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Flutgrab

Flutgrab

Titel: Flutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meister Derek
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Blick wanderte noch einmal zu der Verbindung zwischen den Handwerkern.
    Er ging hin, tauchte unter die Sparren und begann, die Fäden anders zu spannen.
    »Mornewech arbeitet für Poling. Meenkens hat Pläne von Poling auf dem Tisch. Peterchen ist Mornewechs Sohn, sein Kind. Agnes ist Meenkens’ Magd, sozusagen sein Kind … Und Gryps? Der Gryps. Ein Schmied, der seine Schmiede aufgelöst hat … Hmmm … Wo ist die? … Ein Böttcher, ein Bootsbauer, ein Tagelöhner ein … ein Schmied.«
    Rungholt trat zurück. Er hatte mit den vieren einen Kreis gezogen – Mornewech-Poling-Meenkens-Gryps – und Peterchen und Agnes hineingelegt. Dann nahm er den Schädel, packte ihn zu Gryps und die Kugel zu Peterchen.
    Die anderen beiden stellten sich zu ihm. Im Licht der Tranlampe blickten sie auf den Kreis.
    »Du meinst, sie alle haben den Hort gesucht?«
    Rungholt nickte. »Wenn es wirklich einen gibt. Vielleicht ist dieser Schädel aber auch nur ein ekelhaftes Kinderspiel der Víkingr, und es geht um etwas ganz anderes.«
    Sinje trat in den Kreis. »Etwas, zu dem sie Kinder brauchen?« Behutsam schlug sie die Säckchen an ihrer Kordel zur Seite, um sich besser hinhocken zu können, dann legte sie den Zettel mit der Aufschrift »acht Kinder« ebenfalls in den Kreis.
    Abermals nickte Rungholt. »Jakobus sagte, dass Mornewech einen großen Fehler begangen habe. Er wollte beichten. Was, wenn er sein Peterchen zu irgendwas überredet hat und …«
    »… und Gryps seine Geliebte.«
    »Ja«, sagte Rungholt. »Oder Meenkens seine Magd. Ihr Meister und ihr Geliebter drängen sie zu etwas.«
    »Und die anderen Kinder?«, wollte Marek wissen.
    »Vielleicht haben sie alle zusammen – Meenkens, Poling, Mornewech, Gryps – die Kinder entführt. Weil sie eben zierliche Menschen brauchten.«
    »Na toll.« Marek zapfte sich ein Bier. »Und wofür? … Das wird ja immer komplizierter!«
    »Marek! Ich weiß es nicht! Ich weiß es einfach nicht. Vor allem weiß ich nicht, wie der Diebstahl da reinpassen soll.« Er zupfte an dem Seidenfaden, der von Gryps zu d’ Alighieri und zu den Edelsteinen ging. »Wenn sie alle unter einer Decke stecken, ihre eigenen Kinder und Mägde missbrauchen, warum wird dann Peterchens Familie ausgelöscht, und warum beklaut Gryps einen der mächtigsten Männer Lübecks? Ich … Gib mir sofort auch ein Bier.«
    Während Rungholt zu Marek stampfte, blieb Sinje im Kreis stehen und schwang die Tranlampe. Es waren mittlerweile über dreißig Zettel und weit über vier Dutzend Fäden verteilt, und das einzige Muster, das einen Sinn ergab, war der Handwerkerzirkel.
    »Ihr müsst noch mal zu Meenkens. Und du, Rungholt, du solltest d’ Alighieri vielleicht hierher mitbringen und den Florenzer in dem Blätterwald stehen lassen. Vielleicht fällt ihm was dazu ein.«
    Rungholt wischte sich den Schaum vom Mund. »Ich habe eine bessere Idee. Ich prügle einfach die Neuigkeiten aus ihm raus. Eine peinliche Befragung bringt die Säfte dieses Wittenfressers sicher in Wallung. Das mag der doch. Der schickt mich los, einen kleinen Straßendieb zu schnappen – und dann das hier.« Rungholt zeigte so schwungvoll auf den zugehängten Dachboden, dass das Bier aus seiner Henkelkanne spritzte.

30
    »Alheyd! Aaaaaaaaahlheeeeyd!« Rungholts Rufe donnerten durch das Schlafgemach und den frühen Morgen. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber Rungholt war schon vor der Prim aufgestanden. Eigentlich hatte er sich leise hinausschleichen wollen, um noch vor der Morgenmesse zu d’ Alighieri zu gehen – doch die Kleidertruhe hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht.
    »Alheyd! Wach endlich auf. Willst du mich ärgern? Was hast du mit meinen Sachen gemacht?«
    Verschlafen streckte Alheyd ihren Kopf aus den Kissen. »Himmel noch eins, Rungholt. Was ist denn los?«
    Rungholt ließ die Truhe zufallen. »Schau selbst.« Brummelnd wartete er, bis sie sich aus dem Bett gequält und gähnend zu ihm an die Truhe getreten war. Sie nahm ihm die Öllampe ab und öffnete die Truhe.
    »Und?«, fragte sie.
    »Und? Sie ist leer. Siehst du das nicht?«
    »Was?«
    »Die Leere.«
    »Sehe ich … Und?«
    »Alheyd! Lass diese Spielchen! Ich habe eine wichtige Verabredung, ich brauche meine Schecke. Wo ist die?«
    »Da, wo alle deine Kleider sind.« Ohne auf ihn zu achten, die Öllampe von sich gestreckt, die Augen noch halb zu, schlappte Alheyd aus dem Schlafzimmer. Rungholt folgte ihr grummelnd. Zu seiner Überraschung ging sie zu Mirkes altem

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