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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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Befürchtungen verfestigte,
zum Beispiel, was Maudes medizinische Behandlung betraf oder den seltsamen Krawall
im Stadion, ganz abgesehen von Francis’ Verschwinden im Stadion, wobei sich dieser
weigerte, genaue Auskünfte darüber zu geben. Es sei ein Durcheinander gewesen, er
wisse gar nicht, dass er durch einen leeren Korridor gegangen sei.
    Es war nicht
nötig, Francis und Maude gleich im Zentrum einer großen Verschwörung zu sehen. Die
Normalität genügte. Das hatte sie Lucius klipp und klar gesagt. Jetzt hatte er sich
für ein paar Tage zu einem längst versprochenen Treffen mit zwei ehemaligen Freunden
aus dem Zürcher Orchester abgemeldet. Sie genossen den schon fortgeschrittenen Frühling
im Tessin, die Magnolien und Kamelien blühten, es sei ein Traum. Sie wohnten in
einer Pension in Brissago, waren schon ins Centovalli gewandert, würden in Lugano
ein Konzert besuchen, den Markt in Luino. Pamela war erleichtert, obwohl sie ihn
auch schon wieder vermisste.
     
    Was sollte man von einer derartigen
Nachbarschaft halten? Pamela hatte Frau Rauscher, die doch in Trauer war, von der
Schwierigkeit erzählt, die automatische Bewässerung im Gartenteil laufen zu lassen.
Schwierigkeit hieß, es ging nicht. Sie hatte alle Kontakte und Sicherungen überprüft,
sie würde wohl einen Spezialisten rufen müssen. Frau Rauscher war spontan bereit,
sich die Sache einmal anzusehen. Schon stand sie vor der Tür, etwas gedrungen, in
dunkel eingefärbten Kleidern. Die Sicherung, um die es schließlich ging, war nicht
im Sicherungskasten, sondern befand sich im toten Winkel hinter der Außentür als
einsamer kleiner Zusatzschalter. Ein Klick, und die Sache ließ sich kontrolliert
einspeisen. Was ihr unangenehm auffiel. Frau Rauscher musste von Anfang an gewusst
haben, dass es diesen Schalter gab, und wo er sich befand. Doch sie ging von zuunterst
bis zuoberst durchs ganze Haus, wendig trotz ihres Alters, neugierig. Sie schaute
wie beiläufig in jedes Zimmer, in jeden Schrank, in jeden Winkel. Um dann zuletzt
unten den Schalter zu kippen. Das war zudringlich, aufdringlich, frech. Ungläubig
meinte Pamela: »Den haben Sie aber gekannt!«
    »Jetzt erinnerte
ich mich, dass er hier sein muss.« Der Satz war glatt gelogen. Es war eine unsympathische
Frau, trotzdem war Pamela natürlich dankbar. Sie hatte ihr den Elektriker erspart.
     
    Als sie nach Hause kam, die Jacke
und die Einkäufe abgelegt hatte und ihre Mappe nach oben ins Wohnzimmer trug, blieb
sie wie angewurzelt an der Tür stehen: Das Fenster stand offen. Sie wusste, sie
hatte alle Fenster geschlossen, aus Prinzip. Ein Haus bleibt verschlossen, wenn
du länger wegbleibst. Und jetzt standen beide Fensterflügel weit offen. Francis
könnte irgendetwas vergessen haben, wäre zwischendurch rasch nach Hause gekommen.
Doch wozu sollte er ein Fenster öffnen und offen lassen? Schlagartig fürchtete sie
sich. Jemand musste im Haus sein. Sie fühlte eine Anwesenheit, vielleicht im Zimmer,
vielleicht oben oder irgendwo in einem der Schränke oder einem blinden Winkel, dieser
Jemand mochte gleich hinter ihr auftauchen. Ängstlich wich sie zur Wand zurück,
schaute furchtsam nach oben, nach unten, ging sorgfältig Stufe um Stufe die Treppe
wieder nach unten, schlich zur Küche und griff nach ihrer prallen Handtasche, rannte
durch den Korridor auf die Straße hinaus. Da stand sie nun. Da war das Handy, sie
drückte Tizians Nummer. Ein Stoßgebet: »Bitte nicht den Anrufbeantworter.«
    Tizian war
nach sechs Minuten da. Sie fragte sich, wo denn sein Büro sein mochte. Er musste
zu Fuß gekommen sein. Oder hatte er sich von jemandem fahren lassen?
    Dann aber
war sie perplex. Kaum hatten sie die Haustür hinter sich zugezogen, zog er seinen
Revolver aus dem Halfter unter der Jacke, entsicherte, hieß sie bei der Tür stehen
zu bleiben, notfalls das Haus sofort zu verlassen. Und jetzt durchsuchte er. Zuerst
unten, Garage, Abstellkammer, Gartenteil, jede Tür knallte er auf, dass sie an die
Wand schlug, versteckte sich, ging mit gezogener Waffe sprungbereit vor. Er verhielt
sich genauso, wie es in jedem Film zu sehen war, was sie irritierte. Es wirkte so
theatralisch. Pamela korrigierte sich. In den Filmen mochte ein Routinevorgehen
der Polizei gezeigt werden, man nahm es bloß nicht ernst. Tizian demonstrierte Wirklichkeit.
Sie hatte ihn zwar gerufen, weil sie sich sicher war, da war jemand. Doch jetzt,
da Tizian es ernst nahm, ängstigte sie sich. Tizian befürchtete eins zu eins,

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