abgegeben, aber dann hätte ich so gut wie nichts gesehen. Ich beschloß, noch etwas weiter flußabwärts zu gehen und festzustellen, wie es dort aussah. Danach wollte ich wieder zu der Stelle zurückkehren, an der ich jetzt stand. Diesmal kam ich schwerer voran; es gab ein paar üble Stellen: große zerklüftete Felsen mit umgestürzten Bäumen dazwischen, und einmal stand ich plötzlich vor einer Art natürlicher Barrikade, hoch wie eine Mauer, vor der ich fast den Mut verlor. Sowohl jetzt, da ich flußabwärts ging, wie auf dem Rückweg würde ich einen beträchtlichen Umweg landeinwärts machen müssen, um hinüberzugelangen. Doch zu beiden Seiten der Mauer standen ein paar junge Bäume, und mit deren Hilfe – ich konnte mich an ihnen festhalten, während ich über die Felsen kletterte – bestieg ich die Mauer und rutschte an der anderen Seite herunter. Ich behielt ständig den Fluß im Auge, und wenn der Mann nicht auf der Felsmauer lag – wo man keine gute Sicht hatte, denn man sah den Fluß nur wie die sich im Winde rührenden Blätter eines Baumes hinter dem Blattwerk eines anderen Baumes –, mußte er sich schon irgendwie an den äußersten Rand stellen, um einen guten Überblick über den Fluß zu haben und zielen zu können. Über dem ruhigeren Teil der Strömung, den ich oben abgeschritten hatte, gab es nur eine Stelle, die dafür geeignet schien. Weiter flußaufwärts war sie von übereinanderliegenden Felsblöcken verstellt, aber vom Wald her war sie, soweit ich beurteilen konnte, wesentlich leichter zu erreichen. Ganz am Rand befand sich ein kleines sandiges Plateau, von dem aus man durch ungefähr ein Meter hohes Gras den Fluß sehen konnte. Hier würde es geschehen, soviel stand für mich fest. Häuser und Highways waren weit genug entfernt, daß man einen Gewehrschuß dort nicht hören würde. Andererseits wiederum waren sie doch in der Nähe, und je näher sie waren, um so weniger würde der Mann einen Schuß riskieren. Wenn er nicht hierherkommt, dachte ich, sondern sich einen abgeschiedenen Platz flußabwärts aussucht, sind Bobby und Lewis geliefert.
    Ja, dachte ich feige, aber doch irgendwie erleichtert, sie kann er dort erwischen. Schließlich hatte ich alles getan, was in meiner Macht lag, und letzten Endes brauchte ich dann nur noch einen Weg aus dem Wald zu finden und dem Fluß bis zur nächsten Highway-Brücke zu folgen. Der Gedanke, daß der Mann, wenn er die beiden anderen erledigt hatte, auch mich jagen würde, beunruhigte mich nicht sonderlich, denn er konnte ja nicht wissen, wo ich mich befand, obschon ich bis zu einem gewissen Grade fürchtete, daß er den Spuren, die ich im dunklen Dickicht und im Blattwerk hinterließ, folgen würde. Zwar wußte er, daß vier Leute in den Booten gewesen waren, aber einer von uns konnte schließlich in den Stromschnellen ertrunken sein, in denen wir ja tatsächlich beinahe alle umgekommen wären. Mein Leben war also weniger in Gefahr als das der anderen, es sei denn, der Zufall konfrontierte mich plötzlich mit dem Zahnlosen. Oder ich verfehlte ihn beim ersten Schuß. Ein Schauder überlief mich, und ich fühlte, wie mir bei dieser Aussicht die Zunge anschwoll. Einen Augenblick lang dachte ich daran, mich in die Wälder zu schlagen, doch eine innere Stimme sagte mir, daß ich nicht aufgeben durfte. Wenn Bobby und Lewis starben, wollte ich mir nicht vorwerfen müssen, daß ich weiter nichts getan hatte, als eine Felswand hochzuklettern, und sie dann ihrem Schicksal überlassen hatte. Aber wenn der Mann, nach dem ich Ausschau hielt, nicht hierherkam, wo ich ihn erwartete, um ihn zu töten,

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