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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wird?«
    »Das hat doch keinen Sinn«, sagte De Ville.
    Naubach ignorierte ihn unerschütterlich weiter, aber Storck nickte und sagte: »Ihr Kollege hat Recht, Herr Kommissar. Es hat keinen Sinn. Ich kenne diese Taktik der Deeskalation so gut wie Sie. Ich war vor zwei Jahren in einem Vortrag über genau dieses Thema, den Sie selbst gehalten haben.«
    »Aber ganz offenbar haben Sie mir nicht zugehört«, erwiderte Naubach scharf. »Und allem Anschein nach haben Sie auch ansonsten auf der Polizeischule nicht besonders gut aufgepasst, sonst wüssten Sie, dass Sie nicht davonkommen.«
    Er verzog geringschätzig die Lippen. Rachel verstand mittlerweile nicht mehr, was er überhaupt bezweckte. Trotz allem hatte sie Naubach bisher für einen sehr vernünftigen Mann gehalten, der nichts tat, ohne vorher darüber nachgedacht zu haben, aber was er jetzt tat, war einfach irrational. Er konnte nichts erreichen. Selbst wenn es ihm gelang, den jungen Beamten hinlänglich zu provozieren, um ihn zu einer Sekunde der Unaufmerksamkeit zu verleiten, wäre ein körperlicher Angriff der reine Wahnsinn gewesen. Sowohl er als auch De Ville waren verletzt und unbewaffnet. Und auch ohne die Pistole in der Hand des Polizisten waren dieser und Benedikt den beiden älteren Männern hoffnungslos überlegen. Außerdem war Naubach einfach nicht der Typ, der sich herumprügelte. Sie konnte sich vieles vorstellen, aber nicht, dass er seine Fäuste benutzte, um zum Ziel zu gelangen.
    Dennoch verzog er schon wieder das Gesicht zu einer Grimasse und setzte dazu an weiterzusprechen, und vielleicht nur um irgendetwas zu sagen und die drohende Explosion so vielleicht doch noch zu verhindern, richtete sich Rachel ein wenig im Sitz auf und wandte sich direkt und mit ganz leicht erhobener Stimme an Benedikt: »Wie geht es Ihnen?«, fragte sie. »Sind Sie verletzt?«
    Darkov schüttelte den Kopf und sagte: »Gut.« Was eine glatte Lüge war, denn er war noch immer so bleich wie die sprichwörtliche Wand und zitterte, zwar nur ganz leicht, aber am ganzen Körper, und als er versuchte ein Lächeln auf seine Lippen zu zaubern, um seine Worte zu untermauern, geriet es eher zu einer Grimasse. Dennoch fuhr er fort: »Mir ist nichts passiert.«
    »Schade eigentlich«, sagte Naubach.
    »Und auch Ihnen wird nichts geschehen«, sagte Benedikt, nunmehr direkt an ihn gewandt. »Ich gebe Ihnen mein Wort, dass weder Ihnen noch sonst jemandem hier drinnen ein Leid geschehen wird, wenn Sie nichts Dummes tun.«
    »Wie zum Beispiel eine geplante Entführung zu verhindern?«, erkundigte sich Naubach.
    Benedikt maß ihn mit einem Blick, in dem Rachel vergeblich nach Zorn oder auch nur Ärger suchte, sondern in dem, wenn überhaupt, allenfalls eine schwache Spur von Trauer zu lesen war. »Ich wollte, ich könnte Ihnen erklären, worum es geht«, sagte er. »Aber Sie würden es nicht verstehen.«
    »Das ist auch nicht nötig«, erwiderte Naubach mit einem Blick auf Storck. »Ihr Kumpan da wird Zeit genug haben, es zu tun. Ich schätze, irgendetwas zwischen sieben und zwölf Jahren – bis jetzt.«
    Bevor Darkov antworten konnte, drang eine quäkende elektronische Tonfolge aus der Jackentasche des Polizisten. Storck griff hinein, zog ein Handy heraus und hielt es ans Ohr. Er lauschte eine gute Minute, ohne irgendetwas zu sagen, dann nickte er. »Wir warten hier«, sagte er. »Aber beeilt euch.«
    Er steckte das Telefon wieder ein und wandte sich mit einem knappen »Sie sind unterwegs« an Benedikt. »Noch zehn Minuten, allerhöchstens.«
    »Und dann?«, erkundigte sich Naubach. »Ich meine, nur falls es Ihnen nichts ausmacht, mir diese Frage zu beantworten: Werden Sie uns erschießen, sobald Ihre Kumpane hier eingetroffen sind?«
    Storcks Blick wurde gequält, aber Benedikt kam ihm mit der Antwort zuvor: »Ihnen wird nichts geschehen, Herr Kommissar. Sie sind frei, sobald wir fort sind. Darauf haben Sie mein Wort.«
    »Aber selbstverständlich«, antwortete Naubach spöttisch. »Ihr Kollege wird mir seine Waffe aushändigen und sich ohne Widerstand festnehmen lassen, sobald Sie in den Wagen gestiegen und davongefahren sind.«
    »So ungefähr. Vielleicht nicht unbedingt sofort, aber nach einer halben Stunde«, erwiderte Benedikt ernst. Er schüttelte den Kopf. »Ich wollte, ich könnte Sie davon überzeugen, dass wir nicht Ihre Feinde sind.« Ohne Naubachs Antwort abzuwarten – er hätte wahrscheinlich ohnehin keine bekommen, die deutlich über eine weitere bissige Bemerkung

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