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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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drinnen,
wo zwar kein Geräusch zu hören war, nichts. Sie war sich sicher, da drin war jemand,
keine Katze. Im Abstellraum, gleich hinter der Tür, hielt jemand den Atem an. Das
war unheimlich, nicht, weil da jemand war, sondern weil sie es dachte und nicht
wagte, einfach die Tür zu öffnen und nachzusehen.
    Sie trug
die Stadtschuhe, deren harte Absätze bei jedem Schritt klopften, zumindest in den
Lauben, wenn sie darauf achtete. Also ging sie jetzt zur Treppe, stieg langsam hoch,
damit man jeden Schritt gut hörte, bis zum ersten Absatz, dem ersten Stock, dem
zweiten Zwischenabsatz. Hier schlüpfte sie aus den Schuhen, schlich lautlos ein
paar Stufen zurück, von hier aus sah sie die Tür. Sie wartete, bis sich die Falle
lautlos nach unten bewegte. Jemand erschien in der Tür, das war ja Francis. Francis
war nicht allein, er zog eine dünne, wendige Gestalt mit sich, hielt sie am Arm
fest, war das ein Junge oder ein Mädchen? Pamela schlich drei Stufen hoch, bückte
sich, so konnte sie die beiden zwischen dem Geländer durch wieder sehen. Sie verstand
sein Flüstern: »Dass du dich unterstehst, dich je wieder von mir erwischen zu lassen.
Ich denke nicht daran, dir zuzuhören, ich rede nicht mehr mit dir. Nie wieder, hörst
du, nie wieder. Hau ab!« So, wie Francis sich bewegte, war es eher ein Mädchen.
Er stieß sie geradezu durch die Haustür nach draußen. Dann stand er schwer atmend
hinter der Tür, lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Jetzt schluchzte er einmal laut
auf.
    Pamela musste
zusehen, schleunigst nach oben zu kommen.
     
    Pamela klopfte einen Pizzateig.
Sie hatte Francis überredet, sich für eine kurze Pause und einen Milchshake zu ihr
zu setzen. Wie sollte sie bloß beginnen: »Ich kriegte unabsichtlich mit, wie du
dieses Mädchen abzuwimmeln versuchtest. Übrigens meinte ich zunächst, es sei ein
Junge. Läuft sie dir nach?«
    Francis
zuckte zusammen.
    Pamela schubste
ihn an, frotzelte etwas: »Nun sag schon, sie liebt dich?«
    »Du hast
gelauscht!«
    »Hab ich
nicht!«
    »Wie willst
du es denn sonst wissen?«
    »Das braucht
nicht viel Fantasie. Sie schien so jung zu sein, genau im Alter, für einen etwas
älteren Jungen zu schwärmen und ihm nachzulaufen. Das braucht dich doch nicht zu
ärgern, das ist nett!«
     »Sie ist
eine kleine Kröte, die mir nachschleicht, um mich zu bespitzeln, sie hat es selbst
zugegeben! Und dann palavert sie von Liebe! Ich liebe sie nicht, sie soll mich in
Ruhe lassen. Wir sind auch nicht mehr Freunde, waren es nie. Bloß unsere Familien
waren befreundet, sind es längst nicht mehr. Es waren Arbeitskontakte unserer Väter.
Meine Mutter und Josys Mutter waren im selben Country-Club, bei denselben karitativen
Konzerten, im gleichen Golfclub, mit dem Unterschied, dass meine Mutter wenigstens
ein Handicap hatte, und so etwas wie Stil hatte sie auch. Josys Mutter machte alles
als Frau von Josys Vater mit. Meine Mutter hat sie gehasst. Sie hat gesagt, das
sind harte Leute aus dem Osten, keine Sportler. Gut, Josy ist schon anders, doch
schau sie dir an, fadendünn, so eine kannst du wegpusten.«
    Er schaute
wütend vor sich hin, presste die Lippen zusammen.
    Pamela hatte
aufgehört, ihren Teig zu bearbeiten, stand da mit Teighänden. Sie zögerte, verglich
es mit ihrem Verfolgungswahn, musste einfach fragen: »Was meinst du, sie hat zugegeben,
dich zu bespitzeln? Wieso sollte jemand so etwas tun?«
    »Weil sie
es tut. Sie sagt, ihre Mutter, also eigentlich ihre Stiefmutter, verlange es von
ihr. Ausgerechnet sie! Ihr Vater ist schuld am Tod meines Vaters und sie sagt, sie
liebt mich und wolle immer auf meiner Seite sein. Also weiß sie es auch. Wie kann
sie es wagen, in meine Nähe zu kommen?«
    »Was hat
sie mit dem Tod deines Vaters zu tun?«
    »Nichts.
Mein Vater hatte einen Autounfall, fertig, tot.« Francis schwieg verstockt.
    Pamela schwieg
betreten. Diese Wendung hatte sie nicht erwartet. Der Tod seines Vaters war noch
viel zu nah.
    Francis
stand jetzt am Fenster, starrte geradeaus nach draußen. Er redete zu sich und zu
Pamela.
    »Eine Familie
ist doch ein Versprechen, in guten wie in schlechten Tagen, bis in den Tod. Jeder
stirbt dann, wenn er will, also sterbe ich doch nicht vor meinen Kindern weg. Nein,
wenn ich an seinem Grab stehe, fühle ich nicht, dass er in der Erde in seinem Sarg
liegt. Da ist der Sarg, er ist natürlich noch völlig intakt, und darin ist es grauslich,
denn darin liegt eine verwesende, sich zersetzende Leiche. Aber ich fühle es nicht.
Ich

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