Flut
Stimme am selben Tag an beide Kandidaten verkauft zu haben, und räumt ein, noch nicht zu wissen, wen er wählen wird. Als sie erfahren, dass er aus Porto Alegre kommt, fragen sie ihn, wie die Wahlen dort laufen. Er erhebt sich, muss aufstoßen, sagt, er habe nicht die geringste Ahnung, und geht zum Tresen, um zu bezahlen. Danach kehrt er an den Tisch zurück und sieht sich kurz die Gesichter der Anwesenden an.
Kenne ich jemanden von euch?
Nach und nach verneinen alle.
In diesem Fall, nett euch kennengelernt zu haben. Auf Wiedersehen, die Herren.
In einer Spur von Stille, Fähnchen, Abgasen und Bierdosen, die der Autokorso hinterlassen hat, läuft er zurück. Der Wahlkampfjingle, das Geschrei, Motorengeräusche und Hupen entfernen sich langsam, bis sie irgendwann ganz verklungen sind.
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7 Hallo, mein kleiner Fisch. Du wolltest ein Foto von mir, aber ich schicke eins von uns beiden, weil ich möchte, dass du dich auch immer an dein eigenes Gesicht erinnerst, wenn du dich an meins erinnern willst. Du bist sehr hübsch, und ich schätze, das weißt du auch. Ich überlege noch, was ich aus meinem Leben machen soll, so lange helfe ich meiner Mutter im Restaurant. Der Fluch des Schatzes hat mich nicht erwischt (hoffentlich!). Ich hab ein neues Projekt begonnen und will versuchen, meinen Master in Rio de Janeiro zu machen. Ich finde mich allmählich damit ab, allein zu sein, und drück dir die Daumen, dass du bald den Menschen findest, den du suchst. Ich wollte dir nicht wehtun, und ich hoffe, dass du ohne Verbitterung an mich denkst. Ich habe es sehr genossen, Teil deines Lebens gewesen zu sein. Ich hoffe, Beta geht es gut, und dass ihr zusammen über die Strände rennt. Ich denke immer gern daran, wie du dich um sie gekümmert hast. Bewahr dieses Foto von uns auf. Kuss, J.
11.
Zwei Tage lang wartet er auf das Ende des Regens, am dritten wird deutlich, dass es noch lange so weitergehen wird. Die Streichhölzer zünden nicht mehr. Wasser läuft am weißen Lack des alten Kühlschranks herunter, als hätte er Fieber. Die Feuchtigkeit verklebt seine fettigen Haare und das Fell der Hündin. Er packt seinen Campingrucksack. Zwei Mal Wechselwäsche, ein Handtuch, Seife, Zahnbürste, das Messer mit dem Gürteltiergriff, der fest zusammengerollte Schlafsack, zwei Feuerzeuge, ein kleiner Spiegel, eine Flasche Wasser, ein Stück Käse, eine Salami, zwei Packungen Kekse, Trockenbananen, ein paar Äpfel, eine Packung Hundefutter, alles in Plastiktüten. Er zieht seinen Trainingsanzug an, die wetterfeste Jacke, Laufschuhe und setzt eine Baseballkappe auf. Er verriegelt sorgfältig die Fenster und lässt Beta aus der Wohnung, bevor er die Tür abschließt und den Schlüssel unter einem Stein im Gebüsch versteckt. Er gibt der Hündin ein paar Klapse auf die Rippen, und sie wedelt ein bisschen mit dem Schwanz. Kalt ist es nicht mehr, aber der Himmel ist bedeckt, und das Sonnenlicht dringt kaum hindurch.
Nach kurzem Nachdenken beschließt er, den Weg um die Ponta da Vigia zu nehmen. Er läuft an den unbewohnten Ferienhäusern vorbei bis zur Felsküste. Der Pfad wird enger und steiler, die Natur wilder. Dort, wo die Küste zum Meer abfällt, wachsen Bromelien, Kakteen und kleine Büsche, die dem permanenten Wind standhalten und dem salzigen Boden Nährstoffe entreißen. Stachelige Blätter kratzen an seinen Hosenbeinen. Beta lässt sich nicht einschüchtern, sie geht in ihrem eigenen Tempo langsam und entschlossen voraus und verschwindet dabei manchmal im hohen Gras, das den Pfadüberwuchert. Als vor ihnen vom Regen verwaschene Granitblöcke auftauchen, sucht er nach einem höher gelegenen Weg, den auch die Hündin meistern kann. Vorsichtig setzt er einen Fuß vor den anderen. Nach der Hälfte des Anstiegs entdeckt er zwischen den Steinen Wasserbecken, die vor den Wellen geschützt und mit dicken Schichten braunen Schaums bedeckt sind. Langsam laufen sie weiter, bis der Hang abflacht und das Dickicht in eine Rasenfläche mündet, die zu einem gerodeten Gelände größtenteils leerstehenden Baulands gehört. Von dem einzigen Haus aus kommt ein Mann auf ihn zu und ruft etwas. Beta spannt jeden Muskel an und beginnt zu knurren. Der Mann bleibt zehn Meter vor ihnen stehen, rückt den Strohhut zurecht und legt die Hand auf den Griff des Buschmessers, das er am Gürtel trägt.
Hier kannst du nicht durch. Privatbesitz.
Das ist der Wanderpfad zur Praia da Silveira.
Du musst umkehren.
Ich will ja nicht auf das Grundstück. Wir gehen
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