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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wehtun mussten und die ihn vermutlich auch ziemlich viel Kraft kosteten. »Nicht erschrecken«, sagte er.
    Rachel fuhr natürlich trotzdem zusammen, als er warnungslos vor das letzte verbliebene Bein des Bettes trat und es damit abbrach. Die Matratze krachte mit einem dumpfen Laut zu Boden, aber sie lag nun wenigstens wieder gerade. Tanja wimmerte vor Schmerz und zog die Knie an den Leib. Sie blutete heftig und Rachel fragte sich besorgt, ob das richtig war. Verdammt, sie hatte mindestens eine Million Filme im Fernsehen gesehen, in denen eine Geburt gezeigt oder zumindest in aller Ausführlichkeit darüber gesprochen worden war. Wieso hatte sie nicht wenigstens ein einziges Mal zugehört?
    »Ich … ich weiß nicht, was ich tun soll«, sagte sie hilflos.
    »Warten Sie. Vielleicht kann ich helfen.« Johannes Petrus trat mit einem schnellen Schritt neben sie und legte die Hand auf ihre Schulter, um sie beiseite zu schieben, aber Rachel rührte sich nicht, sondern sah nur verstört zu ihm hoch.
    »Sie?«
    Torben lächelte matt. »Bevor ich zu Gott fand, war ich einmal Arzt«, sagte er. »Ich habe bei einer Menge Geburten geholfen. Auch wenn es lange her ist, manche Dinge vergisst man nicht … so sagt man. Ich hoffe, dass es stimmt.«
    Rachel war nicht nur über sein Angebot erstaunt, sondern beinahe ebenso sehr darüber, dass er überhaupt noch am Leben war. In dem Chaos der letzten Minuten war er irgendwie aus ihrem Bewusstsein verdrängt worden, als wäre seine gesamte Existenz in diesem Kampf der Titanen einfach zermahlen worden. Aber er wirkte ganz im Gegenteil höchst lebendig. Selbst die dumpfe Verzweiflung war aus seinem Blick gewichen und hatte einem Ausdruck neuer Hoffnung und Lebensfreude Platz gemacht, den Rachel in diesem Moment als beinahe schon wieder unangemessen empfand.
    »Bitte«, sagte er.
    Hastig rutschte sie ein Stück zur Seite und stand dann auf, um ihm Platz zu machen. »Brauchen Sie irgendetwas?«, fragte sie. »Ich meine: heißes Wasser, saubere Tücher, oder so was? In Filmen rufen sie doch immer danach, wenn ein Kind kommt.«
    »Und ich habe noch nie so genau verstanden, warum«, sagte Torben lächelnd. »Außerdem bezweifle ich, dass Sie so etwas hier finden werden. Aber da sind noch mehr, die Hilfe brauchen. Kümmern Sie sich um Hauptmann De Ville, bitte. Ich glaube, es geht ihm nicht gut.«
    Rachel war fast froh, sich herumdrehen und gehen zu können, denn Tanja schrie plötzlich wieder lauter, und nun begann der wirklich unappetitliche Teil der Prozedur. Und wie sich zeigte, war Torbens Einschätzung wohl doch etwas zu pessimistisch gewesen. De Ville befand sich in keinem besonders guten Zustand, aber sie glaubte nicht, dass er sterben würde. Sie grub in seinen Jackentaschen, bis sie das Verbandspäckchen gefunden hatte, und versorgte seine Wunden, so gut es eben ging. Erst als sie damit fertig war, wandte sie sich zu Benedikt und seinem Adoptivvater um.
    Die beiden waren mit demselben beschäftigt, was auch sie gerade getan hatte: Sie versorgten gegenseitig ihre diversen Verletzungen und Rachel musste neidlos eingestehen, dass sie sich dabei deutlich geschickter anstellten, als sie es gerade getan hatte. Aber schließlich hatten sie auch deutlich mehr Übung darin, Wunden zuzufügen.
    Benedikt, der an einem schon wieder halb durchgebluteten Verband am Arm seines Vaters herumfingerte, den er aus einem aus dem Bettzeug gerissenen Stoffstreifen improvisiert hatte, registrierte anscheinend ihren Blick und sagte: »Ich glaube, in der Küche müsste noch etwas von meinem köstlichen Kaffee sein. Besorgst du mir eine Tasse? Mein Vater kann einen Schluck gebrauchen, denke ich.«
    »Für ihn?« Rachel machte eine Kopfbewegung auf Darkov. »Ich wusste ja gar nicht, dass du so grausam bist. Warum verbindest du ihn eigentlich erst, wenn du ihn anschließend gleich wieder vergiften willst?«
    »Benedikts Kaffee?« Darkov nickte wissend. »Ich bin resistent gegen das Zeug. Sein Kaffee war in der gesamten Legion berüchtigt. Wir hätten ihn als Waffe eingesetzt, wenn wir damit nicht gegen das Chemiewaffen-Kontrollgesetz verstoßen hätten.«
    Er bewegte prüfend den Arm, den Benedikt gerade bandagiert hatte, und machte ein Gesicht, als wäre er mit dem Ergebnis nicht sonderlich zufrieden. Trotzdem nickte er und sagte leise: »Danke.«
    Er drehte sich umständlich herum und sah zu Tanja hin, aber alles, was er von da aus erkennen konnte, war der Rücken Torbens, der sich über Tanja gebeugt hatte

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