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Folge dem weißen Kaninchen

Folge dem weißen Kaninchen

Titel: Folge dem weißen Kaninchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Hübl
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haben: weil die Angst sich so schlimm anfühlte. Ebenso tritt Schmerz automatisch ins Bewusstsein und warnt uns so vor Gefahr: Wir wollen ihn vermeiden, und damit vermeiden wir auch die Schmerzquelle. Wir hätten auch keinen Sex, wenn uns Sex nicht so viel Spaß machen würde. Und: Wir könnten nicht in die Zukunft planen und überlegt handeln, wenn wir nicht über unsere Erlebnisse nachdenken würden. In allen Fällen scheinen die Qualitäten des Bewusstseins einen klaren Überlebensvorteil mit sich zu bringen. Schwer vorstellbar, dass sich dieser aufwendige Mechanismus in der Evolution einfach so herausgebildet hat. Man kann dem Epiphänomenalisten also entgegnen: Was soll sich die Natur dabei gedacht haben, uns ein Angstgefühl erleben zu lassen, wenn das überhaupt keine Funktion hat?
     
    Nimmt man die Innenperspektive ernst, bleiben nicht mehr so viele Möglichkeiten. Die
Erklärungspessimisten
schließen sich Emil du Bois-Reymond an. Sie gehen davon aus, dass man Bewusstsein niemals erklären kann. Der amerikanische Philosoph Colin McGinn behauptet, dass eine vollständige Erklärung des Bewusstseins für uns genauso unverständlich wäre wie Quantenphysik für einen Neandertaler. Das könnte zwar sein, ist aber schwer zu begründen, denn da im Moment tatsächlich niemand weiß, wie eine Lösung aussehen könnte, können wir auch jetzt noch nicht wissen, ob eine mögliche Lösung unverständlich bleiben würde. Zum Vergleich: Bevor man Rechnen gelernt hat, kann man nicht beurteilen, ob es zu schwierig sein wird, sechsstellige Zahlen im Kopf zu multiplizieren.
    Die
Erklärungsoptimisten
sagen, dass man nur warten müsse, bis die Wissenschaft weit genug entwickelt sei. In der Zukunft werde man schon eine Lösung finden. Vielleicht muss man Bewusstsein als zusätzliche Fundamentalkraft des Universums ansehen wie die Schwerkraft oder die elektromagnetische Kraft. Das Problem ist nur, dass Fundamentalkräfte wie die Schwerkraft keine Systemphänomene sind. Die Schwerkraft gibt es überall ohne Ausnahme. Jeder Körper gravitiert, zieht also alle anderen Körper an, auch wenn das bei den Elementarteilchen äußerst schwach ist. Aber Bewusstsein ist ein Phänomen, das es nur an wenigen Stellen im Weltall gibt. Bewusstsein hängt von riesigen Molekülen ab, nämlich Gehirnen, den komplexesten molekularen Verbindungen, die wir bisher im Universum kennen. Wie kann Bewusstsein gleichzeitig fundamental und abhängig sein?
    Bleibt mindestens noch ein Ausweg, nämlich die
Ich-habe-keine-Ahnung-Position
: Bewusstsein ist Teil der natürlichen Welt, es muss erklärbar sein, aber niemand hat die leiseste Ahnung, was die Lösung ist oder wie eine Lösung aussehen könnte. Diese Position vertreten die meisten Philosophen, auch wenn sich keiner die Mühe macht, extra darüber ein Buch zu schreiben.
    Man kann das Problem auch hemdsärmeliger angehen. Vielleicht liegt des Rätsels Lösung in der technischen Umsetzung. Wir Menschen sind komplexe biochemische Maschinen. Vielleicht müssten wir da nur künstliche Maschinen bauen, die Bewusstsein haben. Dann könnten wir Schritt für Schritt nachvollziehen, wie man von geistlosen Transistoren und Schaltkreisen zum bewussten Denken gelangt. Und vielleicht kann man so der Funktion des Bewusstseins auf den Grund kommen.

Was denken Computer?
    Ein kleines Kerlchen, kaum größer als ein halber Meter. Noch etwas wacklig auf den Beinen, blickt es mit seinen großen glänzenden Augen umher. Geht mit tapsigen Schritten durch den Raum, nimmt einen Bauklotz, zeigt ihn seinem Spielkameraden und brabbelt dann etwas vor sich hin. Der andere Knirps spricht ihm nach. Sie verstehen sich prächtig. Offenbar mag der Spielkamerad das dicke gelbe Klötzchen am liebsten. Er streckt seinen Metallarm aus und packt zu. Sein Akku läuft noch für sechs Stunden. Zeit genug, all das neue Spielzeug auszuprobieren.
    Silbermatte Metallroboter, die Piepsgeräusche machen: So sieht der Alltag für Luc Steels aus, den Leiter des Brüsseler Labors für künstliche Intelligenz. Steels hat von
Sony
den Roboter QRIO zu Forschungszwecken erhalten, einen Nachfolger des Elektrohundes AIBO , der weltweit für Aufsehen sorgte, weil er wie ein echter Hund mit dem Schwanz wedelt oder einem Fußball hinterherläuft. Das QRIO -Modell ist der Roboter mit dem leistungsstärksten Chip, den es zurzeit gibt. Und der teuerste: In der Herstellung kostet er so viel wie ein Ferrari. Doch nicht nur das: Der Clou ist, dass es sich um einen

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