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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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zwei Klappen festgehalten. Sie schaute
ins Leere und reagierte nicht, als Pamela in Begleitung des Abteilungsleiters hereinkam.
Dieser säuselte: »Ich bringe Ihnen Ihre Internatsfreundin, Frau Pamela Thoma, Ihr
Junge wohnt ja jetzt bei ihr. Sie wird zehn Minuten bei Ihnen sein.« Offensichtlich
funktionierte das klinikinterne Informationssystem.
    Maude war
nicht zu erkennen. Die Augen hatten keinen Blick, waren trüb. Der Mund war haltlos
leicht verzogen, der Ausdruck war stumpf. Die Gesichtshaut war rosig und prall,
das machten die Medikamente. Die Hände lagen dick geschwollen auf der Decke. Wenn
das kein Wasserstau war. Die Haare waren farblos, lieblos kurz geschnitten. Sie
trug ein hellblaues Spitalshemd. Die Beine waren verdeckt von einer grauen Wolldecke.
Nichts erinnerte an die junge schöne Maude. Das hier war sie nicht mehr.
    Für Francis
musste dies furchtbar sein. Sie konnte den Jungen nicht im Stich lassen.
    Maude lief
ein Speichelfaden aus dem Mundwinkel. Pamela wusste nicht, ob sie sie zur Begrüßung
leicht umarmen sollte. Sie streckte ihr die Hand hin. Keine Reaktion. Also doch
eine leichte Berührung an der Wange. Keine Reaktion.
    »Hallo,
Maude, ich bin es, Pamela, erinnerst du dich ans Internat?« Keine Reaktion. Da war
ein zweiter Stuhl, immerhin. Pamela setzte sich. Der Abteilungsleiter blieb einfach
stehen. Pamela begann, sich zu ärgern. Sie holte die Schachtel mit dem mit intensiv
rosarotem Marzipan bezogenen Suworow-Gebäck aus ihrer Tasche, legte sie vor Maude
auf den Tisch. Es waren die besten Süßigkeiten Berns, zudem gut erkennbar. Es konnte
niemanden geben, dem nicht das Wasser im Mund zusammenliefe bei ihrem Anblick. Auf
Pamelas Frage, ob sie nicht eines der Schiffchen wolle, schien Maude die Lippen
zu bewegen, doch nein. Pamela war maßlos enttäuscht.
    Pamela drehte
sich halb um, blickte diesen Leiter mit einem festen Blick an, die Augenbrauen zog
sie dazu etwas hoch, lächelte: »Sie können uns jetzt allein lassen, ich sitze gern
einen Moment allein mit meiner Freundin hier und werde dieses und jenes sagen, um
sie zu erheitern. Sie können ganz ruhig sein, ich rege sie nicht auf.« Direkter
ging es nicht.
    Umso überraschender
war die Antwort: »Ich bin in jedem Moment des Besuchs dabei, damit ich notieren
kann, falls eine Reaktion eintritt. Es kommt in den Tagesrapport.«
    Maude trug
keine Uhr, keinen Schmuck. Pamela schaute sich um, im Zimmer war nirgends eine Uhr.
Sie lebte außerhalb, zeitlos.
     
    Sie ging zurück ins Direktionsbüro.
Frau Professor war noch da.
    Jetzt, da
sie Francis’ Mutter gesehen habe, drängten sich doch Fragen auf. Frau Professor
wisse, ihre Freundin, die Patin von Francis Berry, sei Anwältin. Sie wolle jeweils
detaillierte Berichte hören. Sie erkundige sich sozusagen stellvertretend.
    Sie bluffte,
um klarzukommen: »Die Schwägerin meiner Freundin hat mir gesagt, es handle sich
um einen irreparablen Gehirnschaden. Erfolgte er durch den Unfall direkt oder war
es die Unterkühlung oder die Unterversorgung mit Sauerstoff, oder ist es allenfalls
eine später erfolgte Schädigung oder eine posttraumatische Störung? Sie scheint
sehr apathisch zu sein. Erhält sie denn Tranquilizer?«
    Frau Prof.
Schwitter Gais war immer noch freundlich, doch Pamela konnte die Veränderung in
ihrer Stimmung fühlen, die Temperatur im Raum schien um ein paar Grad zu sinken.
Die Stimme wirkte klirrend gekünstelt, könnte zu einer Barbiepuppe gehören: »Sie
haben alles erwähnt, was überhaupt möglich war. Alles trifft zu, wobei wir jederzeit
mit dem totalen Ausfall eines Organs rechnen müssen. Das kann morgen sein oder in
zwei Wochen oder in ein paar Monaten. Wir müssen uns darauf beschränken, sie stabil
zu halten. Mögliche Ausfälle werden wir sofort zu therapieren versuchen.«
     
    *
     
    Ein Knall draußen in der Laube ließ
Pamela erschreckt zusammenfahren; sie saß zeitungslesend in einem der Bistros der
unteren Gasse. Das war ein unerwarteter Donner mitten im Mai. Jetzt ein Gewitter,
Bern bot schon wieder eine Überraschung! Im nächsten Augenblick Schreie: eine Bombe,
eine Bombe! Sie schaute sich verblüfft um. Menschen waren von ihren Tischen aufgesprungen.
Eine jüngere Frau rief nach der Bedienung. Einige zückten den Geldbeutel, legten
die Bezahlung auf den Tisch. Alle schienen sprungbereit zu sein. Wohin denn? Sie
hatte die Stimmung in dieser Stadt richtig eingeschätzt. Wo sie, Pamela, ein Gewitter
erwartete, wurde heute in Bern mit einem Anschlag

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