Flut: Roman (German Edition)
Feuer und seine Körpersprache war eindeutig. Er war alles andere als ein Operettensoldat, sondern ein Mann, der seine Aufgabe ernst nahm.
»Sie werden nicht sterben«, sagte Johannes Petrus. »Keiner von uns hier wird sterben! Wir gehören zu denen, die zum Überleben verdammt sind.«
»Also gibt es doch …«
»Es gibt einen Ort, an dem wir sicher sind«, sagte De Ville rasch, zwar an Uschi adressiert, aber mit einem schnellen und eindeutig warnenden Blick in Richtung des Papstes. »Wenn wir ein wenig Glück haben, heißt das.«
Uschi zog eine Grimasse. »Dann muss ich mich bei Ihrem Freund Benedikt ja wohl noch bedanken, wie? Hätten er und sein Vater uns nicht gekidnappt, dann wäre ich glatt ertrunken, und das ohne auch nur zu wissen, dass es ja für einen guten Zweck ist.«
»Das reicht jetzt«, sagte De Ville scharf. »Überspannen Sie den Bogen nicht.«
Das hatte sie längst getan. Rachel war sogar sicher, dass sie den Bogen ganz bewusst überspannte. Sie suchte die Auseinandersetzung, im Grunde ganz gleich, mit wem. Es war ihre Art, mit der Situation fertig zu werden.
»Bitte, meine Kinder«, sagte Johannes Petrus. »Unsere Zeit ist einfach zu knapp, um sie mit einem sinnlosen Streit zu vergeuden.« Er wandte sich direkt an Uschi. »Auch Sie und die anderen werden in Sicherheit gebracht, machen Sie sich keine Sorgen. Nach allem, was Ihnen angetan wurde, ist das wohl das Mindeste, was wir Ihnen schuldig sind. Aber ich bin nicht einmal sicher, ob wir Ihnen wirklich einen Gefallen damit tun.«
»Tanja ist also auf dem Weg hierher?«, vergewisserte sich Rachel.
Obwohl De Ville die Frage schon einmal beantwortet hatte, nickte er und sagte: »Die anderen sind bereits auf dem Weg nach Castel Gandolfo, aber Ihre Freundin wird zuerst hierher gebracht. Sie hat darauf bestanden herzukommen, nachdem man ihr gesagt hat, dass sich ihr Mann hier aufhält. Und Sie.«
Der Tonfall, in dem er das sagte, machte klar, dass er nicht mit dieser Entscheidung einverstanden gewesen, aber machtlos dagegen war. Dann runzelte er die Stirn, und als Rachel seinem Blick folgte, sah sie, dass Frank den Kopf gehoben hatte und zumindest ein Schatten von Leben in seine Augen zurückgekehrt war; vermutlich, als sie Tanjas Namen erwähnt hatte. Rachels Verachtung für Frank wurde keinen Deut schwächer, aber sie begann sich widerwillig einzugestehen, dass sie sich in ihm vielleicht getäuscht hatte. Zumindest seine Gefühle für Tanja schienen echt zu sein.
»Dann hatte Darkov sie also niemals in seiner Gewalt«, schloss Uschi. Ihr Gesicht verfinsterte sich noch weiter. »Sie waren die ganze Zeit hier und Sie haben dieses miese Spielchen mit Rachel nur gespielt, um Darkov zu schnappen?«
»Wofür halten Sie mich?«, fragte De Ville entrüstet.
»Ich glaube nicht, dass Sie das wirklich wissen wollen.«
»Sie tun dem Hauptmann Unrecht«, sagte Johannes Petrus sanft. »Wir haben uns vielleicht vor Gott schuldig gemacht und sicher vor unserem eigenen Gewissen, aber wir sind keine Verbrecher.«
»Ach?«, machte Uschi.
»Darkovs Söldner haben Tanja und die beiden anderen entführt und hierher gebracht, nach Rom«, fuhr De Ville nach einer Pause fort. »Wir haben vor ungefähr zwei Stunden herausgefunden, wo sie gefangen gehalten wurden. Sie wurden befreit und sind unversehrt.«
»Hier in Rom? Was für ein Zufall.«
»Nein, keineswegs«, antwortete De Ville. »Es musste hier in Rom sein.«
»Warum?«
»Weil es hier endet«, sagte De Ville. »Hier und jetzt.«
»Ach ja, die Prophezeiung«, sagte Uschi sarkastisch. »Das hatte ich schon fast vergessen.«
»Wie geht es Tanja?«, mischte sich Rachel ein. Uschi warf ihr einen fast wütenden Blick zu und auch Frank sah müde in ihre Richtung, aber De Ville wirkte eindeutig erleichtert, dass sie diesen sinnlosen Streit unterbrach.
»Sie ist unversehrt«, antwortete er. »Es geht ihr gut, machen Sie sich keine Sorgen.«
»Sie wissen, dass sie …«
»... schwanger ist?« De Ville lächelte flüchtig. »Das war kaum zu übersehen. Wie lange dauert es noch?«
»Bis das Kind geboren wird?« Rachel hob die Schultern. »Eine Woche. Vier oder fünf Tage. Ich weiß es nicht.«
»Unser Sohn«, murmelte Frank. Er stierte noch immer mit leerem Blick vor sich hin, aber er war wohl doch nicht ganz so weggetreten, wie sie alle angenommen hatten.
»Es wird ein Junge? Ich dachte, du wolltest nicht wissen, was es wird?«
»Das wollte ich auch nicht. Aber Tanja wollte es wissen. Sie … hat den
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