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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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darauf und auf das Tempo nicht gefasst, der
Spurt riss sie um, und das Tempo ließ sich durch ihren Fall nicht gleich bremsen,
Cooper schleifte sie mit sich, und sie hätte um alles in der Welt die Leine nicht
losgelassen. Dann stand er endlich. Da war dieser Nils Rebmann schon bei ihr, ohne
seinen Darko, und half ihr auf die Beine. Pamela staunte über seinen sanften Griff,
mit dem er sie aus ihrer misslichen Lage hochhievte.
     
    Er sah sie beiläufig an. Am Abend
erinnerte sie sich vor allem an dieses Beiläufige. Alles war scheinbar so absichtslos.
     
    *
     
    Endlich hatte sie sie erwischt.
Pamela hatte gewusst, sie wurde wieder verfolgt. Also war sie auffällig die Marktgasse
hoch geschlendert, hatte immer wieder auf ihre Uhr gesehen, war vor dem Zeitglockenturm
in die Straße getreten, als wollte sie die Figurenuhr bewundern, wobei gerade überhaupt
nichts lief. Wer ihr folgte, musste zum Schluss kommen, sie bewege sich zu einem
Treffen und sei etwas zu früh. Dann war sie mit raschen Schritten in die Richtung
der Brücke gebogen, jetzt lief sie fast. An der Hausecke zur Münstergasse presste
sie sich an die Mauer. Als sie um die Ecke geschossen kam, stellte sie ihr ein Bein
und packte sie am Arm. Ein schmales Gesicht unter dieser Baseballkappe, eine sehr
dünne, aber unter dem Schlabbershirt unverkennbar weibliche Gestalt, einen erschreckten
Ausdruck auf dem Gesicht. Das also war Josy Kalla. Zuerst versuchte sie, sich loszureißen,
sie war zäh. Pamela hielt eisern fest, sie spürte, sie tat ihr weh, doch das ließ
sich nicht ändern. Sie hielt sie auf Armlänge von sich weg, sie wollte nicht plötzlich
getreten, gekratzt oder bespuckt werden. So klein war sie gar nicht mehr, etwas
größer sogar als Pamela. Aber grimmig war sie. Sie zischte Pamela an: »Sie sind
die, die schuld ist, dass Francis nicht mehr mit mir sprechen will. Sie könnten
ja seine Mutter sein!«
    »Warum nicht
gar Großmutter, komm, beruhige dich, ich bin die Freundin seiner Patin, die im Ausland
ist, wo sollte er sonst sein?« Das Mädchen atmete stoßweise, stieß wütend hervor:
»Warum sollte er nichts mehr von mir wissen wollen, wenn zwischen Ihnen nichts läuft?
Sie können mir nichts vormachen, in Ihrem Haus gehen Männer aus und ein, so sind
die Frauen in Ihrem Alter – geil.« Sie blickte trotzig, herausfordernd.
    »Hallo,
hallo, jetzt machst du aber einen Punkt!« Pamela war echt empört, doch eigentlich
war so etwas fast lustig, wenn die Kleine nicht so in Rage gewesen wäre. Noch immer
könnte sie treten und sich losreißen.
    »Komm schon,
ich weiß nicht einmal, wer du bist. Doch dass du es bist, die dauernd hinter mir
her spioniert, ist mir jetzt klar. Ich denke, du bist mir einige Auskünfte schuldig.«
Noch hielt sie sie fest am dünnen Oberarm, lockerte etwas den Griff, das musste
ja wehtun.
    »Wie du
siehst, bin ich am Weggehen, ich habe einen Termin und sollte schon dort sein. Wenn
du willst, können wir in Ruhe miteinander reden, du kannst von mir wissen, was du
willst, dann musst du mir nämlich nicht mehr nachschleichen. Wenn es dir um Francis
geht: Ich bin ja für Francis verantwortlich, es geht ihm noch nicht so gut, vielleicht
kannst du helfen?« Jetzt erst ließ sie den Arm los. »Wenn es dir nichts ausmacht,
mit mir alter Frau gesehen zu werden, können wir uns treffen. Wie wäre es im Schwellenmätteli,
nach der Schule, um halb fünf?« Blitzte jetzt etwas wie Genugtuung in den Augen
der Göre auf?
     
    Bei diesem warmen Maiwetter und
um diese Tageszeit war die Gartenwirtschaft voll besetzt. Pamela war zeitig dort,
hatte sich einen der runden Blechtische erobert. Die Aare rauschte, das war der
Vorteil dieses Platzes auch heute, da wäre immer noch auf die Distanz eines Meters
kein Wort mitzukriegen.
    Josy kam
um zehn nach fünf, erhitzt, zu Pamelas Überraschung hatte sie feine, sehr lange,
sehr helle Haare, die sie mit einem schmalen Reif nach hinten hielt, sodass das
Oval des feinen Gesichts freigegeben war. Überhaupt, alles war dünn und fein an
ihr, auch die auffallend großen Ohren. Jetzt sah sie adrett aus, Leggins und ein
fein gemustertes, schmales, langes Shirt, eine filigrane Silberkette, eine zierliche
Silberuhr. Am auffallendsten waren ihre Hände, die langen, dünnen, sich unaufhörlich
bewegenden Finger. Ihr ganzer Körper war in ständiger, leiser Bewegung. Sie konnte
nicht früher hier sein. Ihre Stiefmutter habe sie schließlich mit dem Auto in die
Stadt gefahren. Jetzt fahre sie in ein

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