Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)
Babyfon, suggeriert verantwortliche Fürsorglichkeit. Klick,
Klick, Klick, die Raumüberwachung war eingestellt. Jetzt kann ich alles, was in
unserem Wohnzimmer gesprochen wird, von meinem Handy von überall her mithören. Noch
ein kleiner Klick, und ich höre auch die Telefongespräche, auch den, der von außerhalb
redet. Es klappt großartig, sogar wenn Wilma oder Vater unsere Festnetznummer auf
ihre Handys umleiten.
Sie redeten
hin und her, Vater und Wilma, übergangslos ging es um Francis. »Der junge Berry
ist unseren Leuten nachgeschlichen. Er ist den Sicherheitskräften schon vorher aufgefallen.
Seit Adrians Tod lümmelt er ums Stadion herum und ist auch drinnen ein paarmal von
den Kameras erfasst worden. Spitz wurden sie, als Füssli auf den Bändern gezielt
nach ihm suchte. Dieser Berry war sonderbarerweise ausgerechnet dort, als die Aktion Baby Powder stattfand, und das war, nachdem sein Vater kaum zwei Monate tot
war. Füssli hat ihn gescannt – und siehe da, seine Leute haben ihn dann auf zwei
Videos im Shoppingcenter des Stadions gefunden, er lungerte auch vorher und nachher
dort herum.« Etwas Unverständliches von Wilma, jetzt wieder mein Vater: »Nun gut,
wenn du meinst, das könnte eine Art sein, den Tod seines Vaters zu verarbeiten,
da das Stadion immerhin nach seinen Plänen gebaut wurde. Du bist bewundernswert,
welche Ausdrücke du immer findest, das sei eine Art Memorial für den Jungen. Was
auch immer, Füssli persönlich hat sich da drangehängt. Das heißt, wir müssen subtil
vorgehen.«
Jetzt meinte
Wilma in spitzem Ton: »Völlig unklar ist, was von dieser Psychologin zu halten ist.
Sie tut den Tag lang nichts, fungiert als Haushälterin, und das soll ihr einer abnehmen.«
Vater korrigierte:
»Sie ist nicht zu unterschätzen. Vor einem Jahr hat sie für die Fribourger Polizei
gearbeitet. Dieser Füssli wollte sie damals sogar für den Geheimdienst anwerben,
was sie strikt abgelehnt hat. Sie ist mit Robert Gilly, einem undurchsichtigen Global
Player, liiert. Der junge Berry ist sonderbar gut aufgehoben.«
Wilma überlegte:
»Könnte es sein, dass seine Verwandten das gewusst haben? Wer hat diese Psychologin
ins Haus gebracht?«
Vaters Antwort
war zunächst schwer verständlich: »…das nächste Mal wird man ihn in die Mangel nehmen.
Man wird die richtigen Fragen stellen.«
Wilma fragte:
»Es scheint klar, er hat die Pläne, er muss sie herausrücken.«
Vaters Stimme
wurde laut: »Und wenn sie elektronisch vorhanden sind, wenn er sie schon kopiert
hat, er könnte uns erpressen oder sie der Presse zuspielen…«
Wilma fiel
ein: »… die dann immer noch mitspielen müsste. Nicht jeder Journalist fühlt sich
zum Helden berufen, und eine Zeitung heute geht rasch in die Knie, wenn es dann
ums Geld geht.« Wilma war klug.
Jetzt redete
Vater schneidend. »Berry könnte ein Narr sein, wie sein Vater, dieser Schlappschwanz,
der meinte, nach dem Kassieren sich nicht an die fundamentale Abmachung halten zu
müssen. Es passt zu ihm, seinen Sohn hineinzuziehen. Dieser hat ganz klar die Pläne.
Wir werden sie ihm abnehmen und ihn ausschalten. Erst dann ist die Sache endgültig
vom Tisch.«
Hier war
Wilmas Stimme nicht zu verstehen, etwas emotional, bittend, wie ich sie selten höre.
Jetzt wieder mein Vater:
»Nein, ein
paar Jahre Internat oder Abschieben nach England oder den Staaten reichen nicht,
er kennt die Pläne, wahrscheinlich auch den Rest mit seinen Eltern. Wir wollen auch
nicht in zehn Jahren damit konfrontiert werden, wenn unsere Ziele längst erreicht
sein werden.« Wieder unterbrach Wilma: »Aber dann wird doch niemanden mehr interessieren,
dass bei diesem Bau gegen ein paar Gesetze verstoßen wurde!«
Das war
es, Vaters Stimme tönte jetzt ungeduldig. »Nein, dann bedeutet das Bekanntwerden
von heute nicht bekannten Bauerweiterungen nichts mehr. Doch man kann das nicht
sicher wissen.« Jetzt war eine Pause, in der ich zu verstehen suchte. Schon fuhr
Vater fort: »Wir werden jetzt handeln, solange der junge Berry noch gar nicht ahnt,
dass wir wissen, dass er es weiß. Wir kassieren ihn, sobald ein Plan steht.«
Wilma war
ganz sachlich: »Josy kann ihn weiterhin beobachten. Sie trägt das Mikro meistens
bei sich, es war eine clevere Idee mit dieser modischen Spangenuhr. Josy ist darauf
abgefahren. Das Handy lässt sie neuerdings da und dort liegen. Zur Sicherheit könnte
man ihr ein Mikro in einem weiteren Accessoire schenken. Bisher hat es zwar noch
nichts gebracht. Diese
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