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Flutgrab

Flutgrab

Titel: Flutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meister Derek
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auf d’ Alighieris glatzigem Kopf.
    »Was wollt Ihr damit sagen?« Rungholt ahnte Böses. Die Flammen schlugen bis in seinen Hals, sie leckten an seinem Gaumen und verbrannten seinen Mund, der nach Bier dürstete. Was willst du damit sagen, Wittenfresser?
    »Na, Scheiße. Ihr habt ihn nicht gefunden, sondern er Euch.«
    Rungholt kniff die Augen zusammen, seine Hand umschloss bereits die Gnippe. Red weiter, sprach er zu sich selbst. Red ruhig weiter. Ein Schritt zur Seite, eine Drehung, und de Kraih hat’s Messer im Bauch, drei vor, einer links, und dein Kopf ist im Wasser. Kommt nicht mehr hoch.
    D’ Alighieri lachte. »Ich scherze bloß, Rungholt. Ein Scherz. Ihr habt ihn geschnappt. Punkt. Scheiße. Überlegt ein andermal, wie Ihr de Kraih erstechen und mich ertränken könnt. Rungholt … Rungholt …« Er deutete mit dem Zeigefinger ein Na-na-na. »Aber der Zustand … Also im Ernst, Rungholt.«
    »Vorletzter Absatz«, sprang die Krähe mit ruhiger Stimme ein. »Vorletzter Absatz des Vertrags.«
    »Zitiert ruhig, de Kraih. Zitiert. Zum Nachlesen sind sie da, unsere Verträge.«
    De Kraih trat in gebührendem Abstand neben Rungholt, wobei er über die Leiche steigen musste. »Hier steht: ›Ist Schmied Gryps lebend zu überbringen‹. Lebend.«
    »Rungholt, was soll ich denn jetzt tun, verfluchte Scheiße? Ich meine, Ihr habt Euch so angestrengt, und … Ihr habt bloß ein paar Tage gebraucht, um den Entführer zu stellen …«
    »Einen der Entführer.«
    »Nein? Es gibt mehrere?« D’ Alighieris Gichtfinger strichen über seine dünnen Augenbrauen, dann seufzte er abermals. »Nun, Ihr habt in so kurzer Zeit so viel in Erfahrung gebracht. Man nennt Euch nicht ohne Grund Ligawyi. Eigentlich müsste ich Euch das Haus lassen und … das Schiff vielleicht auch, ja … Ich meine, immerhin ist Gryps hier, wenn auch entleibt.«
    »Eigentlich?« Rungholt trat näher an die Wanne. Die Anspannung von de Kraih und Wiesberg hing wie ein schlechtes Omen in der Luft und ließ den Honiggeruch bitter werden.
    Gut, du Teufel, dachte Rungholt, handeln wir weiter. Sehen wir, was ich für den Toten bekomme. Wer immer ihn umgebracht hat.
    »Aber«, zerschnitt d’ Alighieri Rungholts Gedanken, »diese Feilscherei ist uns anständigen Kaufleuten nicht angemessen. Wir sind beide ehrbare Hanser. Sind hier ja nicht auf einem Basar irgendwo vor den Heiligen Stätten.« Abermals lachte er. »Sind hier eher im Morast, mitten im unheiligen Sumpf. Also bleiben wir doch bei dem, was wir so feierlich beschlossen haben. Danke.«
    D’ Alighieri nickte Rungholt zu, schwang seine Füße zurück in die Wanne und stand auf. Er winkte Wiesberg, der ihm heraushalf.
    »Was soll das heißen?«, fragte Rungholt fassungslos.
    Anstatt zu antworten, ließ sich d’ Alighieri splitternackt, nur bekleidet mit seinen Fußverbänden, zur Geheimtür geleiten.
    »Was soll das heißen?«, brüllte Rungholt ihm nach und stieg über Gryps hinweg, um d’ Alighieri zu folgen. »Bleibt stehen! Ihr habt Gryps! Ihr wolltet ihn bis Dienstag, Ihr habt ihn!«
    »Scheiße, Rungholt. Regt Euch nicht auf«, zischte d’Alighieri. Wiesberg hielt ihm die Tür auf. »Vertrag ist Vertrag! De Kraih, schickt die Männer los. Versiegelt Haus und Brauerei. Das Schiff lasst in den besprochenen Hafen bringen.«
    »Sehr wohl.«
    »Falls er schon gehen will, zwingt ihn zum Bleiben.« Hinter d’ Alighieri fiel die Tür zu. Rungholt zögerte nicht. Er riss sein Klappmesser heraus und stürzte zur Tür vor, wollte sie aufreißen, aber da war keine Klinke. Voller Grimm tastete er den Spalt ab, suchte nach einem Griff, einem Mechanismus. Du Scheißtür, du verfaulter Florenzer. Ich stech dich ab!
    Ein Pfeil blieb keine Handbreit neben seinem Arm im Türblatt stecken. Er fuhr herum. Obwohl mehr als zehn Männer ihre Armbrüste und Bogen auf ihn richteten, wichen sie alle einen Schritt zurück, als sie seinen Blick sahen.
    »Ligawyi«, meinte de Kraih lächelnd. »Legt das Messer beiseite. Niemand will hier ein Blutbad. Geschäft ist Geschäft, Rungholt. Bleibt ruhig … Seid unser Gast, bis wir das Unsere in Besitz genommen haben. Nehmt doch ein Bad. Ich kann das Wasser wechseln lassen.«
    Rungholt tötete sie alle mit seinen Blicken, spürte, wie die verletzte Hand mit der Gnippe pochte.
    Spring vor, tu es. Du wirst drei, vier mitnehmen, bevor sie dich in Fetzen geschossen haben. Tu es, Rungholt. Was hast du zu verlieren?
    Dat bose vemeide unde acht de ryt.
    Was ihn anbelangte, er hatte

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