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Flutgrab

Flutgrab

Titel: Flutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meister Derek
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schwarzen Rumpf gezogen. Etliche Schläuche schlängelten sich von den Fässern tentakelgleich zum Rumpf empor.
    Wie eine Marionette hing der haushohe Krake an einem ausladenden Kran. Sie hatten ihn auf ein solides Floß gebaut, größer an Fläche als Rungholts Hinterhof. Ein schwimmender Weg aus aneinandergebundenen Baumstämmen führte vom Ufer hinüber.
    Rungholt schätzte, dass dies genau die Stelle war, die die Mulde im Schädel markierte. Dort unter dem Floß musste der Hort des Roten liegen.
    »Das soll ein Schiff sein? Ein Schiff, gebaut, damit es untergeht?«, fragte Marek, noch immer von dem Anblick gefangen.
    »Ja. Ich weiß nicht, warum sie die Kinder nicht tauchen lassen, aber … Doch, ich weiß: Kinder können nicht lange schwimmen, selbst wir … du nicht. Aber ein Schiff kann so lange schwimmen, wie es will. Der Krake kann sicher so lange tauchen, wie er will.«
    »Und sicher tiefer. Siehst du die Gewichte? Das zieht ihn bis auf den Grund.«
    Rungholts Blick suchte den Kraken ab. Marek hatte Recht, was ihm wie weitere Körperteile vorgekommen war, entpuppte sich als schwere Netze. Sechs Stück hingen vom Rumpf hinab, und alle waren mit Feldsteinen gefüllt.
    Der mächtige Kran ächzte, als atmete er. Rungholt kam es vor, als wartete er geduldig auf seine Erbauer, die ihn von diesem Monstrum befreien würden.
    Endlich bemerkte Rungholt, dass sie ungeschützt standen, und forderte Marek mit einer Geste auf, schnell zur Tür der Hütte zu eilen und nachzusehen, ob die Kinder dort waren.
    Der Kapitän hatte sich gerade umgewandt, als die Tür der mittleren Hütte aufgestoßen wurde. Sofort tauchte Rungholt ab, drückte sich zurück an die Pechwand. Er hatte ein Feuer in der Hütte und mindestens vier, fünf Schatten sehen können.
    Aus dem Augenwinkel hatte Marek die Tür auch bemerkt, aber wo sollte er hin? Reglos blieb er an seiner Tür stehen, die mit einem Kugelschloss versperrt war. Rungholt konnte seinen Atem hören, so still wurde es. Als er um die Ecke spähte, sah er einen Mann mit Bärtchen und rostigem Kettenhemd von der Hütte zum Steg gehen. Locker geschultert trug er eine Armbrust. Der Fremde hatte den kleinen Platz, den die drei Hütten bildeten, bereits zur Hälfte überquert, als ihm anscheinend Marek auffiel.
    Er blieb wie angewurzelt stehen, wandte sich jäh zu Marek und Rungholt um. Plötzlich riss er seine Armbrust herum und rief: »He, w…«
    Weiter kam er nicht, denn Rungholt hatte seine Gnippe geworfen. Sie traf Zabel im Hals, und ehe der Seiler wusste, wie ihm geschah, brach er im nassen Gras zusammen.
    Stumm gab Rungholt seinem Freund ein Zeichen zu bleiben, wo er war, dann rannte er los, so schnell es seine Knöchel zuließen. Er riss Zabel den Köcher mit Bolzen vom Leib, zog ihm die Armbrust aus der Hand.
    »Nein, nein«, hörte Rungholt eine Stimme aus der mittleren Hütte. »Du holst jetzt zwei Kinder. Scheiße, ich kann’s nicht erwarten, die neue Glocke tauchen zu sehen. Sie sollen runtergehen. Der Hort muss an dieser Stelle sein.«
    Wer immer da sprach, er war erbost. Hektisch forderte Rungholt seinen Kapitän auf, mit anzupacken, doch der zögerte. Er hatte sein Ohr an die Hüttentür gelegt.
    »Was ist?«, zischte Rungholt.
    »Sie sind da drin!« Marek begann mit einem Mal, wie von Sinnen an der Kette zu zerren und mit dem Schwert zu hebeln. Plötzlich drangen verzweifelte Kinderrufe aus dem schwarzen Schuppen. Ein Winseln, gehauchte Gebete.
    »Keine Angst«, meinte Marek für Rungholts Geschmack viel zu laut. »Ich hol euch raus.«
    Rungholt packte den Bärtigen mit beiden Armen unter den Achseln und zerrte ihn keuchend durch die Pfützen, wollte ihn hinter die Hütte ziehen. Da wurde die Tür der mittleren Hütte abermals geöffnet. Wie angewurzelt blieb Rungholt stehen, wusste nicht, ob angreifen oder wegducken. Von dem hellen Schein eines Feuers geblendet, das in der Hütte brannte, erkannte Rungholt nicht mehr als eine Silhouette. Der Schatten trat ins Freie.
    Ein hagerer Mann. Er hatte die Hand erhoben und trug eine seltsame Waffe über dem … Nein, es war keine Waffe, was er über dem Kopf trug, sondern ein Gestell aus Holz und Fell.
    De Kraih!
    Die Erkenntnis schmetterte wie ein Armbrustbolzen durch Rungholts Verstand und riss Löcher. De Kraih, dachte er, die Krähe. Bilder der vergangenen Tage wirbelten um ihn und verspotteten ihn.
    Sofort setzte er die Armbrust auf, wollte leiern, die Sehne mit der Kurbel spannen. Unsinn!
    Er schmiss die Armbrust fort,

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