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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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bis Sie genau wüssten, wer der Gute und wer der Böse ist«, sagte Uschi. »Was haben Sie erwartet? Dass der kleine Messias eines Tages übers Wasser wandelt und dem anderen Flügel und Hörner wachsen?«
    De Ville warf ihr einen wütenden Blick zu, aber Johannes Petrus lächelte nur traurig und deutete ein Kopfschütteln an. »Ich habe nichts gedacht, mein Kind«, sagte er. »Ich war verzweifelt, so verzweifelt, wie ich seither an jedem einzelnen Tag in jeder einzelnen Sekunde gewesen bin. Und es sollte anders kommen. Ich … war nicht allein. Ich hatte Männer bei mir, die mir für Geld bei meiner blutigen Tat helfen sollten. Gedungene Mörder, deren Seelen schon lange dem Teufel gehörten und um die es nicht schade war.«
    Es fiel Rachel immer schwerer zu glauben, was sie hörte. Es stand ihr nicht zu, das Oberhaupt der katholischen Kirche zu kritisieren oder gar über den Papst zu urteilen, aber sie erlaubte sich dieses Urteil sehr wohl über den Mann, der er vor dreißig Jahren gewesen war, und es fiel nicht sehr gut aus. Johannes Petrus hatte es gerade selbst gesagt – es war die Rechnung des Teufels, die er damals aufgemacht hatte. Aber als sie Zorn empfinden wollte, gelang es ihr nicht. Er hatte dafür bezahlt. Wenn es etwas wie die Hölle gab, dann kannte er sie bereits, denn er hatte die letzten dreißig Jahre seines Lebens darin verbracht und er war noch immer darin.
    »Darkov?«, vermutete sie.
    Johannes Petrus nickte. »Pjotr Darkov«, bestätigte er. »Er war schon damals ein schlechter Mensch. Böse, habsüchtig und vollkommen ohne Gewissen. Er wusste nicht, worum es ging. Natürlich haben wir es ihm nicht gesagt. Es interessierte ihn auch nicht. Wir gaben ihm Geld und das war alles, was er wollte.«
    »Offensichtlich nicht«, sagte Uschi, aber Johannes Petrus schüttelte nur knapp und fast zornig den Kopf.
    »Aber ganz genau das war es«, behauptete er. »Als ich die Kinder nahm und fliehen wollte, hinderte er mich daran.« Er lachte bitter. »Er wollte ein Lösegeld von mir. Ich weiß nicht, was er geglaubt hat, aber er muss wohl der Meinung gewesen sein, dass sie von großem materiellem Wert für die Kirche seien.«
    »Aber waren sie das denn nicht auch?«, wollte Uschi wissen.
    De Ville starrte sie wütend an und war kurz davor, sie mit einer herrischen Geste zu unterbrechen, aber sie fuhr schnell und in eher fragendem als vorwurfsvollem Ton fort: »Ich meine: Wenn sich das wirklich alles so zugetragen hat, dann hätte die Kirche doch jedes Lösegeld für diese Kinder bezahlt?«
    »Es kam nicht so weit«, sagte Johannes Petrus. »Mein Sündenfall war noch nicht beendet. Ich war verzweifelt. Ich glaubte immer noch das Recht dazu zu haben. Meine Seele war verloren. Und wenn man schon die größte aller Sünden begangen hat, welche Rolle spielen dann noch die anderen? Ich hatte eine Waffe. Ich benutzte sie. Er wollte es, wissen Sie? Er hat sie mir gegeben und ich glaube, er wusste ganz genau, dass ich sie am Ende benutzen würde.«
    »Aber Sie haben ihn nicht getötet«, sagte Rachel.
    »Nein. Ich schoss auf ihn und er auf mich. Ich wurde getroffen und ich dachte, ich hätte ihn verfehlt, denn ich verlor das Bewusstsein und kam erst wieder zu mir, als die Männer kamen, die uns abholen wollten. Aber ich muss ihn wohl auch getroffen haben. Auf dem Dach war Blut und Darkov und eines der Kinder waren verschwunden.«
    »Und weiter?«, fragte Uschi, als der Papst nicht weitersprach, sondern plötzlich wieder mit diesem schrecklichen leeren Blick ins Nichts starrte. Es vergingen endlose Sekunden, ehe das Leben in seine Augen zurückkehrte und er sich aufrichtete.
    Er fuhr mit veränderter, nun wieder kräftigerer Stimme fort: »Man brachte mich fort und pflegte mich gesund und das Kind wurde an einen sicheren Ort gebracht, weit weg von mir, weit weg von dem Ort, an dem es geboren wurde, und von jedem, der es hätte erkennen können. Nicht einmal ich habe erfahren, wohin man es gebracht hat und wo und unter welchem Namen es aufwachsen sollte. O ja, wir haben uns große Mühe gegeben, die Spuren zu verwischen. Es gab nur drei Menschen auf der ganzen Welt, die das Geheimnis kannten.«
    »Offenbar nicht«, sagte Uschi. »Sonst hätte Darkov uns wohl nicht gefunden.«
    »Er hat den Ort herausgefunden, nicht die Person«, sagte De Ville. »Ja, das war ein cleverer Plan«, sagte Uschi. »Auf diese Weise musste er fünf von uns umbringen, statt nur eine.«
    »Und was die Genauigkeit der Vorhersage anbelangt«,

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