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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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um die wirkliche Macht, das war in einer Demokratie
nicht anders als in irgendeiner Bananenrepublik.
    Die Rückfahrt
führte durch das an die Elfenau grenzende Diplomatenviertel. Sie musste sich nur
all die Botschaftsresidenzen ansehen, auch dort drin lag Reichtum, allein schon
die Löhne, das war ein Teil der Kaufkraft Berns. Diese Diplomaten taten ihren Job,
wenn sie sich an ihren Cocktails, beim Golf und bei den Damentees trafen, die machten
nicht bloß Small Talk, sie tauschten nicht nur unter der Hand Informationen aus.
Pamela schüttelte den Kopf, wie hatte sie es nur vergessen können. Jeder Einzelne
war ein Rädchen in diesem Gezerre um Macht.
    Da musste
ihr nur eine dünne Göre einen Floh ins Ohr setzen, eine Sorge, eine Ungereimtheit,
einen Verdacht, geradeso gut könntest du eine Münze in einen Automaten einwerfen,
und dieser spuckte beim Joggen sehr seltsame Ergebnisse aus.
    Klar war
einzig, dass die von der Kleinen so hingeworfenen Fragen in sehr kurzer Zeit dringend
zu enträtseln waren.
    Alices Erziehung
gemäß müsste nach einem so meditativen Joggen die Lösung vom Himmel fallen, golden
und lichtvoll.
    Stattdessen
zweifelte sie. Das musste vom dichten Elektrosmog kommen. Wie konnte sie sich sicher
sein, ob sie, Pamela, das war, das in ihr dachte? Geradeso gut könnte sie das morphogenetische
System einer Stadt anzapfen. Oder sie läse schamanisch in einem Buch in der Stadtbibliothek.
Weil sie nicht wüsste, dass das möglich sei, bemerkte sie es nicht. Es könnte doch
sein, dass immer, wenn ein Gedanke sie erstaunte, dieser gar nicht von ihr käme.
Das Wie, wie sie ihr Denken wahrnahm, war doch sehr kurz geschlossen. Wie konnte
sie wissen, ob sie nicht mental gesteuert wurde. Oder ob eine ganz gewöhnliche Sonde
sie anpeilte und mit Inhalten berieselte, von denen sie dann meinte, es seien ihre
eigenen Worte und Gedanken. Und würden sie nicht zu ihren eigenen, wenn sie sie
gedacht hätte?
     
    *
     
    Pamela war in Sorge. Da war eine
Jugendliche mit einem Problem zu ihr gekommen. Sie hatte Unübliches angedeutet,
vorsichtig ausgedrückt. Das Dumme war, sie glaubte ihr. Nicht nur, dass Francis’
Vater ermordet worden war. Seine Mutter sei ebenso in Gefahr, sogar in ihrem jetzigen
Zustand, vor allem aber Francis sei gefährdet. Das klang nach Mafia. Auf sich selbst
wollte sie denn schon genügend achtgeben, doch das Ganze konnte sie nicht zu lange
hängen lassen. Lucius war weg und genoss den Frühling im Tessin. Francis war ein
Junge, der offensichtlich mit dem Feuer spielte. Es blieb einzig Tizian.
    Bei Tizian
aber musste sie vorsichtig sein. Erstens könnte er mit Kanonen auf Spatzen schießen.
Zweitens hatte sie ihn bei den Ereignissen ums Schlösschen als, gelinde gesagt,
parteiisch erlebt. Die Position mochte sich ja geändert haben, doch die Person war
die gleiche. Eine Position kriegte nur, wer das Spiel mitmachte. Hieß das Spiel
mitmachen auch gleich seine Seele verkaufen? Sie würde ihm nicht sagen, woher sie
ihre Informationen hatte. Doch verdächtigte er dann nicht sofort Francis?
     
    Tizian freute sich, von ihr zu hören.
Er lud sie ein, sein Büro zu besuchen. Das war ihr nun nicht ganz recht. Falls jemand
sie überwachte, würde dies vermerkt. Irgendein Mordsbube hatte schon einen Stein
gelöst, er hatte sie weiterhin im Visier. Was hinderte diesen dann noch abzudrücken?
    Dann betrat
Pamela ein total gesichertes Bürogebäude am Hang unterhalb des Parlamentsgebäudes,
hoher Maschendrahtzaun, oben bestückt mit diesem blitzenden Rasierklingendraht,
Zufahrt zur Parkgarage mit doppelter Sicherheitsbarriere. Sie ging durch die schmale
Panzerglasdrehtür zu einem schmucklosen, sehr kleinen Eingangsbereich mit Pförtnerloge
und zwei stehenden Wachmännern. Das Ganze sollte wohl ausländische Delegationen
beeindrucken. Sie musste warten. Tizian holte sie persönlich ab.
    Nirgends
gab es die üblichen Orientierungstafeln, was sich wo in diesem Haus befand. Nicht
einmal die Liftknöpfe waren beziffert. Das mochte nicht nur Unbefugten die Orientierung
erschweren.
    Dann saß
sie in seinem Büro. Zunächst tranken sie eine Tasse Kaffee, die eine Ordonnanz gebracht
hatte. Die Ordonnanz war ein netter junger Mann in einer Leutnant-Uniform mit schwarzen
Spiegeln.
    Der Kaffee
in grünen dicken Porzellantassen war gut. Nein, seit seiner Rettungsaktion wusste
sie nichts Neues, nichts, das gesichert wäre. Es waren Vermutungen. Pamela ging
davon aus, dass er es nicht bemerkte, wenn sie sich jetzt ein

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