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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Zögern und etwas leiser hinzu. Er sah Rachel bei diesen Worten nicht an, sondern ließ seinen Blick unentwegt und sehr schnell über das Armaturenbrett des Helikopters streifen. Der Ausdruck, der dabei in seinen Augen stand, gefiel Rachel nicht. Nicht im Entferntesten.
    »Das … das war doch gerade nur ein Scherz, oder?«, fragte sie. »Dass du nicht weißt, wie man so eine Maschine fliegt, meine ich.«
    Benedikt grinste flüchtig und mit so wenig Überzeugungskraft, wie sie es vor einem Augenblick noch nicht einmal für möglich gehalten hätte, streckte die Hand nach den Kontrollhebeln des Helikopters aus und zog sie wieder zurück, ohne irgendetwas berührt zu haben. »Diese verdammte Kiste ist uralt«, murmelte er. »Wahrscheinlich hat Leonardo da Vinci sie persönlich konstruiert. Ich hätte gedacht, dass sich der Vatikan etwas Besseres leisten könnte.«
    »Das ist jetzt nicht mehr witzig«, sagte Rachel nervös. »Bitte, Benedikt –«
    Der Rest ihrer Worte ging in einem erschrockenen Keuchen unter, als Benedikt den Helikopter warnungslos einen Meter weit in die Höhe steigen ließ. Eine Sekunde lang hing die Maschine scheinbar schwerelos über dem Boden, dann kippte sie bedrohlich nach rechts, im nächsten Augenblick ein noch weiteres Stück nach links und setzte schließlich mit einem so harten Ruck wieder auf, dass Rachel zum zweiten Mal die Luft wegblieb.
    »Für den ersten Versuch nicht schlecht, wie?«, grinste Benedikt. »Ich schätze, wenn ich noch ein bisschen übe, kriege ich es hin. Wenn ich nur wüsste, wozu all diese lustigen bunten Lämpchen und Schalter gut sind …«
    Rachel setzte sich mühsam auf und durchbohrte ihn mit dem wütendsten Blick, den sie zustande brachte. Am liebsten hätte sie ihn angeschrien. Stattdessen jedoch griff sie hastig nach dem Anschnallgurt, zog ihn über die Brust und ließ den Verschluss einrasten. Sie benötigte einige Augenblicke dazu, denn der Gurt unterschied sich in Funktion und Konstruktion vollkommen von allen anderen, die sie je gesehen hatte. Vielleicht hatte Benedikt ja Recht: Zumindest dieser Sicherheitsverschluss sah ein bisschen so aus, als hätte ihn da Vinci nicht nur konstruiert, sondern auch eigenhändig zusammengebaut.
    »Wo sind deine Freunde?«, erkundigte sich Benedikt.
    De Ville und die beiden anderen waren ganz gewiss nicht ihre Freunde, aber sie verstand trotzdem, wen er meinte, und drehte sich abermals im Sitz herum. In dem schmalen Ausschnitt des Seeufers, das sie durch die immer noch offen stehende Seitentür der Maschine erkennen konnte, war keine Spur mehr von ihnen zu sehen; wortwörtlich. Der Regen hatte die tiefen Fußabdrücke, die sie im Uferschlamm hinterlassen hatten, binnen weniger Augenblicke vollkommen ausgelöscht. Wenigstens etwas. »Keine Ahnung«, sagte sie. »Wahrscheinlich verstecken sie sich irgendwo unter den Bäumen dahinten. Besonders viel wird das allerdings nicht nutzen, fürchte ich.« Sie drehte sich wieder nach vorne. Ihr Nacken schmerzte von der angespannten Haltung. »Ich hoffe, du hast Recht und ihnen geschieht wirklich nichts.« Sie war nicht ganz sicher, ob Benedikt diese Worte überhaupt gehört hatte. Auf seinem Gesicht lag noch immer derselbe angespannte Ausdruck, aber er starrte jetzt nicht mehr die Instrumente vor sich an, sondern blickte durch das Fenster nach draußen, als suche er nach etwas Bestimmtem. Oder nach jemandem?
    »Worauf wartest du?«, fragte sie.
    »Ich versuche mich zu erinnern«, erwiderte Benedikt. »Ich habe vor ein paar Jahren einmal einen Film über Hubschrauberfliegen gesehen, aber ich –«
    »Das ist jetzt wirklich nicht mehr komisch«, sagte Rachel scharf.
    »Ich weiß.« Benedikt sah kurz in ihre Richtung und dann wieder nach draußen. »Entschuldige. Ich dachte, ich könnte dich ein bisschen aufheitern.«
    »Das kannst du«, antwortete Rachel. »Indem du mir zum Beispiel endlich erklärst, was das alles hier zu bedeuten hat.«
    »Das habe ich dir schon erklärt«, erinnerte Benedikt. »Aber du glaubst mir ja nicht. Gib mir ein Handy.«
    »Eins von denen?« Rachel deutete mit dem Daumen über die Schulter zurück auf eines der vier Mobiltelefone, die auf den plastikbezogenen Sitzen hinter ihnen lagen, und schüttelte den Kopf. »Ganz bestimmt nicht.«
    »Wir brauchen Hilfe«, erinnerte Benedikt. »Ich muss telefonieren.«
    »Aber nicht mit einem von diesen Dingern«, sagte Rachel, als er dazu ansetzte, sich aus dem Sitz zu stemmen und selbst nach hinten zu gehen.
    Benedikt

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