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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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Körbchen
mit Butterhörnchen. Ja, Pamela war froh, etwas in den Magen zu kriegen. Dann war
die Frau wieder weg, Tizian wartete, bis Pamela den ersten Schluck Kaffee genommen
und in ein Hörnchen gebissen hatte. Jetzt fuhr er fort: »Was ich jetzt sage, weiß
niemand in diesem engen Zusammenhang. Pass auf: Nachdem einer unserer Leute in Turin
ein Treffen beobachtet hat, wurde er auf der Rückreise im Zug erdrosselt und aus
dem Waggon geworfen. Er hat jemanden beschattet, möglicherweise einen Geldkurier.
Wir wussten nur, dass eine Organisation bares Geld für eine unbekannte Aktion verschob.
Unser Mann war sozusagen auf gut Glück unterwegs. Er muss jemandem zu nah gekommen
sein. Es gab eine Notbremsung, zwei Zugbegleiter schritten den Zug ab. Sie bemerkten
nichts Außerordentliches. Da waren die Türen während kurzer Zeit offen, auch der
Mörder kann hier den Zug verlassen haben.« Pamela konzentrierte sich auf jedes Wort,
versuchte, zu verstehen. Tizian ging hin und her, redete mit den Händen: »Dann war
für diese Woche das Einfliegen eines Zündmechanismus angekündet, in einem arabischen
Regierungsjet. Einer meiner Freunde aus Kairo hat mich benachrichtigt. Wir wussten
die Maschine, die Zeit. Wir waren in Belp vor Ort, durchsuchten mit Spezialgeräten
alles Gepäck, doch da war nichts. Ich bin überzeugt, dass die Angaben stimmten.
Also haben wir jetzt hier in Bern einen technisch hochkarätigen Zündmechanismus,
der vor meiner Nase hereingeschmuggelt wurde. Jemand spielt mit mir!« Pamela schaute
etwas ungläubig: »Kannst du das wirklich persönlich nehmen?« Tizian gab wieder das
kurze Lachen von sich: »Halb und halb, natürlich nicht. Doch hör zu, es gibt noch
mehr harte Fakten. Weil Bern im Fokus zu sein schien, haben wir uns um jede unübliche
Leiche der vergangenen Wochen gekümmert. Bei einem Selbstmord eines Assistenzarztes
im Inselspital handelte es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Mord, Genickbruch
vor seinem Sturz in einen Liftschacht. Das wäre ja noch gegangen. Doch hinter seinem
Ohr fand sich ein Chip. Er muss zu einer Organisation gehört haben, die jeden seiner
Schritte überwachte. Das könnte einer unserer Schläfer gewesen sein. Wir haben alle
spitalinternen Überwachungsaufnahmen des Tages gesichtet. Das war vorgestern, die
Zeit scheint knapp zu sein, doch es ergäbe einen Sinn, wenn es exakt auf heute abgestimmt
wäre. Dieser Arzt hat vorgestern ein Paket in ein Patientenzimmer gebracht. Das
Paket wurde von einem zunächst Unbekannten geholt. Diesen konnten wir in Akten,
die eigentlich gelöscht sein sollten, finden, weil er russischer Herkunft war, einen
hier in Bern seit Jahrzehnten ansässigen Antiquar. Man fand ihn am selben Tag tot,
er hatte sich eine Überdosis Kokain gespritzt. Jetzt erinnerte sich das Drogendezernat,
dass er ein Kokainabhängiger war. Wegen des zeitlichen Zusammentreffens mit dem
Tod des Arztes, vor allem aber wegen des Pakets, musste es mehr sein, als der zufällig
zeitgleiche Tod eines Drogensüchtigen. Den toten Arzt haben wir dann in die Rasterfahndung
eingegeben. Er war Radfahrer, tauchte an den vorhergehenden Tagen hier und dort
bei einer Ampel auf, ab und zu auf einem Überwachungsband eines Supermarkts. Er
war ein Stipendiat, tüchtig, unauffällig. Er hat das Profil eines Schläfers. Sein
Auftrag könnte so wichtig gewesen sein, dass er nach der Ausführung liquidiert wurde.«
Tizian trat ans Fenster, schaute hinaus.
    »Ja und?«,
Pamela drängte, »habt ihr das Paket gefunden, das der Antiquar übernommen hat?«
»Nein«, Tizian wandte sich ihr wieder zu, machte eine ärgerliche Handbewegung, »darum
wissen wir auch nicht, ob nicht doch nur Drogen drin waren und ob er deswegen umgebracht
wurde, ob er an einer Überdosis, also an einem banalen Drogentod gestorben ist,
oder ob es mehr war. Wir haben das alles durchgespielt. Der banalen Version widerspricht
der Kühlschrank, den der Antiquar in seinem Hinterzimmer hatte. Er hat eine enorm
tiefe Gefrierleistung, und auf diese war er eingestellt. So etwas braucht man nicht,
um Drogen zu lagern. Gestern haben wir uns um die Gefrierleistung des Kühlschranks
des Arztes gekümmert. Bei einer bestimmten Manipulation ist sie identisch, doch
das Gefrierfach war ausgeschaltet.« Tizians Stimme klang gepresst, »Es gibt Kampfstoffe,
die bei so tiefen Temperaturen gelagert werden.« Pamela schüttelte sich: »Aber dann
muss so ein Spiel doch abgesagt werden?« Tizian sah sie müde an, alt: »Wenn

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