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Flutgrab

Flutgrab

Titel: Flutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meister Derek
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Wagen zu kriechen. Wie es aussah, wollte Poling mit dem Wagen losfahren – und dann ohne Deckung wie ein Schwachsinniger im Matsch liegen, belacht vom Federvieh?
    »Komm raus da«, zischte Rungholt und huschte zwischen Wagen und Schuppen entlang, endlich erreichte er eine aus Weiden geflochtene Tür, zog sie auf und drückte sich ins Innere. Auf allen vieren folgte ihm Marek, er war kaum unter dem Wagen weggekrochen, als sich die mit Pech beschmutzten Räder bereits in Bewegung gesetzt hatten. Die Ochsen ließen mit ihren Hörnern das hölzerne Kopfjoch knacken, pressten ihre Stirn in die geschwungenen Balken und begannen, den zehn Schiffpfund schweren Wagen durch die Pfützen zu ziehen.
    Rungholt drückte die Schuppentür einen Spalt auf und sah, dass Meenkens dem Schiffbauer das Tor zur Gasse öffnete.
    »Schnell. Komm. Wir trennen uns!« Er hielt Marek die Tür auf, der nicht begriff, was Rungholt wollte. »Lauf los.«
    »Was?«
    »Du folgst ihm. Finde heraus, wer er ist und wo er hinfährt.« Er schob den Kapitän förmlich ins Freie und sah nickend zu, wie Marek hinter dem Wagen herlief, sich an seine Seite drückte und so unerkannt den Hof verließ. Erst als Meenkens das Tor beinahe schon wieder geschlossen hatte, sah Rungholt ihn sich mit einem gekonnten Sprung hinten auf die Ladefläche ziehen. Möglichst unauffällig setzte Marek sich auf die Kante, lehnte sich ans Fass und tat, als gehörte er zur Fracht und führe bloß mit, um nicht zu Fuß durch den Regen laufen zu müssen.
    Rungholt zögerte nicht, bis Meenkens das Tor vollends geschlossen hatte, sondern beeilte sich, ins Haus zu gelangen.

34
    Um lautlos über die Fliesen zu gehen, wollte Rungholt die Trippen abstreifen, aber sein Bauch verhinderte es. Er kam im Stehen einfach nicht an die Riemchen, sondern musste sich erst irgendwo setzen oder sich anlehnen …
    Sein Blick schweifte zurück in den Regen. Der alte Meenkens war bereits auf halbem Weg.
    Kurz entschlossen trat Rungholt einfach auf die Stiefelspitzen und streifte sich die Stiefel samt Trippen mit einem Ruck vom Fuß, stieß sie schnell zu einigen Bündeln Weiden und tauchte ab ins Innere der Diele.
    Vorsichtig schob er sich vor, den Rücken gegen die Backsteine gepresst und das Schwert an die Seite gedrückt, und spähte in den Raum.
    Der Tag wollte einfach nicht erwachen. Das Licht erstarb schon bei dem Versuch, durch die zwei bespannten Fenster zu dringen. Einzig das Schmiedefeuer warf verschwommene Schatten, die an den Fässern, Dauben und Wänden zuckten. Jedoch lag fast die ganze Diele in diffusem Schummer. Wie gestern war Meenkens’ Geselle dabei, ein Fass herzustellen. Mehrere Daubenbretter warteten vor dem Feuer darauf, zurechtgebogen zu werden. Pfeifend wischte der Junge sich die Hände, schürte die Glut und widmete sich drei sehr schlanken Fässern. Zwei davon waren bereits fertiggestellt worden. Allem Anschein nach sollten es acht werden. Die Gefäße waren hoch wie ein Mann mit ausgestreckten Armen, aber im Durchmesser kaum breiter als ein gewöhnliches Bierfass. Rungholt hatte solche Behälter noch nie gesehen, doch ihm blieb keine Zeit, sie genauer in Augenschein zu nehmen, denn Meenkens trat ein.
    So schnell er konnte, schob sich Rungholt hinter einen Stapel mit fertigen Fässern und hielt den Atem an. Einen Moment überlegte er, sich zu erkennen zu geben und nach Greteke zu fragen. Doch er verwarf den Gedanken. So wie ihr Mann sie gestern zusammengestaucht hatte, würden die beiden ihm niemals die Kammer zeigen.
    »Hast du den Deckel schon geprüft?« Meenkens stellte sich ans Feuer und begann die Dauben zu erhitzen. Wenn sie heiß waren, wurden sie über einem Stück Eisen gebogen und zu einem Fass zusammengesteckt.
    »Ich muss ihn noch einpassen«, antwortete der Geselle, stieg auf einen Tritt und probierte den Deckel an dem schlanken Fass aus. Er saß perfekt. Aus seinem Versteck konnte Rungholt nicht genau erkennen, was der Junge tat, aber es sah aus, als binde er einen von Gretekes Stickfäden an eine Holzöse, die er in den Deckel eingepasst hatte. Kaum bückte sich der Geselle, um das Fass hochzuheben, huschte Rungholt los. Im Rücken der beiden Männer tapste er barfuß über die kalten Fliesen und verbarg sich hinter einem der großen Rotsponfässer.
    Wenn sie dich sehen und sie tatsächlich etwas mit der Entführung zu tun haben, dachte Rungholt, werden sie dich angreifen. Meenkens und seinen Gesellen wirst du nicht verbrennen können wie ein Stück altes

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