Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)
hatte ihn nicht mitgenommen, weil er wusste,
dass da keine Drogen waren. Also ging es um die Personenkontrolle. Wozu brauchte
er die Namen? Oder sollte es eine Einschüchterung sein?
Deswegen ging Pamela am nächsten
Tag vor dem Mittag bei Gary vorbei. Dieser war sehr sauer, verkatert, frustriert.
Die Kontrolle schadete seinem Ruf, dem Ruf seines Lokals, dem Ruf der Guglieros.
Dieser Mistkerl von Drogenchef wollte sie in Misskredit bringen. Heute konnte man
es schon in der Zeitung lesen. Drogenrazzia bei den Guglieros. Er war den Jungs
gegenüber verpflichtet, dass sie als Ordnungshüter engagiert wurden. Darum Herrgott
Donner war doch klar, dass sie clean waren, jeder Einzelne und 100-prozentig.
Pamela atmete
tief durch. »Das wollte ich dir sagen. Es kann keine Anzeige gegeben haben. Diesen
Leiter der Aktion habe ich im Hundetraining kennengelernt, er führt den besten Drogenhund.
Wäre es gestern um Drogen gegangen, hätte er ihn dabei gehabt. Also zeigte er demonstrativ,
dass er euch jederzeit triezen und in die Zeitung bringen kann.« Gary schaute finster.
»Der Dreckskerl
kann es. Das ist wie im amerikanischen Film. Die Bullen können dir jederzeit alles
anhängen, da hast du gar keine Chance. Bei uns killen sie vielleicht noch nicht,
aber nicht einmal das ist noch sicher.«
Pamela versuchte
zu beruhigen, »Warum sollte er das wollen?«
»Das weißt
du erst, wenn es passiert ist. Ungereimtheiten werden klar, wenn du weißt, auf wessen
Haufen der Teufel diesmal geschissen hat. Der, der gewinnt, hat die Strippen gezogen.
Wir können uns so kurz vor dem großen Spiel keine negative Presse erlauben.«
Pamela versuchte,
ihn zu beruhigen, sie mochte ihn. »Es ist ja nichts passiert, sie haben keine Drogen,
keine gesuchten Verbrecher und keine Huren ohne Arbeitserlaubnis gefunden.«
Jetzt fluchte
Gary. »Dem Wichser geht es ums Spiel. Er will uns so kurz davor durcheinander bringen.
Das belastet die Nerven. Unser Markenzeichen ist neben unserem Outfit unsere Körperstärke
und die hohe Reizschwelle. Aber da hat er sich getäuscht.«
Josys Notebook
Tagsüber
lebe ich von Kefir, Äpfeln und Nüssen. Ich kriege Entzugserscheinungen, wenn ich
eines davon nicht habe. Wilma nennt es Marotte. Es reicht doch, wenn ich zum Dinner
am Tisch sitze und von allem esse, Gemüse, Kartoffeln, Reis, Hülsenfrüchte. Kein
Fleisch, keine Fische, Fische sind so wunderschön. Der Mensch, ich, ich brauche
nicht so viel Eiweiß. Ich bin vernünftig und schlucke Wilmas Omega-Fisch-Pillen.
Seit ich
in mein Notebook schreibe, fühle ich mich nicht mehr so verloren, fasse Fuß. Neben
dem dringend Notwendigen klärte sich mir doch einiges. Ich war mir dessen nur nicht
bewusst, wie bedrängt ich mich fühlte. Jetzt weigere ich mich, auf diese dumme Art
weiterhin mit meinen Klassenkameraden in Kontakt zu sein, per Handy oder SMS, das
ist genau, wie das Wort es sagt: virtuelle Kommunikation, nichts anderes. Ich könnte
mir dazu eine Person erfinden, einige tun das. Das sind Ersatzbeziehungen, ganz
ohne Herz. Entweder ich stehe mit jemandem in engem Kontakt, dann brauche ich die
Technik nicht. Ich liebe Francis, meine Seele ist mit seiner Seele in einer Dauerverbindung,
das ist das Einzige, was zählt. Im Gegenteil. Die elektrischen Schwingungen eines
Handys oder PCs stehen der echten Liebe entgegen. Technische Wellen, Mikrowellen,
stören die mentalen Liebeswellen extrem. Es wäre ebenso schön, einen Brief zu schreiben
oder zu schicken. Doch das spare ich mir für später auf, wenn Francis mich lieben
wird. Dann werde ich meine Briefe an ihn schreiben, an ihn schicken. Und mit dem
Brief wird er etwas ganz anderes in der Hand halten, als wenn er routinemäßig ein
Handy checkt, in dem meine Wellen durch die elektrischen Wellen überlagert und gelöscht
sind. Dort bin ich eine Störung, auf die er sich gestresst überlegt, ob er antworten
muss oder ob er mich schneller loswird, wenn er nicht antwortet.
Weil ich
weiß, dass wir so eng verbunden sind, spielt die Zeit keine Rolle mehr. Liebe steht
außerhalb, ist das Kennzeichen einer anderen Dimension. Darum schieben sich Vergangenheit
und Zukunft ineinander. Ob etwas erst kommt, ist ebenso real, als wenn es gewesen
wäre, mein umfassendes Gefühl verschränkt dies in die Unendlichkeit, das macht,
dass sie immer existent ist. Ich werde fühlen, wie ich mich an dich schmiege und
dir einen Kuss in deine Haut drücke. Du wirst eine Lieblingsstelle haben, diese
Mulde oberhalb deines
Weitere Kostenlose Bücher