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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Rekordzeit zu schließen. Natürlich brauchte sie länger dafür als normalerweise und ihre Laune sank noch weiter. Sie war beunruhigt, sie hatte Angst, aber sie war mittlerweile auch wütend auf sich selbst, dass sie so reagierte, wie sie es tat. Aber sie war auch unfähig, die Angst zurückzudrängen und so gelassen und überlegt zu handeln, wie sie es von sich selbst erwartete und normalerweise auch schaffte.
    Sie stieg in den Wagen, fummelte mit einiger Mühe den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn herum.
    Alles, was sie hörte, war ein leises, schweres Klacken. Rachel fluchte, versuchte es noch einmal und diesmal erklang nicht einmal mehr das Geräusch des Anlassers. Auch das Armaturenbrett blieb dunkel. Die Batterie war leer. Wahrscheinlich gab es auch dafür eine ganz normale Erklärung, aber in dem Zustand immer stärker werdender Panik, der sich ihrer bemächtigt hatte, hatten Erklärungen nicht mehr viel Sinn.
    Sie blieb einige Sekunden lang reglos hinter dem Steuer sitzen, starrte gegen die graue Wand aus Regen und Kälte vor dem offenen Garagentor und wurde sich plötzlich bewusst, wie verwundbar sie hier war. Mit einer erzwungen ruhigen Bewegung öffnete sie die Wagentür, stieg aus und ging ins Haus zurück. Sie verriegelte sorgsam die Terrassentür hinter sich, schloss die Fenster und wartete vergeblich darauf, dass sich ein halbwegs sicheres Gefühl einstellte. Was sollte sie tun? Ein Teil von ihr schreckte noch immer davor zurück, sich wie eine hysterische Ziege zu benehmen und zum Nachbarn hinüberzulaufen, um dort um Hilfe zu bitten. Aber ein anderer, viel größerer Teil sagte ihr mit immer stärker werdendem Nachdruck, dass dies das einzig Vernünftige war, was sie tun konnte.
    Es klingelte.
    Rachel schrak so sehr zusammen, dass sie um ein Haar einen Schrei ausgestoßen hätte, fuhr auf dem Absatz herum und starrte die Haustür an. Das einzige Bleiglasfenster, das in Kopfhöhe darin eingelassen war, diente vor allem der Dekoration und ließ ein wenig gefärbtes Licht, aber kaum Informationen durch. Sie konnte einen verschwommenen Umriss erkennen, mehr aber auch nicht. Ihr Herz schlug so hart, dass sie es bis in die Fingerspitzen hinein spüren konnte, und in ihrem Mund war plötzlich ein bitterer, fremder Geschmack. Das war nicht in Ordnung. Das war ganz und gar nicht in Ordnung. Niemand wusste, dass sie hier war. Niemand außer …
    Das Klingeln wiederholte sich. Rachels Gedanken begannen zu rasen. Sie war immer noch in Panik, aber ein kleiner Teil ihres Verstandes arbeitete so klar und präzise wie ein Computer. Wenn es wirklich der junge Mann von vorhin war, was immer er auch in Wahrheit sein mochte, dann hatte sie jetzt eine Chance zu entkommen. Er konnte nicht gleichzeitig hier an der Haustür klingeln und das Gartentor bewachen. Sie konnte davonlaufen und irgendwo um Hilfe bitten, bevor er auch nur merkte, dass sie nicht mehr da war. Statt es jedoch zu tun, ging sie mit langsamen Schritten los und erreichte die Tür, als zum dritten Mal geklingelt wurde. »Wer ist da?«, rief sie laut.
    »Frau Weiss? Rachel?«
    Sie versuchte sich an die Stimme des jungen Mannes zu erinnern, aber sie war zu aufgeregt. Sie konnte es sein, ebenso gut aber auch nicht. »Wer ist da?«, fragte sie noch einmal. »Was wollen Sie?«
    »Ich bin es. Wir haben uns gerade kennen gelernt. Ich habe Sie nach Hause gebracht. Bitte machen Sie auf. Ich muss Sie sprechen!«
    Seltsam, sie sollte Angst haben, aber sie war fast erleichtert zu begreifen, dass es genau der war, den sie erwartet hatte. Vielleicht war es eine besondere Art von Hysterie, die von ihren Gedanken Besitz ergriffen hatte, aber aus irgendeinem Grund war sie fast davon überzeugt, dass ihr von diesem jungen Mann keine Gefahr drohte. Vollkommener Unsinn! »Was wollen Sie?«, fragte sie noch einmal.
    »Ich muss mit Ihnen reden. Bitte machen Sie die Tür auf!«
    »Das werde ich ganz bestimmt nicht tun«, antwortete Rachel. Sie versuchte einen möglichst sicheren Klang in ihre Stimme zu legen, hörte aber selbst, wie kläglich dieser Versuch misslang. »Bitte gehen Sie«, rief sie. »Ich bin Ihnen dankbar, aber ich habe jetzt keine Zeit.«
    Das Klingeln wiederholte sich, brach nach einer Sekunde ab, dann klopfte es energisch an der Tür. »Ich weiß, dass Sie wahrscheinlich Angst haben«, fuhr die Stimme des jungen Mannes fort. »Und ich weiß auch, dass Sie mir wahrscheinlich nicht glauben werden, aber ich muss Sie sprechen, bitte machen Sie die Tür auf.

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