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Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Föhnfieber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Wyss
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Schultern ganz wenig. Tizian schüttelte überlegend
den Kopf: »Es ist eine vertrackte Sache und zeitlich liegt sie völlig quer.« Er
schnalzte mit der Zunge, hob beschwörend eine Hand und sagte eindringlich: »Ich
denke, die kleine Kalla hat nicht gelogen. Das Problem liegt darin, dass die Polizei,
wenn sie überhaupt darauf einginge, zu spät käme. Doch auch dann würde sie das Unternehmen
an die Wand fahren, weil sie allenfalls unterwandert ist wie möglicherweise Küfers
Truppe. Da siehst du meine Meinung vom Rechtsstaat. Küfer dagegen führt sowieso
eine etwas außerhalb stehende Organisation, genau besehen bewegt sich diese seit
jeher im Untergrund. Aber so hat er die Möglichkeit, einen Menschen der Justiz oder
wem auch immer zu entziehen.« »Dass ausgerechnet du das sagst!« Pamela wusste nicht,
was sie davon halten sollte. Schon meinte Tizian abschließend, er sagte es sehr
eindringlich: »Wenn du glaubst, dass Gary Küfer dir gegenüber ehrlich ist und einen
Ausweg weiß, dann soll er das tun. Er soll mich wissen lassen, wo genau er sich
meinen Part gedacht hat. Er weiß, wie knapp meine Zeit in den nächsten Tagen ist.«
     
    Josys Notebook
    Ich bin
die Tochter meines Vaters, nicht nur das Sensibelchen meiner Mutter. Mein Vater
geht über Leichen, und ich will gar nicht mehr darüber nachdenken, ob meine Mama
das gewusst hat. In ihrer Seele hat sie es gewusst, doch ob sie deshalb gestorben
ist, werde ich erst sicher wissen, wenn ich selbst tot bin. Über Derartiges nachzudenken,
ist jetzt keine Zeit mehr. Ich danke Gott, dass ich die Tochter meines Vaters bin,
weil er ein Killer ist. Da ich seine Gene habe, bin ich im Stande, zu schlagen.
Ebenso habe ich die Härte, zu mir hart zu sein.
    Man muss
die richtigen Entscheidungen treffen. Die Zeit meiner Liebe ist schon vorbei. Francis
muss verschwinden.
    Francis,
Lucius, Pamela und ich. Wir trafen uns heimlich in der Küche dieses Rockers Gary,
die sei dicht. Wir tranken Wasser und Kaffee und saßen vor einem Speckgugelhupf,
von dem ich buchstäblich keinen Bissen herunterbrachte. Gary stellte gleich zu Beginn
klar, wir, die hier waren, würden dieses Treffen vergessen. Das ganze Leben lang,
es hat nie stattgefunden. Hätte ich nicht gewusst, dass es um Francis’ Leben ging,
es wäre interessant gewesen. So aber hatte ich einen Tränenkloß im Hals, fühlte
einzig, wie sehr ich zu ihm gehörte. Er saß scheinbar gelassen mir schräg gegenüber,
etwas vom Tisch abgerückt. Er hatte einen großen Verband über der Nase, Gazepolster
mit Heftpflaster, und sein rechtes Auge war von einem Bluterguss zugeschwollen.
Er bewegte sich nicht, ich roch seine Angst.
    Es war eine
knappe Bestandsaufnahme. Anscheinend hatte Pamela seit unserem Gespräch hin und
her kontaktiert. Jetzt ging es um den Detailplan des Handelns. Ich hatte gedacht,
Lucius sei ein Philanthrop und Geiger, trotz allem ein musischer Weltflüchtling.
Jetzt zeigte er sich als Detailreiter mit einem überaus realistischen Vorstellungsvermögen.
Zwar knurrte er, seiner Ethik zuliebe lasse er sich auf diesen Kuhhandel ein: »Maude
lebendig, dafür wird nicht an die Öffentlichkeit gegangen. Auch, weil nichts zu
beweisen sein wird, man kann Josy ja nicht als Hackerin outen.« Und er knurrte:
»Es muss verdammt schnell gehen, denn wenn jemand erst tot ist, dann nützt alles
Lamentieren niemandem mehr.«
    Pamela in
ihren schwarz glänzenden engen Jeans und der weißen Rüschenbluse sah aus wie eine
Westernlady. Es fehlte bloß der Gürtel mit den Colts. Das war definitiv keine Psychologentussi,
sie redete hart, zielgenau, entschieden, bereit, weil es jetzt sein musste, abzudrücken.
An sich hätte ich darauf gefasst sein müssen, ich wusste ja von ihrem Grandseigneur
auf dem Land, Anruf genügt. Sie fährt morgen zu ihm und wird ihn bitten, uns zu
helfen. Sie ist sich anscheinend sicher, dass ein Wink von ihm Wunder bewirken wird.
An sich sei es gar nicht so schwierig, rechtlich, Francis’ Mutter aus der Klinik
herauszuholen. Doch weil es Menschen gebe, die das verhindern würden, sei dies zu
gefährlich. Der einzige Weg sei, sie rasch und unbemerkt herauszuholen, Voraussetzung
sei jemand, der die Sicherheitssysteme ausschalten könnte. Jetzt strahlte mich Lucius
an: »Ich habe gesagt, wir hätten einen Spezialisten, das kannst du doch!« Schon
war für Maude, nur für Maude, die Lösung skizziert.
    Und Francis?
Ich biss die Zähne zusammen, um nicht loszuheulen, er sollte sich an mich nicht
als eine

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