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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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bringe das Bild meines Vaters nicht mit dieser Leiche zusammen. Das ist das
Schlimme, dass ich so kalt bin. Dann sage ich, warum bist du weggegangen, warum
hast du Mutter so zurückgelassen, hast du denn nicht gewusst, dass sie nicht lebend-
nicht tot in einer Klinik liegen wird. Wie kannst du mich allein in diesem Schlamassel
zurücklassen? Du hast dich aus der Verantwortung gestohlen. Verantwortung heißt
doch Stehenbleiben. Neben denen zu stehen, die man liebt. Liebe heißt doch Verlass,
heißt nicht verlassen. Ich werde nie jemandem Liebe versprechen, die ich nicht halten
werde wie mein Vater.«
    Er hielt
inne, stand da. Pamela wusste nichts weiter zu sagen als: »Das ist schlimm. Wenn
es so ist, ist es kaum zu ertragen.«
    »Es ist
noch schlimmer, unsagbar schlimm. Meine Mutter fürchtete sich, vor dem Unfall. Sie
hatte eine Riesenwut auf Jurek Kalla, Josys Vater, da war ihre Verachtung für Josys
Stiefmutter nichts dagegen.«
    Auf Pamelas
Nachfrage gab Francis keine Auskunft. Er hatte offensichtlich mehr gesagt, als er
wollte.
    Doch etwas
musste sie noch wissen: »Du weißt, ich bin nicht aus Bern. Wer ist Jurek Kalla?«
    Francis
machte schmale Lippen, kniff die Augen zusammen: »Jurek Kalla ist der größte und
mächtigste Bauherr der Region, der große Baulöwe. Mein Vater hat oft für ihn und
mit ihm gearbeitet. Für ihn als Architekten waren es großartige Aufträge. Jeder,
der für Kalla arbeitet, gerät in Abhängigkeit. Mein Vater hat es mir gesagt, vor
seinem Tod. Er hat auch gesagt, früher einmal: Es ist nicht ratsam, sich gegen Jurek
zu stellen.«
    Francis
riss sich zusammen, wechselte abrupt den Ton: »Sie ist seine Göre, die er auf mich
angesetzt hat. Sie hat es selbst gesagt. Ich weiß, was das heißt. Sie ist total
naiv, wenn sie von Liebe faselt.«
    Es war abschließend.
Pamela hütete sich, irgendetwas zu ergänzen, alles wäre unpassend. Schweigend knetete
sie den Teig, walkte zunehmend ihren Frust hinein, klopfte ihn schließlich wütend
auf den Tisch, bis Francis lachte. Sie atmete durch, lächelte ihn kopfschüttelnd
an. Francis schaute zu, wie sie den Pizzaboden belegte.
     
    Josys Notebook
    Ich bin
verliebt. Mein Herz klopft, wenn ich an ihn denke. Ich könnte lachen und weinen
zugleich, zu Tränen gerührt, ich bin so glücklich. Die Welt ist neu und frisch,
farbig und warm, beschwingt und singend. Ja, ich weiß, Glück ist eine hormonelle
Lage. Die spinnen doch, die das sagen. Es ist ein warmer Gewitterregen von Gefühlen,
die auf mich niederprasseln an einem glühend heißen Tag, ich bin ein Funken sprühender
Lichtkreisel, der hochwirbelt.
     
    Ich habe alles vermasselt. Francis
verachtet mich. Er meint, ich lüge, weil ich eine mannstolle Göre sei, so hat er
mich genannt. Ich streiche ihm hinterher wie eine liebeskranke Katze, ich widere
ihn an. Sowieso hätte ich keinen Respekt vor seinem toten Vater, und ich wisse genau,
dass seine Mutter elendiglich sterbe. Wie ich mich unterstehe, jetzt mit Kinderkrimskrams
zu ihm zu kommen. Ich solle mich nie mehr näher als 50 Meter von ihm entfernt aufhalten.
Er machte eine Pause, nur um Atem zu holen, dann ging es weiter. Dass ich mich jetzt
sogar im Kanu Club an ihn heranmache, sei der Gipfel der Unverschämtheit. Alle anderen
dort respektierten seine Trauer, ließen ihn in Ruhe. Ich solle mich unterstehen,
je wieder auch nur ein einziges Wort zu ihm zu sagen. Natürlich könne er mir nicht
verbieten, Kanufahren zu lernen, doch man müsse nur sehen, wie dämlich ich mich
anstelle. Ich hätte überhaupt kein Talent und dazu viel zu zerbrechliche Gelenke,
als dass daraus je etwas werden könnte.
    Das alles
brach wie ein Hagelwetter über mich herein. Doch dann sagte er verurteilend, als
wäre er ein Pfarrer oder Gott, ich lüge, nur um mich interessant zu machen. Nie
könne Wilma einen derartigen Stuss von sich gegeben haben, ausgerechnet sein toter
Vater und Pläne verschwinden lassen. So etwas denke nicht einmal eine Frau wie Wilma.
Ich hätte das alles glatt erfunden, weil ich Wilma hasse. Es war ätzend, demütigend.
Da stand ich, völlig zusammengesunken, zuletzt hat er mich aus dem Haus geworfen.
Was hatte ich angerichtet! Ich war am Boden zerstört. Es war so vernichtend, konnte
es sein, dass ich alles durcheinanderbrachte? Ich hatte doch gemeint, ihn zu schützen.
    Mein Notebook,
ich danke Gott für die Idee mit dem Notebook. Da steht violett auf weiß jedes Wort,
das Wilma zu mir gesagt hat. Ich muss nicht länger an meinem Verstand

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