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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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ein teurer Schuhsack. Ihn verstaute er mit einer zusammengeknüllten Plastikregenjacke
in einem dunkelblauen Adidas-Beutel, es sah schlaff aus, unauffällig. Jetzt entledigte
er sich der Handschuhe. Sie waren wirklich formidabel, keinerlei Schwitzen. Er nahm
das kleine Funkgerät, das in ein elegantes Feuerzeug eingebaut war, in die Hand,
lächelte triumphierend. Mit einem Drehdruck wäre der Druckknopf entsichert, dann
hochschieben und drücken. Nichts konnte jetzt noch verhindern, dass diese Bombe
hochginge.
    Sein Bewusstsein
war glasklar, es kreiste über dem weiteren Ablauf des Geschehens. Etwas war unfassbar,
etwas störte. Ein Stäubchen, ein elektronisches Teilchen, dessen Durchzug er gerade
noch wahrnehmen konnte, ein Flohhusten.
     
    Pamela war schon wieder hellwach,
als Tizian am Morgen um sieben Uhr anrief, er klang nervös. Er bat Pamela, gleich
jetzt in sein Büro zu kommen, er biete ihr Kaffee und Butterhörnchen an. »Du weißt,
ich habe dir gestern mit meiner Anwesenheit in der amerikanischen Botschaft einen
Dienst erwiesen.« Trotz der Dringlichkeit lächelte Pamela. Die Kontaktpflege mit
dem geschäftsführenden Botschaftsrat, einem Texaner, war ganz sicher für beide Seiten
ersprießlich gewesen. Ihr war klar, wenn Tizian sie um diese Zeit anrief, war es
brennend wichtig. Sie weckte Lucius. Er musste ihren Part der scheinbaren Suche
nach Francis übernehmen, etwa um zehn Uhr, falls sie bis dann nicht zurück wäre.
Auch war Cooper noch nicht Gassi geführt worden. Es wäre dringlich. Heute würde
ein warmer Tag werden. Schon hatte sie die Toilette beendet. Sie wählte das leinene,
goldgelbe Sommerkleid mit dem schwingenden Rock, den kleinen Ärmeln und dem geflochtenen
Gürtel, legte den beigen Pullover über die Schultern, dazu die Leinenschuhe mit
der geflochtenen Sohle, perfekt. Im Eilschritt ging sie durch die noch menschenleeren
Lauben, in der Münstergasse und auf dem Bärenplatz wurde der Samstagsmarkt aufgebaut.
Um Viertel vor acht war sie bei Tizians Bürogebäude. Eine Büro-Ordonnanz erwartete
sie am Eingang, natürlich.
     
    Bei ihrem Eintreten war Tizian sichtlich
erleichtert, »Cara mia!« Er sah übernächtigt aus, ein Augenlid zuckte ganz leicht,
doch das sportliche gelbe Hemd saß perfekt, und seine helle Hose hatte die übliche
scharfe Bügelfalte, das Jackett hing an der Garderobe. Er fasste sie an beiden Händen,
zog sie zum Besuchertisch, hieß sie sich in den einen Ledersessel setzen, setzte
sich in den andern, orderte Kaffee und Butterhörnchen. Die Ordonnanz verschwand.
»Ich brauche dich, du hast etwas wie einen siebten Sinn, bist eine Frau. Pamela,
bitte, es wäre einfach hilfreich, wenn du mit deinen Augen meine Anordnungen gemeinsam
mit mir noch einmal durchgehen könntest.« Jetzt trommelte Tizian mit den Fingern
nervös auf den niedrigen Tisch, machte eine Pause. Er beugte sich nach vorne, sagte
eindringlich: »Ich weiß aus allen kleinen Indizien, dass das Stadion gemeint ist,
dass der Countdown läuft, dass ein Maulwurf unser Sicherheitsdispositiv kennt, uns
deshalb immer einen Schritt voraus ist, es unterläuft. Ich bin überzeugt, dass er
sich in alle unsere PCs einloggen kann, ohne dass wir es überhaupt merken. Er macht
mich wütend, und ich könnte ihm den Hals umdrehen, allein schon nur deshalb, weil
er uns auf der Nase herumtanzt. Jetzt weiß er auch, dass wir wissen. Möglicherweise
hört er so nebenbei alle meine Gespräche mit. Vielleicht kennt er mich sogar von
Angesicht zu Angesicht.« Tizian sprang erregt auf, ging hin und her. »Natürlich
wird mein Büro jetzt täglich mit der neuesten Technik nach Abhörgeräten abgesucht.
Vielleicht will er genau das erreichen, dass ich auf ihn starre, dass wir ihn suchen,
dass meine Konzentration von einem wahrscheinlichen Attentat und einem Attentäter
oder mehreren Attentätern abgelenkt wird.« Pamela war entsetzt. Seit Mittwoch wusste
sie ja, dass das heutige Spiel große Sicherheitsvorbereitungen ausgelöst hatte.
Sie hatte das der knisternden Animosität zwischen den beiden Nationen und der Anwesenheit
der amerikanischen Außenministerin zugeschrieben. Pamela schüttelte den Kopf: »Du
sagst also, dass wirklich ein Anschlag geplant sein könnte – noch vor drei Tagen
hätte ich das eher einer etwas wichtigtuerischen Terrorismushysterie zugeschrieben.«
Tizian sah sie scharf an: »Alles, was jetzt kommt, ist streng geheim.«
    Sie wurden
unterbrochen, eine weibliche Ordonnanz brachte zwei Tassen Kaffee und ein

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