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Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Follower - Die Geschichte einer Stalkerin

Titel: Follower - Die Geschichte einer Stalkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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seinem Anblick. Ohnmächtig, das bedeutete, ohne Macht.
    Von diesem Gefühl war nichts geblieben. Daniela schaltete einen Gang höher und gab Gas.
    Die Straßen mit allen ihren Kurven waren ihr nun vertraut und sie fuhr mit der Routine des Berufsverkehr-Kenners zu Kirans Wohnung und parkte. Das Warten begann von Neuem.
    Heute hatte er das Studio etwas früher verlassen und Daniela deutete dies als Zeichen. Vielleicht plante er noch etwas für heute und beeilte sich deshalb ein wenig. Ihre Anspannung stieg ob dieser Möglichkeit. Sie kontrollierte nochmals ihre Ausrüstung. Die K.O.-Tropfen befanden sich in ihrer Handtasche, sodass sie schnell danach greifen konnte. Sie hatte sich verschiedene Kleidungstücke zurechtgelegt. Je nachdem, welchen Ort Kiran aufsuchte. Eine Disco, ein Restaurant oder eine Bar. Auf alles war sie eingestellt. Im Auto konnte sie sich schnell umziehen. Ihre schwarze, elegante Hose passte zu allen Oberteilen und sie trug sie bereits, damit es im Ernstfall schnell ging.
    Aber die Tropfen waren das Wichtigste. Sie hatte am Bahnhof zwei Fläschchen gekauft, falls eines herunterfiel oder sonst wie zu Bruch ging. Die Dosierung war so eine Sache. Niemand konnte genau sagen, wie ein Mensch auf das Mittel reagierte. Im Internet hatte sie verschiedene Informationen gefunden, aber in der Regel fühlte das Opfer Müdigkeit, Übelkeit und vor allem, und das war ganz wichtig, wurde es willenlos und verlor die Orientierung. K.O., das bedeutete „Knock Out“. Sie konnte Kiran dann mühelos überreden, in ihr Auto einzusteigen.
    Er wird seinem Follower folgen.
    Wieder kicherte sie. Das Beste an den Tropfen war, dass er sich am nächsten Tag an nichts erinnern würde. Totaler Blackout. Daniela überlegte, warum man für all das immer englische Wörter heranzog. Warum sagte man nicht „Totales Vergessen“? Oder „Ohne Erinnerung“? Kiran würde jedenfalls alles vergessen, was am Abend passiert war. Sie konnte ihm am nächsten Tag, wenn er verwirrt in ihrer Waldhütte aufwachte, erzählen, was sie wollte. Er musste es glauben. Es gab keine andere Wahrheit mehr.
    Eine bessere Droge als diese K.O.-Tropfen, konnte es für ihre Zwecke gar nicht geben.
     
    Gegen 19:30 erlosch das Licht in der Wohnung im ersten Stock und Daniela richtete sich auf. Das war nicht die Uhrzeit, zu der ein Mann ins Bett ging. Es passierte, und sie war vorbereitet. Kaum eine Minute später öffnete sich die Haustür und Kiran ging zu seinem Wagen. Er trug ein dunkelblaues Hemd und eine Jeans. Dieses Outfit war für verschiedene Anlässe geeignet. Es sagte nichts über sein Ziel aus. Er setzte aus der Parklücke und Daniela gab ihm einen winzigen Vorsprung. Diesmal musste sie ihm mit größter Aufmerksamkeit folgen, denn er fuhr im Dunkeln zu einem unbekannten Ziel. Verlor sie ihn, war eine große Chance vertan. Vielleicht die einzige in den nächsten Tagen. Das durfte nicht passieren.
    Kiran schlug den Weg Richtung Zentrum ein. Im Stadtverkehr fiel sie zwar nicht auf, aber er konnte sie leicht an einer Ampel abhängen. Meist hielt sie sich zwei Autos hinter ihm. Bis zur Warschauer Straße hatte sie Glück. Dann bog er nach links ab und überquerte dabei die Straßenbahnschienen. Der Typ vor ihr bremste und Daniela fluchte. Die Ampel war auf Gelb gewechselt und der Audi-Fahrer entschied, auf Rot zu warten, anstatt sportlich weiterzufahren. Zu allem Überfluss kreuzte darauf die Straßenbahn an ihnen vorbei und versperrte die Sicht auf die Seitenstraße, in der Kiran verschwunden war.
    Daniela heulte fast vor Wut. Dieser Idiot vor ihr, dieser elende Schleicher, verdarb ihr alles!
    Es kam Daniela wie eine Ewigkeit vor und die Straßenbahn schien kein Ende zu nehmen. Qualvoll vergingen die Sekunden, bis die Ampel endlich auf Grün sprang und der Audi-Schleicher sich in Bewegung setzte. Daniela wäre ihm am liebsten mit Anlauf hinten rein gefahren, aber das war natürlich keine Lösung. Sie musste jetzt die Nerven behalten.
    Die Reifen des Fiat quietschten ein wenig, als er sich in die Kurve legte, aber Daniela gab trotzdem noch mal Gas. Sie fuhr eine Seitenstraße entlang und sah sich um. Es gab mehrere Kneipen und Cocktail-Bars, kleine Restaurants an den Ecken. Das beruhigte sie ein wenig. Bestimm hatte Kiran vor, hier irgendwo einzukehren und suchte jetzt nach einem Parkplatz. In Berlin konnte dies durchaus eine Herausforderung sein. Es war gut möglich, dass er in einer kleinen Seitenstraße parkte und dann zu Fuß zu dem Restaurant

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