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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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Sie würde es bei den weiter entfernten Parkplätzen
abstellen. So könne sie wegfahren, wann immer sie wolle.
     
    Zu Hause überraschte sie Lucius
mit der Tatsache, dass sie heute den ganzen Tag Tizian helfe, weil dieser einen
Anschlag auf das Fußballspiel von heute Abend nicht ausschließe und vielleicht meine,
sie finde eine Bombe, dass Lucius Francis’ Verschwinden jetzt glaubwürdig als Selbstmordgeschichte
aufbauen musste, ohne sie. Er müsse einfach jeden Punkt logisch aus dem vorhergehenden
entwickeln. Pamela zählte auf: Jetzt, in diesem Moment, da sie nach Hause gekommen
sei, sei der Augenblick, da sie Francis vermisse, in sein Zimmer gehe, seinen Brief
finde. Von jetzt an wäre es eben Lucius, der die Telefonate durchführte. Er könne
jeden Anruf damit einleiten, sie, Pamela, sei sehr beunruhigt. Francis sei weg und
habe einen Abschiedsbrief hinterlassen. Sie sei heute beruflich besetzt, und deswegen
kümmere er sich darum. Und dann halte er einfach die Reihenfolge ein: Schule, Gary,
Josy, Polizei. Er würde alle Fäden in der Hand halten. Er würde Francis’ Kollegen
aus dem Doppelkanadier finden, über den Clubtrainer natürlich. Der würde sich an
jenes Gespräch zur Simmenbrücke erinnern. Das wiederum müsste die Polizei wissen.
Wenn diese dann das Rad, den Rucksack, den Revolver gefunden hätte, dann sei der
Zeitpunkt, die Verwandten und Emily zu benachrichtigen.
    Lucius fluchte
zunächst einmal: »Jetzt wieder dieser verdammte Tizian! Natürlich kann ihm seine
Luisa nicht Händchen halten, wenn es darauf ankommt hat er ja dich!« Er ging zum
Schrank, genehmigte sich mitten im Morgen einen doppelten Kirsch. Dann meinte er:
»Wenn das mit dem Stadion nur eine Spur von wahr ist, gehst du natürlich hin. Tizian
hat ja recht, mit deinem Gespür siehst du vielleicht wirklich etwas.« Pamela biss
sich auf die Lippen. Es gefiel ihr gar nicht, dass Lucius allein aus ihren dürftigen
Erklärungen die Ungeheuerlichkeit eines Anschlags für möglich hielt. Rasch ging
sie zu ihm, umarmte ihn: »Du wirst das Kind schon schaukeln.« Schlagartig fühlte
sie ihre eigene große Angst und wusste, er las sie in ihrem Gesicht. Sie versuchte,
sich selber zu beruhigen: »Natürlich bin ich alarmiert, doch es ist ein riesiger
Sicherheitsapparat aufgezogen. Mich braucht es nicht wirklich, das ist nur zu Tizians
Beruhigung.« Lucius drückte sie kurz an sich, dann überlegte er: »Du kannst ein
Stadion nicht wirklich schützen, nicht einmal ein Haus, nicht einmal einen einzelnen
Menschen.« Er begann hin und her zu gehen: »Wirkliche Terroristen von heute sind
entweder direkt und unbedarft, Selbstmordattentäter eben. Die gehen gegen jede Regel
frontal vor, weil es ihnen egal ist, ob es sie 20 Meter vor dem Ziel in die Luft
jagt oder genau dort, wo sie die höchste Wirkung erwarten. Oder dann gibt es die
wirklichen Köpfe, und bei denen kannst du nur hoffen, dass die Unwägbarkeiten irgendwo
einen kleinen Riss in ihrem Plan entstehen lassen; etwas, das so nicht kalkulierbar
war, das auch bei den wahrscheinlichen Abweichungen so nicht vorgesehen war.«
    Pamela sah
auf die Uhr, meinte: »Die Zeit läuft, du solltest jetzt mit der Vermisstensuche
beginnen, und ich sollte schon weg sein.« Lucius nahm seine Brille von der Nase,
rieb mit dem Taschentuch die Gläser, hielt sie gedankenverloren in der Hand. »Ich
überlege etwas, warte, ich hab’s gleich, komm setz dich so lange.« Pamela setzte
sich widerwillig, was konnte so wichtig sein? Lucius schnippte mit den Fingern.
»So ein Plan muss nicht einmal sehr originell sein. Wenn ich ein Attentat auf ein
Stadion ausführen wollte, wie ginge ich vor? Wenn ich deinen Tizian als Gegner hätte,
wo würde ich mich informieren?« Pamela unterbrach: »Tizian hält den möglichen Attentäter
für clever. Er meint, dass sich ein Könner dem Megamuster des Sicherheitsapparats
soweit genähert hätte, dass er genau in diesem Muster tickt. Oder aber, dass einer
polizeiintern den Plan und jeden einzelnen Schritt kennte. Er vermutet einen Maulwurf.
Theoretisch könnte es auch ein Hacker sein, von außerhalb. Anscheinend haben Spezialisten
Spuren eines Eindringens in Tizians PC entdeckt.« »Eben«, Lucius nickte befriedigt,
fuchtelte mit der Brille. »Wenn du ein System austricksen willst, musst du drin
sein, im Apparat, im PC. Heute geht einer auf jeden Fall in den PC. Dort hinterlässt
er nicht einfach eine Spur, er hinterlässt seine Marke. Die wenigsten Spezialisten
sind wirklich gut.

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