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Flying Moon (German Edition)

Flying Moon (German Edition)

Titel: Flying Moon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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nicht einmal anständig benehmen?«
    »Nein, tut mir Leid, im Benimmkurs bin ich durchgefallen.«
    »Wie lange wollt ihr noch flirten? Ich fange langsam an zu frieren«, sagte Karl und schob mich in den Wagen.
    Während Karl und ich herumalberten und von dem Abend erzählten, wurde Johann immer stiller.
    »Wann beginnt der Dreh?«, fragte er und mir wurde klar, dass es nur noch eine Woche war, bis wir nach Leipzig fahren würden.
    »Sehen wir uns vorher noch mal?«, fragte Johann, als er mich absetzte.
    »Am Wochenende?«, schlug ich vage vor, da die nächsten Tage mit Schule und Besuchen beim Versicherungsarzt und anderen organisatorischen Dingen verplant waren.
    Johann sah mich ernst an. »Sonntagabend. Ich komme vorbei.«
    Als ich in die Wohnung kam, saß meine Mutter am Küchentisch. Überall lagen Skizzen ihrer Bühnenbildentwürfe herum. Ich nahm ein Blatt auf und betrachtete die dunklen Kohlezeichnungen.
    »Ganz schön düster.«
    Sie sah nachdenklich auf. »Findest du?« Sie zeigte auf ihren großen Tracking-Rucksack, den sie vom Speicher geholt hatte. »Hier, den kannst du mitnehmen.«
    Ich trug ihn in mein Zimmer. Lion lag auf meinem Bett und starrte an die Decke. Ich hatte ganz vergessen, dass er wartete. Als er mich bemerkte, sah er erwartungsvoll auf.
    »Er war nicht da.«
    Lion ließ sich enttäuscht zurück fallen.
    »Wir werden ihn schon noch treffen. Es gibt noch genügend Gelegenheiten. Anne hat mir erzählt, es gibt noch ein Bergfest und das Abschlussfest des Films und dann die Premiere, da kommt er ganz sicher.«
    Ich sagte es, obwohl ich mir nicht sicher war.
    Lion sah mich skeptisch an, dann entdeckte er den Rucksack. »Fährst du schon?«
    »Nächste Woche.«
    »Wer soll mir dann die Entschuldigungen schreiben?«
    »Wie wär´s, wenn du einfach regelmäßig zur Schule gehst?«
    Lion stöhnte. »Mach Musik!«, bat er leise.
    Ich ging zum Plattenspieler und legte eine Platte auf. Ich war eine Expertin darin, den Arm genau in die richtige Rille der Platte zu legen und ich wusste, was Lion hören wollte. Heart of Gold. Das Lied, das mein Vater ihm früher so oft vorgespielt hatte. » ... cross the ocean for a heart of gold ... heart of gold ... heart of gold. « Die Platte hatte einen Sprung, aber weder Lion noch ich standen auf, um den Tonarm weiter zu bewegen. Mein Dad hatte seine Platten nicht besonders gut behandelt. Jetzt spielten sie ihre eigene Musik.
    Am Sonntagabend war ich mit meinen Nerven am Ende. Wieso hatte mich dieser Regisseur überhaupt besetzt? Uli kannte mich doch gar nicht und woher wollte er so genau wissen, ob ich das alles überhaupt spielen konnte? Ich überlegte, Johann abzusagen, weil ich keine Lust hatte, dass er mich als nervliches Wrack erlebte, aber dann war ich doch froh, als er kam.
    Johann trug ein weißes Hemd und sauber nach hinten gekämmte Haare und ich überlegte kurz, ob wir zu einem Konzert verabredet gewesen waren, bis mir klar wurde, dass er sich für mich so fein gemacht hatte. Ich trug eine ausgebeulte Jogginghose und ein verblichenes T-Shirt und meine Haare, nun ja.
    »Hi!«
    Er lächelte irritiert. »Störe ich?«
    »Komm rein!«, entschied ich und schob ihn gleichzeitig wieder aus der Tür, denn ich hatte eine bessere Idee. Als wir auf dem Dach des Schuppens standen, war Johanns weißes Hemd nicht mehr weiß und seine Hände voller Rost.
    »Tut mir leid, ich wollte dir nur das hier zeigen.«
    Ich machte eine großzügige Geste und war mir auf einmal nicht mehr sicher, was sie alles einschließen sollte. Den vergammelten Hof? Den verrotteten Anbau? Die Sterne? Selbst die konnte man vermutlich besser vom Balkon der Villa seiner Eltern sehen, aber Johann verstand. Er setzte sich und sah in den Himmel.
    »Toller Ausblick. Schön hier. So dunkel.«
    »Ja, die Hoflaternen sind fast alle kaputt und die letzten hat Lion auf dem Gewissen.«
    »Karl hat mir schon von ihm erzählt. Er hat ganz schön viel Stress an der Schule, oder?«
    »Stimmt.« Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass es sich schon so herum gesprochen hatte. »Dieses Gymnasium ist nichts für ihn, aber er wollte unbedingt auf die gleiche Schule wie ich.«
    Johann sah mich ernst an. »Und warum wolltest du da hin?«
    »Musikleistungskurs.«
    Er nickte als wären das Neuigkeiten, dabei war ich mir ziemlich sicher, dass Karl ihm das schon erzählt hatte. Ich versuchte mir vorzustellen, wie Karl mich wohl beschrieben hatte. Verrückt? Chaotisch? Aber trotzdem ganz nett? Warum interessierte Johann sich

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