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Flut: Roman (German Edition)

Flut: Roman (German Edition)

Titel: Flut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Blick. Rachel konnte nicht sagen, ob er nun Naubachs Bemerkung über die Pressefreiheit galt oder ihrer unverhohlenen Sorge um den Mann, den sie angeblich gar nicht kannte, vermutete aber letzteres. So, wie sie De Ville einschätzte, würde er jeden Journalisten, der in seiner Gegenwart auf das Recht der freien Berichterstattung pochte, unter irgendeinem Vorwand einsperren und den Schlüssel wegwerfen.
    Vor einem Zimmer am anderen Ende des langen, in nüchternem Weiß gehaltenen Korridors hielten zwei weitere Polizisten Wache. Beide sprangen hastig von ihren Stühlen hoch, als sie Naubach und seine Begleiter näher kommen sahen. Der Kommissar machte eine besänftigende Handbewegung. »Es ist alles in Ordnung. Setzen Sie sich wieder hin.« Dann wandte er sich an Rachel: »Der Raum wird videoüberwacht. Sie brauchen also keine Angst zu haben.« Er deutete auf das Stationszimmer, das nur ein paar Schritte entfernt war. »Wir sehen und hören alles und sind in einer Sekunde bei Ihnen, wenn irgendetwas nicht stimmt. Aber seien Sie trotzdem vorsichtig.«
    Rachel nickte und sah Naubach zugleich fragend und verstört an, worauf er nur mit einem mit den Augen angedeuteten Nicken antwortete. Sie war leicht verwirrt. Seine Worte klangen unverfänglich, aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass er damit nicht unbedingt die Gefahr meinte, die von Darkov ausging – falls es eine solche überhaupt gab. De Villes Gegenwart hinderte sie jedoch daran, eine entsprechende Frage zu stellen.
    Sie wartete, bis die beiden Männer sich herumgedreht hatten und im Stationszimmer verschwunden waren, dann wandte sie sich mit einem auffordernden Blick an einen der beiden Polizeibeamten, die das Krankenzimmer bewachten. Der Mann reagierte darauf, indem er deutlich verlegen wurde und im ersten Moment nicht so genau zu wissen schien, wo er hinsehen sollte. Jede Richtung schien ihm recht, nur nicht in ihr Gesicht. Erst nach einer oder zwei Sekunden wurde ihr der Grund dafür klar: Es war der Beamte, der sie aus dem Wagen gezerrt und ihr so grob die Handschellen angelegt hatte. Rachel musterte sein Gesicht genauer und stellte fest, dass er nicht nur vor Verlegenheit am liebsten im Boden versunken wäre, sondern auch ein gutes Stück jünger war als sie selbst. Anfang zwanzig, kaum älter. Wahrscheinlich hatte er die Polizeischule gerade erst hinter sich gelassen und fragte sich jetzt verzweifelt, was er eigentlich falsch gemacht hatte. »Nichts«, murmelte sie.
    Der junge Beamte sah sie verwirrt an. »Bitte?«
    »Ich sagte, Sie müssen sich nichts vorwerfen«, antwortete Rachel rasch. Verdammt, sie sollte aufhören, nur Bruchstücke von dem auszusprechen, was sie dachte, das führte nur zu Verwirrung. »Sie haben nichts falsch gemacht. Ich an Ihrer Stelle hätte nicht anders reagiert.«
    Die Reaktion auf ihre Worte fiel vollkommen anders aus, als sie erwartet hatte. Er sah ganz und gar nicht erleichtert aus. Seine Verlegenheit schien im Gegenteil sogar noch zuzunehmen. Seltsam. Rachel räusperte sich. »Wenn Sie mir jetzt die Tür öffnen würden?«
    Peinlich: Der Beamte starrte sie einen Sekundenbruchteil irritiert an, dann streckte er die Hand aus und drückte die Klinke herunter und die Tür schwang ohne den geringsten Widerstand auf. Sie war nicht abgeschlossen gewesen.
    Rachel trat rasch hindurch und wartete, bis der Polizist die Tür wieder geschlossen hatte, ehe sie sich langsam dem einzigen Krankenbett näherte, das allein in der Mitte des Zimmers stand. Auf einer unterbewussten Ebene hatte sie alle möglichen Horrorszenarien durchgespielt, die sie erwarten mochten: Darkov von Kopf bis Fuß eingegipst in einem Streckbett oder eingesponnen in ein ganzes Netz aus Schläuchen und farbigen Kabeln, als wäre er von einer Horde kybernetischer Spinnen überfallen worden. Nichts davon war der Fall. Darkov saß aufrecht im Bett. Die Armee kompliziert und bedrohlich aussehender elektronischer Wächter an der Wand hinter ihm war im Tiefschlaf versunken und der einzige Schlauch, mit dem er verbunden war, führte zu einem verchromten Ständer neben seinem Bett, an dem ein Infusionsbeutel hing. Und selbst der war wahrscheinlich nicht wirklich notwendig. »Aufsteigende Apparatemedizin«, wie Uschi es genannt hätte – ein bequemer Weg, um ein neues Kreuzchen auf einem Formular zu machen, das dabei half, die Kostenrechnung um eine Stelle vor dem Komma nach links zu verschieben. Darkov selbst trug einen jener modischen Krankenhauspyjamas, die im Grunde nur

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