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Flutgrab

Flutgrab

Titel: Flutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meister Derek
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den Löffel ein und ließ den Schmodder zurücktropfen. Eigentlich hätten sie ein großes Totenmahl für Marek veranstalten sollen und in Saus und Braus die letzten Vorräte verfressen.
    Noch immer fummelte Alheyd an seinen Schultern und seinem Kragen herum.
    »Was ist denn? Nimm mal deine Finger da weg.«
    »Da war eine Mücke.«
    Rungholt brummelte etwas Unverständliches und zwang sich den ersten Happen hinunter.
    Als er den Blick der Frauen auf sich spürte, hob er den Kopf. Wie zwei Hunde, die auf einen Happen vom Tisch gierten, kamen ihm Hilde und Alheyd vor. Wie sie ihn anstarrten und reglos am Herdfeuer standen, als würden sie auf etwas lauern.
    Er rang sich ein geknurrtes »Schmeckt« ab. Die beiden Weibsbilder lächelten bloß. Ein Kompliment an die Köchin war also nicht ihre Hoffnung gewesen. Er beschloss, dieser Groteske ein schnelles Ende zu bereiten, und schaufelte, so fix es ging, den Hirsebrei in sich hinein. Mit einem Rülpser schob er die leere Daube von sich, stand dann gähnend auf, um in seiner Dornse alleine zu sein.
    »Na, ist dein Bäuchlein satt? Brauchst du einen Gürtel?« Alheyd war blitzschnell herangetrippelt und versuchte seinen Wanst mit einem Lederriemen zu umfassen. Überrumpelt hob er die Arme, nur um sogleich von Alheyd den Riemen um die Brust gelegt zu bekommen.
    »Was soll das? Hast du zu viel von deinen Erbsen gegessen? Ich hab zehn Gürtel, und der, den ich anhab, der gefällt mir. Was kommst du mit einem neuen Gürtel?«
    »Ach. War nur eine Idee. Ich wollte … Ich wollte dir eine Freude machen. Ich bin froh, dass es dir wieder gut geht.« Sie stellte sich neben ihn, schmiegte sich an seine Seite und lächelte Hilde zu. »Ist er nicht stattlich, mein Rungholt?«
    Die Magd nickte eifrig, und Rungholt spürte Alheyds Hände an seiner Hüfte. Verwirrt stieß er sie von sich.
    »Also … Was … Finger weg!«
    Blicke huschten zwischen den Frauen hin und her. Geheime Absprachen?
    »Mooooment!«, knurrte er. »Gürtel, Mücke … Was führt ihr im Schilde?«
    Beschwichtigend trat Alheyd auf ihn zu, aber Rungholt bemerkte, wie sie Hilde mit den Augen ein Zeichen gab. Die Magd schob sich langsam von der Feuerstelle zum Schrank, in dem Alheyd das gute Geschirr verwahrte.
    »Rungholt, sieh mich an.« Wie süßer Honig klang Alheyds Stimme. Sie nahm sein Gesicht in ihre schmalen Hände und blickte ihm in die Augen.
    Hilde hatte sich auf die bemalte Aussteuertruhe gesetzt, hauchte sinnlos eines der guten Gläser an und schrubbte mit einem Lappen dran herum.
    »Du bist übernächtigt«, gurrte Alheyd. »Und all der Ärger. Soll ich dir noch ein Schlückchen Genever holen?«
    Wieso setzt sich Hilde auf die Truhe? Niemand setzt sich auf diese Truhe! Und seit wann bietet mir Alheyd Genever an? Rungholt kniff die Augen zusammen. Hier stimmte etwas nicht. »Hilde!«, brüllte er und fuhr herum. Vor Schreck sprang die Magd auf und flüchtete zu ihrer Herrin. »Sag gefälligst du mir, was hier los ist! Was habt ihr beide angestellt? Ist es wegen Contz? Ist das Dach wieder offen? Was ist los?«
    »Nichts, Rungholt.« Alheyd klang nervös, und als er zur Truhe losstapfte, stellte sie sich ihm schnell in den Weg. Er drückte sie zur Seite und riss den Deckel auf.
    Stoffe.
    Prunkvolle, farbenprächtige Stoffe.
    Sie schimmerten ihm in allen Farben entgegen. Er griff hinein. Golden Stukh, aufwendige Borten, gezattelte Schnitte. Selbst Eichhörnchenfelle. Teure, sehr teure Ware.
    »Aaaal-heyd …« Wut stieg in ihm auf. »Hast du etwa die Hauskasse dafür geleert? … Alheyd?«
    Ertappt senkte sie den Kopf. »Rungholt – deine Heuken und Schecken«, begann sie. »Die meisten sind abgetragen. Löchrig und zerrissen sind die.«
    »Ja. Voll Ruß und Dreck«, fügte Hilde hinzu.
    »Dreck?«, knurrte Rungholt. »Was für Dreck? Dann müsst ihr mein Zeug eben besser waschen!«, belferte er. Die Hitze stieg seinen Nacken hinauf. »Bist du von Sinnen?«
    » Du bist wie von Sinnen«, entfuhr es Alheyd. »Du und … und …«, sie musste die Worte suchen, »… deine Ermittlungen. Jeder deiner Mordfälle verludert fünf deiner besten Stücke! Du bist Kaufmann! Du solltest …« Vor Entrüstung gestikulierte sie so wild, dass ihr eine Wachstafel aus dem Surkot rutschte. Er warf einen flüchtigen Blick darauf. Rücken, Kragen, Brust, Bauch, las er. Sie hatte heimlich Maß genommen.
    »Ich brauche nichts zum Anziehen«, blaffte er und schleuderte die Stoffe zur Feuerstelle. Mit einem spitzen Aufschrei sprang

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