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Flutgrab

Flutgrab

Titel: Flutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meister Derek
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Zimmer und bat ihn herein. Mirkes Spielsachen waren mittlerweile verschwunden, aber sie hatten das Zimmer noch immer nicht hergerichtet. Eigentlich hatte Rungholt vorgehabt, Hilde hier schlafen zu lassen. Zwischen dem Alkoven und der gegenüberliegenden Wand, die mit Malereien dekoriert war, hatte Alhyed eine Leine gespannt und seine Kleider aufgehängt.
    »Ach. Sie trocknen noch. Hättest du auch sagen können. Wieso hast du sie nicht auf den Dachboden gebracht? Beim Kamin trocknen sie doch schneller.« Er wollte sich Beinlinge nehmen, doch Alheyd hielt ihn zurück.
    »Weil ich sie nicht gewaschen habe.«
    »Was?« Erst jetzt bemerkte Rungholt, dass die Beinlinge mit braunem Schlick vollgesogen waren. Ein anderes Paar sah wie guter Käse aus – Loch an Loch vom Funkenflug. Jetzt geht das wieder los, dachte Rungholt und holte Luft, um Alheyd die Meinung zu geigen.
    »Heb dir den Atem auf«, sagte sie. »Am Mittwoch warst du bei der ermordeten Familie. Bei den Mornewechs. Du bist in Blut gewatet, Rungholt!« Sie stippte die Beinlinge an, die bis unters Knie bräunlich verfärbt waren. »Sogar mit den Armen hast du in der Brühe herumgewühlt.«
    Misstrauisch beäugte Rungholt seine Frau, die ihm zum Beweis die besudelten Ärmel unter die Nase hielt.
    »Dann hat dich deine Neugier erneut in den Schlamm getrieben. Am Donnerstag. Die Feier mit angeblicher Sau-Sauerei, du erinnerst dich? Nein …?«
    »Äh …«
    »Das hat dich eine Bruche, einen Umhang und diese beiden hier gekostet.« Sie zeigte auf den Tappert, den Rungholt ausgekocht hatte. Er war jetzt immerhin sauber und nur noch von blassem Grau – und passte einem Fünfjährigen sicherlich perfekt.
    »Äh …«
    Alheyds Blick ließ ihn die Lippen aufeinanderpressen. »Und gestern. Gestern hast du dann wirklich dein Glanzstück abgeliefert, Rungholt. Diese Schecke hast du Hilde vor die Füße geschmissen. Du hättest sie lieber in genau der Sickergrube gelassen, in die du damit gefallen bist.«
    »Sickergrube?« Rungholt schluckte. Woher wusste Alheyd das alles nur? Oder besser: Was wusste sie noch? Nervös begann er, am Saum seines Nachthemds zu zuppeln.
    Sie zeigte auf das letzte Kleidungsstück. »Und diese Cotte wirfst du am besten gleich hinterher. Auch von gestern. Die Brandlöcher sind nicht mehr zu flicken.« Mit spitzen Fingern zupfte sie das Stück eines gezackten Blattes vom Kragen. »Stechapfel.«
    Verständnislos sah er sie an.
    »Hexenkraut … Ich weiß, dass du wieder schnüffelst. Dass Dartzow dich um Hilfe gebeten hat. Man munkelt viel in der Stadt. Gestern zum Beispiel hat eine Hütte im Wulffsgang gebrannt.« Ihr Blick forschte in Rungholt. Eisern versuchte er, ihr standzuhalten und nicht zu blinzeln. Er merkte, wie sein Blut hektisch durch seine Adern rauschte. Bist du verheiratet, kannst du alle Geheimnisse auch gleich an die Küchenwand schreiben.
    »Ich bin deine Frau.« Alheyd war nun ganz dicht an ihn herangetreten. »Ich kenne dich. Und du solltest mich kennen.« Noch immer hielt sie das Blättchen zwischen den Fingern. »Und vor allem solltest du mir vertrauen, Rungholt. In guten und schlechten Tagen.« Sie pustete das Stechapfelblättchen zu ihm hin. Unwillkürlich zuckte er davor zurück.
    Wütend über ihre Klugheit und seine Dummheit meinte er: »Schön, was du dir alles so zusammenreimst. Aber ich steh immer noch nackt da. Und ich muss endlich los. Was ist denn mit dem Stoff? Du hattest doch welchen gekauft. Wozu hast du denn Maß genommen? Wenn du meinst, ich kann die Sachen nicht mehr tragen, dann näh mir welche.« Trotzig verschränkte er die Arme.
    Alheyd starrte ihn entgeistert an. »Das ist jetzt nicht dein Ernst, Rungholt! Ich hab die Stoffe zurückgegeben – wie du gesagt hast! Und das war mir kein Leichtes! Weißt du, welchem Spott und welcher Häme ich mich aussetzen musste?« Sie stieß ihn von sich. »Du verdreckter Querschädel! Geh und lass dir deinen Kopf gerade rücken!«
    »Äh … Du hast die Stoffe nicht mehr?«
    »So wolltest du es doch.« Verärgert schob sie sich an ihm vorbei und wollte das Zimmer verlassen. Er griff nach ihrem Arm und hielt sie fest.
    »Alheyd«, setzte er zu einer Entschuldigung an.
    Sie schüttelte ihn ab. »Schluss, Rungholt. Ich habe deine Geheimniskrämerei satt!« Sie nickte zu den Sachen auf der Leine. »Sicherlich will ich so einiges davon nicht kennen. Aber dass wir pleite sind, Rungholt, das solltest du mir, deiner Frau, schon sagen.«
    »Wir … Wir sind doch nicht pleite!«,

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