Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Titel: Follower - Die Geschichte einer Stalkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
Vom Netzwerk:
machen“, sagte Kiran und warf einen Blick auf seine Uhr.
    Besonders interessiert schien er am Geplauder der Frau nicht zu sein. Sie kannte ihn wohl, vielleicht vom Casting, aber sie war nicht seine Verabredung. Daniela schöpfte Hoffnung, die sich prompt bestätigte.
    „Ich hab gleich noch ne Verabredung“, sagte Kiran.
    „Verstehe“, sagte die Dunkelhaarige. Sie versuchte, sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, aber Daniela hörte es trotzdem heraus. Und Kiran wollte die beiden loswerden.
    Gott sei Dank.
    Daniela gab dem Barmann einen Wink.
    „Zwei frisch gepresste Orangensäfte, bitte“, sagte sie.
    „Zwei? Ich kann Ihnen auch ein großes Glas bringen.“
    „Nein, zwei kleine, bitte“, sagte Daniela und schielte zu Kiran. Die Frau, die mit ihm gesprochen hatte, küsste ihn auf die Wange und die andere stand schon gierig hinten an, um ihn auch zu küssen, obwohl sie keine Bekannte von ihm war.
    Was für ein dämliches Teenager-Verhalten, dachte Daniela. Kiran ließ die Verabschiedung über sich ergehen und Daniela nutzte den Moment. Der Orangensaft wurde vor ihr abgestellt und sie zog die kleine Braunglasflasche mit den K.O.-Tropfen aus ihrer Handtasche. Sie schraubte sie auf und nahm eines der Gläser vom Tresen. Schnell tröpfelte sie die Dosis hinein, die sie sich vorher ausgerechnet hatte.
    Die beiden Frauen gingen an ihr vorbei und die Freundin der Dunkelhaarigen kicherte albern.
    Kiran sah ihnen nach und dann wieder auf seine Uhr. Er schien auf jemanden zu warten.
    Daniela durfte keine Zeit mehr verlieren.
     
    Patricia sah zu dem Leuchtschild der Tram über sich. Jetzt ärgerte sie sich, dass sie nicht das Auto genommen hatte. Die Tram verspätete sich und auf einem Teil der Strecke herrschte Schienenersatzverkehr wegen Baumaßnahmen. Das bedeutete, dass man zu einer oft nicht näher gekennzeichneten Bushaltestelle ausweichen musste, an der die Ersatzbusse abfuhren. Patricia hasste den SEV, wie der olle Vehikelverkehr liebevoll abgekürzt wurde. Das Ganze konnte sie bis zu zwanzig Minuten extra kosten. Aktuell lag sie noch in der Zeit, aber im Bus konnte sie Kiran eine SMS senden, damit er nicht glaubte, sie wolle ihn versetzen. Sie war gespannt, was er mit ihr zu besprechen hatte. Ob es etwas Berufliches war? Sie würde sich gedulden müssen.
     
    „Hey.“
    Kiran sah auf das Glas, das Daniela vor ihn hinstellte.
    „Was … was ist das?“, fragte er. Es klang halb überrascht, halb misstrauisch. Er schien den nächsten lästigen Fan zu wittern, der ihn vor seinem Treffen belästigte.
    „Das ist für dich“, sagte Daniela. „Als kleines Dankeschön.“
    Er sah sie verwirrt an und schien in seinen Erinnerungen nach etwas zu suchen, was einen Dank rechtfertigte.
    „Du bist die Komparsin. Du bist doch umgekippt“, sagte er dann.
    Ich bin sicher nicht die Komparsin, die dich belästigt , dachte Daniela, aber sie empfand Freude, weil er sich an sie erinnerte.
    „Stimmt“, sagte sie. „Und jetzt hab ich dich hier zufällig gesehen und dachte, ich geb dir einen kleinen Orangensaft aus. Ihr habt euch so nett um mich gekümmert.“
    „Ja … das war doch selbstverständlich“, sagte Kiran höflich. Er wollte auch sie loswerden.
    Ganz klar.
    „Ich bin gleich noch verabredet“, sagte er mit einem Lächeln, das den Satz entschuldigen sollte und Daniela ein Gribbeln im Nacken bescherte. Selbst in dieser Situation genoss sie den Klang seiner Stimme und sein schönes Lächeln, obwohl er es gerade ein wenig unehrlich einsetzte.
    „Kein Problem“, sagte Daniela. „Ich will dich gar nicht weiter stören, aber ich wollte das auch nicht so stehenlassen, ohne noch mal zu sagen, dass ich das nicht als selbstverständlich empfunden habe. War wirklich freundlich von euch.“
    Sie nahm ihr Glas und hob es kurz an. Kiran zögerte und Daniela erlebte wieder einen Moment der Angst, weil er vielleicht gar keinen Saft mochte oder eine Allergie auf Früchte hatte oder …
    Kiran nahm das kleine Glas und trank es in fast einem Zug leer. Er stellte es auf den Tisch zurück. Daniela brachte alle Selbstbeherrschung auf, über die sie noch verfügte, aber sie lief trotzdem rot an.
    Bitte, lass seine Verabredung nicht jetzt hereinkommen … bitte, lass es schnell genug gehen, lass es schnell genug wirken, bitte …
    „Danke dir“, sagte Kiran. Er schenkte ihr noch ein Lächeln, dann drehte er sich in einer Geschwindigkeit, die noch im Bereich des Höflichen war, zu der Bar um. Wieder sah er auf die

Weitere Kostenlose Bücher