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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hinterlassen, die so breit ist wie der Grand Canyon. Sobald er aufwacht, haben sie uns.«
    »Keine Sorge. Er wird mindestens drei oder vier Stunden durchschlafen.« Benedikt machte sich nicht die Mühe zu erklären, woher er diese Überzeugung nahm, aber sein Tonfall ließ auch kaum Zweifel zu. Er trat das Gaspedal durch und der Truck setzte sich mit dem scharfen Zischen der gelockerten Druckluftbremsen in Bewegung, allerdings nicht gerade schnell und alles andere als gleichmäßig. Benedikt konnte eindeutig besser einen Helikopter fliegen als Lkw fahren. Rachel sparte sich jeden Kommentar.
    »Wie geht es deinem Freund?«, fragte sie. Es war kein Zufall, dass sie genau dieses Wort benutzte.
    Benedikt blickte auf das mittlerweile eingetrocknete Blut an seinen Händen hinab, ehe er antwortete. »Er wird es überleben. Ich habe ihm ein Schmerzmittel gegeben. Er schläft.«
    Der Wagen wurde schneller und Benedikt begann mit den hektischen Bewegungen eines Menschen am Lenkrad zu kurbeln, der eine Tätigkeit ausübte, der er im Grunde nicht gewachsen war. Der Wagen schwenkte in einem weit ausholenden Bogen auf den Parkplatz hinaus und nahm Kurs auf die Autobahnauffahrt, und Rachel rutschte auf dem Sitz so weit zur Seite, bis sie in den Rückspiegel sehen konnte. Die beiden Streifenwagen standen noch immer da wie zwei bizarre grün-weiß gefleckte Raubtiere, die in ihrem Versteck auf Beute lauerten, und zumindest in einem davon konnte sie verschwommene Bewegungen ausmachen. Die Streifenwagen waren nicht von ihren Besatzungen abgestellt worden, damit diese während ihrer Dienstzeit einen Kaffee trinken oder vielleicht auch einen Zechpreller an der Tankstelle festnehmen konnten.
    Benedikt schaltete so ungeschickt in den nächsthöheren Gang, dass der Truck einen harten Satz machte und vom Auflieger her ein dumpfes Poltern zu hören war, und für eine Sekunde war Rachel felsenfest davon überzeugt, dass die Blaulichter auf den Dächern der beiden Streifenwagen jetzt zu zuckendem Leben erwachen und die Wagen mit heulenden Sirenen zur Verfolgung ansetzen würden. Als nichts dergleichen geschah, rutschte sie wieder auf dem Sitz zur Seite und warf Benedikt einen schrägen Blick zu.
    »Als Trucker würdest du glatt verhungern.«
    Benedikt rang sich ein gequältes Lächeln ab, aber statt auf ihre Bemerkung einzugehen, schaltete er das Radio ein und begann an den Knöpfen zu drehen. Das einzige Ergebnis war ein dumpfes, unangenehmes Brummen, das keine erkennbare Modulation hatte. »Kaputt«, murmelte er. »Vielleicht sind die atmosphärischen Störungen mittlerweile auch einfach zu stark.« Er seufzte und machte eine Kopfbewegung zu dem Fernseher auf dem Armaturenbrett. »Schalt das Ding ein«, bat er. »Irgendeinen Nachrichtensender.«
    »Willst du dich davon überzeugen, dass wir jetzt Fernsehstars sind?«, fragte Rachel, beugte sich aber trotzdem im Sitz vor und suchte nach dem Einschaltknopf. Sie fand ihn, aber nachdem sie ihn gedrückt hatte, wurde sie nur mit statischem Rauschen und dem berühmten weißen Schneegestöber belohnt. Wahrscheinlich funktionierte das Ding nur, wenn der Wagen stand. »Das hat keinen Sinn.«
    »Versuch es trotzdem weiter«, bat Benedikt. Er trat die Kupplung durch, schaltete in den nächsthöheren Gang und schaffte es diesmal tatsächlich zu beschleunigen, ohne dass sich der Wagen dabei wie ein Känguru mit akutem Schluckauf benahm. Sie wurden schneller und rollten auf die Beschleunigungsspur hinaus.
    »Das ist zwar vollkommen sinnlos – aber bitte.« Rachel zuckte die Achseln und bemühte sich ein möglichst eingeschnapptes Gesicht zu machen, aber sie wandte sich trotzdem wieder dem Fernseher zu und begann an der Antenne zu fummeln. Ein paar Mal gelang es ihr tatsächlich, etwas wie ein Bild hereinzubekommen – oder zumindest ein paar Schemen, in die man mit einiger Fantasie die Umrisse eines Nachrichtensprechers hineindeuten konnte –, aber das Bild verschwamm jedes Mal schneller, als sie die Antenne nachjustieren konnte.
    »Das ist sinnlos«, sagte sie schließlich noch einmal.
    »Versuch es trotzdem weiter«, sagte Benedikt.
    »Dann sag mir wenigstens, warum. Hast du Angst, die tägliche Folge deiner Lieblings-Soap zu verpassen?«
    Benedikts Blick machte klar, dass er nicht genau verstand, wovon sie überhaupt sprach. Vermutlich wusste er nicht einmal, was eine Soap war. »Du wolltest doch einen Beweis, oder?«
    »Beweis?«
    Benedikt sah auf die Armbanduhr und lenkte den Wagen, wie Rachel mit

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