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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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durchleuchtet, gewogen und gemessen hatte, gestochen und gekniffen und auf ein Dutzend andere Arten gepiesackt; das Ganze nannte sich Untersuchung und hätte normalerweise wohl einen ganzen Tag in Anspruch genommen, hätte Naubachs Polizeimarke (die in Wirklichkeit aus einem in Plastik eingeschweißten Ausweis mit dem mehr als schmeichelhaften Foto eines zehn Jahre jüngeren und zwanzig Kilo leichteren Mannes bestand) ihr nicht sämtliche Wartezeiten erspart. Dennoch war sie ein wenig überrascht, dass Ergebnisse dieser Tortur schon komplett vorliegen sollten. Sie zog zweifelnd die Augenbrauen zusammen. »Ich fühle mich auch ganz fantastisch«, nörgelte sie. »Wie neugeboren. Oder heißt es: durch die Mangel gedreht?«
    »Glauben Sie mir, Sie haben Glück gehabt«, versicherte Naubach ernst. »Es könnte viel schlimmer sein.« Er deutete ein Achselzucken an. »Sie könnten jetzt tot sein, zum Beispiel.«
    »Bin ich aber nicht.« Rachel schob die Kaffeetasse mit einem demonstrativen Ruck bis in die Mitte der Tischplatte aus zerschrammtem grünem Kunststoff. »Und wenn alles in Ordnung ist, dann spricht ja wohl nichts dagegen, dass ich jetzt nach Hause fahre. Wissen Sie, wo man hier ein Taxi bekommt?«
    »Ich lasse Sie selbstverständlich nach Hause bringen«, antwortete Naubach, schüttelte aber zugleich auch den Kopf. »Aber so einfach ist das leider nicht. Zuerst müssen Sie mir noch ein paar Fragen beantworten, fürchte ich.«
    »Ich muss gar nichts«, antwortete Rachel scharf. »Und ich bezweifle auch, dass Sie mich gegen meinen Willen hier festhalten können – oder ist es neuerdings strafbar, Opfer eines Überfalls zu sein?«
    Naubach blinzelte, überrascht durch den plötzlichen feindseligen Ton in ihrer Stimme (wenn sie ehrlich war, verstand sie die völlig überzogene Heftigkeit ihrer Reaktion selbst nicht ganz), und in seinen Augen erschien ein Funkeln, das seiner Erscheinung auch noch den letzten Rest von ohnehin nur vorgetäuschter Gemütlichkeit nahm. Dann konnte sie regelrecht sehen, wie er sich plötzlich in Gedanken zur Ordnung rief. Wahrscheinlich war er zu dem Schluss gekommen, dass sie mit den Nerven am Fußboden schleifte, was der Wahrheit auch ziemlich nahe kam. »Selbstverständlich nicht«, antwortete er kühl. »Es ist einfach nur so, dass ich Ihnen ein paar Fragen stellen muss, das können Sie sich doch sicher selbst denken, oder etwa nicht?«
    Rachel nickte. »Natürlich. Entschuldigen Sie, ich bin –«
    Naubach unterbrach sie mit einer großmütigen Geste und zog mit der gleichen Bewegung ein ledernes Zigarrenetui aus der Jackentasche. Als er auch noch das dazugehörige Feuerzeug zückte, räusperte sich die Krankenschwester übertrieben und sagte: »Hier ist Rauchen verboten, Herr Inspektor.«
    »Kommissar«, verbesserte sie Naubach, »und ich weiß das. Wenn Sie jetzt vielleicht die Güte hätten, uns für einen Moment allein zu lassen?«
    Die Krankenschwester zögerte. Sie hatte die letzten zehn Minuten damit verbracht, Handtücher und Wäsche von einem Regalbrett auf das andere zu sortieren und mindestens dreimal hintereinander das Waschbecken zu putzen. Rachel fragte sich, ob sie einfach nur neugierig war oder ob ihr irgendjemand den Auftrag erteilt hatte, ein wenig auf Naubach und sie aufzupassen. Aber natürlich war sie dem Kommissar nicht gewachsen. Nachdem sie seinem Blick zwei oder drei Sekunden lang standgehalten hatte, nickte sie nervös und verließ hastig das Zimmer.
    Naubach biss das Ende seiner Zigarre ab, nahm es mit spitzen Fingern aus dem Mund und steckte es in die Jackentasche, ehe er sein Feuerzeug aufschnappen ließ. Ein uraltes, benzinbetriebenes Ding, das aussah, als stamme es noch aus dem Ersten Weltkrieg, und einen entsetzlichen Gestank verbreitete. Die blaugraue Qualmwolke, die er anschließend in ihre Richtung blies, war danach beinahe eine Wohltat. Rachel stand demonstrativ auf, humpelte zum Fenster und öffnete es.
    »Sie brauchen nicht aus dem Fenster zu springen«, sagte Naubach lächelnd. »Ich will Ihnen wirklich nur ein paar Fragen stellen.«
    Rachel sah ihn mit schräg gehaltenem Kopf und sehr nachdenklich an. Nicht zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, dass Naubach aus irgendeinem Grund Zeit zu schinden versuchte. »Nein, ich weiß es nicht und ich habe keine Ahnung«, sagte sie.
    Naubach blinzelte.
    »Die Antworten auf die Fragen, die Sie mir gleich stellen werden«, erklärte Rachel. »Auf diese Weise sparen wir Zeit. Nein, ich habe diese Männer

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