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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Eindruck hatte ich gerade aber nicht.«
    De Ville lächelte flüchtig, als hätten ihm ihre Worte geschmeichelt, schüttelte aber trotzdem den Kopf. »Wir haben sie überrascht, das war alles«, sagte er. »In einem offenen Feuergefecht sähe es anders aus, glauben Sie mir. Es gäbe eine Menge Tote und vermutlich noch mehr Verletzte – vor allem unter den Dorfbewohnern, fürchte ich. Wir haben die Behörden bereits informiert. Die Polizei wird sich um Darkovs Männer kümmern.«
    »Und dabei gibt es dann weniger Tote?«
    »Möglicherweise ja«, antwortete De Ville in leicht verärgertem Ton. »Darkovs Leute sind Profis. Ich glaube nicht, dass sie kämpfen werden, wenn sie erst einmal begriffen haben, dass es nichts mehr gibt, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Ich werde sie wissen lassen, dass wir Darkov gefangen genommen haben. Und jetzt kommen Sie endlich!«
    Er trat in den Regen hinaus, und diesmal folgte ihm Rachel, ohne noch einmal zu zögern.
    Der Regen hatte ein wenig nachgelassen, aber es war so kalt wie zuvor, und die Dunkelheit schien beinahe noch massiver geworden zu sein, fast als hätte sich etwas auf unheimliche Weise zugleich Stoffliches und vollkommen Immaterielles auf die Erde herabgesenkt. Obwohl sie dicht hinter De Ville ging, hatte sie beinahe Mühe, ihn noch zu sehen, und selbst der große Transporthubschrauber, mit dem Darkov gekommen war, existierte nur als sonderbar bedrohlicher Schatten, der mit dem Wald dahinter verschmolz und vollkommen unsichtbar gewesen wäre, hätte über seiner Kanzel nicht die orangerote Warnleuchte geflackert. Links von ihr geisterten blasse Lichtstrahlen durch den Regen; Taschenlampen, vielleicht auch die Wagen, von denen De Ville gerade gesprochen hatte. Rachel fragte sich vergeblich, wie seine Männer es geschafft hatten, die Wagen bei diesem Wetter hier heraufzuschaffen, und noch vergeblicher, wie sie wieder herunterkommen wollten.
    »Sind Sie sicher, dass wir bei diesem Wetter fliegen können?«, fragte sie, als sie den Helikopter erreicht hatten, De Ville aber keine Bewegung machte, um einzusteigen, sondern nur den Kopf in den Nacken legte und in die schwarze Wolkendecke hinaufsah. Sie hätte eine Menge darum gegeben, wenn er mit einem überzeugten Nicken und einem aufmunternden Lächeln geantwortet hätte, doch stattdessen reagierte er eine endlose, quälende Sekunde lang gar nicht und hob dann nur die Schultern.
    »Ich hoffe es«, sagte er halblaut. »Aber ich fürchte, wir werden es riskieren müssen. Mit dem Wagen brauchen wir eine Stunde bis ins Tal.«
    Eher zwei, dachte Rachel. Wenn sie überhaupt ankämen. Uschi hatte sich diese einsame Berghütte nicht ausgesucht, weil sie so bequem zu erreichen war. Dennoch grenzte es an Wahnsinn, bei diesem Sturm in einen Helikopter zu steigen, auch wenn es sich um eine außergewöhnlich große und entsprechend robuste Maschine handelte. Denn es war trotz allem eine von Menschenhand geschaffene Maschine und nichts, was Menschen gebaut hatten, konnte gegen die Urgewalt der Natur bestehen.
    De Villes Gedanken schienen sich in ähnlichen Bahnen zu bewegen, denn er zögerte noch immer, in den Helikopter einzusteigen, und musterte weiter den Himmel.
    Dann hörte es auf zu regnen.
    Es geschah ganz schnell, aber so undramatisch, dass Rachel es im ersten Moment nicht einmal bemerkte. Binnen Sekunden ließ der Regen nach, wurde für einen Augenblick zu einem feinen Nieseln und verebbte schließlich ganz, und noch bevor Rachel ganz begriff, was geschah, verstummte auch der Wind. Nach dem ununterbrochenen Heulen und Wimmern, das sie fast den gesamten Tag über begleitet hatte, wirkte die plötzliche Stille fast unheimlich.
    De Ville sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein, und als sich Rachel zu ihm herumdrehte und in sein Gesicht sah, erblickte sie darauf einen Ausdruck so blanken Entsetzens, dass sie erschrocken zusammenzuckte.
    »Was ist los?«, fragte sie. »De Ville! Was bedeutet das?«
    Sie bekam keine Antwort. De Ville starrte weiter in den Himmel hinauf und hatte ihre Frage wahrscheinlich gar nicht gehört, und als Rachel erneut den Kopf in den Nacken legte und nach oben sah, verstand sie auch, warum.
    Es war noch nicht vorbei. Sturm und Regen hatten aufgehört und über ihnen verschwanden die Wolken. Die Wolkendecke riss nicht etwa auf oder trieb auseinander, sondern … verblasste innerhalb weniger Augenblicke und war dann einfach nicht mehr da, fast als wäre sie die ganze Zeit über nichts als ein Trugbild

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