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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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hinkriegen. Pamela überlegte,
Pizza, das kriegten sie zu Hause ebenso gut hin, wozu gab es diesen wundervollen
Fertigteig, der beim Backen so knusprig wurde. Nein, sie waren hier in Bern. Bern
war doch noch heute welsch orientiert. Die alten 68er waren auf Paris fixiert gewesen,
da hatten Crêpes dazugehört wie die überbackene Zwiebelsuppe oder der unter einer
Teighaube versteckte Coq au Vin. Das aß man aber nicht zu Hause, das aß man im Bistro.
Lucius vermisste genau das in Homer, hatte es damals auch in Zürich nicht gefunden.
Bern hatte es zu bieten!
    Francis
wusste es natürlich, es gab eine Crêperie, nicht jene am Bärenplatz, die war für
Touristen, doch oben am Bubenbergplatz bei der Ecke zur kleinen Schanze, dort buk
sie ein echter Bretone aus Rennes. Seine Crêpes seien berühmt. Sie würden anstehen,
am Eingang wäre immer Stau.
    Sie gingen
zu dritt die Gasse hoch.
    Pamela fühlte,
jetzt war er wieder hinter ihr. Wenn sie sich, während sie weiterredete, halb umdrehte,
als wäre nichts, als wäre es eben ihr Temperament, das sie so wackeln ließ, sah
sie den Schatten aus den Augenwinkeln. Schon war er im Laubenbogen verschwunden.
Sie konnte sich schlecht mitten in die Gasse stellen, um vielleicht etwas zu sehen.
    »Wenn ihr
beide dort vorn im Gedränge etwas stocken würdet, um auf mich zu warten. Ich bleibe
kurz zurück. Schon wieder hatte ich das Gefühl, dass jemand mich verfolgt, ganz
nah hinter uns.« Hatte Lucius jetzt mit Francis einen Blick getauscht? Am nächsten
Steinbogen drückte sie sich an die Mauer, wartete.
    Sie war
sich nicht sicher. Es waren mehrere Leute, die neben ihr durchgingen, zwei starrten
sie an, wie sie so am Bogen stand, wofür hielten sie sie? Wieder sah sie sich genau
um, außer einem Junkie, der auf der anderen Seite der Straße auf einer Stufe saß,
und einem älteren Paar, das einen Schaufensterbummel machte, waren alle in Eile.
Ein Junge kam um die Ecke gerannt, rempelte sie an, erschrak, entschuldigte sich
und lief weiter. Dann kam wieder eine Gruppe. Sie ging jetzt 20 Schritte hinter
Lucius und Francis, diese wechselten die Straßenseite, keiner folgte ihnen. Entweder
hatte sie sich getäuscht oder der Verfolger war clever und hatte sich verzogen.
     
    *
     
    Pamela war zu Hause angekommen,
hatte Emilys poppigen Einkaufswagen aus schwarzem Lackleder in den kleinen Abstellraum
neben der Garage gestellt, schleppte nun die Einkäufe in zwei prallen Papiertüten
die Treppe hoch. Es wäre keine schlechte Idee, irgendeine Zugvorrichtung einzurichten
mit einem Korb oder einer sehr großen Tasche oder Kiste, die Seile müssten senkrecht
über eine Rolle laufen. Lucius könnte es zeichnen, das Nötige besorgen und am Wochenende
mit Francis etwas Brauchbares basteln. Jetzt, gleich war sie oben, die letzten Stufen
– Pamela unterdrückte einen Schrei, ließ die eine Tüte fallen, die prompt an einer
Stufenkante aufplatzte, Äpfel, Joghurt, Monatshygiene rollten die Treppe hinunter.
Etwas erhöht vor ihr stand wie aus dem Nichts ein Mann, er fuchtelte mit den Händen
ihr entgegen, sodass sie zunächst sein Gesicht nicht sah. Beidhändig wuchtete sie
die zweite volle Tüte von unten gegen seinen empfindlichsten Punkt, er schlug sie
reflexartig zurück. Pamela wich seitwärts aus und stürzte sich gleichzeitig nach
vorn, erwischte eines der Beine des Angreifers und zerrte es blitzschnell gegen
sich. Erst, als er vor ihr am Boden saß und beschwörend schrie: »Halt, halt, ich
bin’s!«, sah sie sein Gesicht: »Tizian, du?!« Tizian Füssli, langjähriger Freund,
wobei die Freundschaft bei ihrer letzten Begegnung erschüttert worden war, heute
verantwortlich in irgendeiner Sicherheitsbehörde.
    »Bist du
verrückt, mich so zu erschrecken!«
    »Hallo,
meine liebe Pamela, ganz die alte, wie schön, dich wieder einmal voll in Aktion
zu erleben, bemerkenswert, deine Reaktion, doch was in aller Welt bringt dich dazu,
einen Freund anzufallen!«
    Pamela war
empört: »Einen Freund, der im Dunkeln vor meiner Tür steht, sich nicht bemerkbar
macht, mich erschreckt. Was tust du hier im Finstern, wie bist du hereingekommen,
warum um Himmels willen rufst du nicht vorher an, ich habe noch immer die Nummer
von vor zwei Jahren, was lauerst du?« Und weil er noch immer saß: »Hast du dich
hart hingesetzt? Ich wollte deinen Wertesten treffen, du solltest kampfunfähig sein,
du hast mich bedroht.«
    Tizian schaute
sprachlos: »Hör mal, ich dich bedroht? Was für ein Unsinn!«
    Pamela

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