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FOOD CRASH

FOOD CRASH

Titel: FOOD CRASH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix zu Löwenstein
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Metropolen gesehen, die innerhalb weniger Jahrzehnte förmlich in ihre Umgebung explodiert sind.
    Fatal ist, dass fast überall auf der Welt ausgerechnet die fruchtbarsten Böden auf diese Weise unter Asphalt und Beton verschwinden. Denn historisch haben sich die meisten großen Städte an Flussläufen gebildet, wo es genügend Wasser gab und wo der Gütertransport durch Schiffe vorgenommen werden konnte. Auch baut es sich in der Ebene leichter als am Hang. Nur im Oman – einem in vieler Hinsicht bemerkenswerten Land – habe ich gesehen, wie jeder Quadratmeter fruchtbaren Oasenbodens von der Bebauung freigehalten bleibt, während die Häuser mit hohem Aufwand in die felsigen Hänge gebaut werden. Obwohl dieses an Öl und Gas so reiche Land seinen Lebensmittelbedarf problemlos durch Importe decken könnte, ist den Menschen (und ihrer Regierung) offenbar der Wert ihres Ackerbodens bewusst.
    Das ist ein Kompliment, das man uns nur schwerlich machen könnte. Obwohl in Deutschland die Bevölkerung stagniert, entziehen wir Tag für Tag die Fläche eines großen Bauernhofes – ca. 100 Hektar – der landwirtschaftlichen Nutzung, um sie zu bebauen oder für andere Zwecke der Infrastruktur zu nutzen. An politischen Bekundungen, diesen Skandal beenden zu wollen, fehlt es nicht. Doch erreicht wurde bislang nur wenig.
    Unser landwirtschaftlicher Betrieb liegt in der Gemeinde Otzberg in Südhessen. Wir sind von der Natur begünstigt, denn es regnet ausreichend und unsere Böden sind tiefgründig und gut. Um die 70 Bodenpunkte, lautet die Bewertung meiner Löss-Lehm-Böden – eine erfreulich hohe Zahl. Unsere Gemeinde ist ebenso ländlich wie kapitalschwach, weshalb an der Ansiedelung von Gewerbebetrieben hohes Interesse besteht. Zwar ist leider das Interesse von Gewerbebetrieben nicht so riesig, aber die Entwicklung eines neun Hektar großen Gewerbegebietes Ende der 1990er Jahre sollte das ändern. Ziel war es, dort kleine, möglichst aus den Dörfern unserer Großgemeinde stammende Unternehmen anzusiedeln. Das gelang zwar so gut wie nicht, aber weil die Erschließungskosten zu einer unerträglichen Belastung der Gemeindefinanzen zu werden drohten, wurde der brachliegende Rest des Gebietes an einen Großinvestor abgegeben, der eine scheußliche, riesige Halle in den Acker setzte. So weit, so unerfreulich. Als nun dieser beschloss, seine Halle zu erweitern, kam es zur Diskussion und Abstimmung darüber, ob nun weitere sechs Hektar zur Verfügung gestellt werden sollten. Nur eine Handvoll Vertreter im Gemeindeparlament wandten sich gegen diese Pläne. Denn das Argument: »Wir können doch jetzt nicht noch mehr wertvollen Ackerboden zubetonieren«, zählte nicht gegen den Wunsch, durch Erweiterung der Gewerbefläche endlich zu höherem Einkommen für unsere klammen Gemeindekassen zu kommen. Warum ich Sie mit Otzberger Kommunalpolitik langweile? Weil das Beispiel zeigt, dass es nichts nützt, wenn wir uns in der Erkenntnis einig sind, dass es ein Skandal ist, wie wir mit unseren fruchtbaren Böden umgehen. Denn dort, wo die Entscheidungen getroffen werden, die zu diesem Skandal führen – und das sind in diesem Fall eben die Kommunen –, spielen ganz andere Blickwinkel eine Rolle als der der globalen Ernährungssicherheit. Ganz offensichtlich ist es uns nicht gelungen, unseren Ackerböden den Wert zuzumessen, der ihre bedenkenlose Reduzierung verhindern würde.
    Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung bezifferte 1999 den jährlichen Verlust an fruchtbaren Böden durch Besiedelung und Infrastruktur-Maßnahmen auf 2,5 Millionen Hektar. Auf dieser Fläche würde bei einer Getreideernte von vier Tonnen je Hektar genau die Menge wachsen, die im Saldo des Hungerjahres 2008 auf den Märkten der Welt fehlte.

Wo Pessimisten zu optimistisch sind
    Ich muss gelegentlich nach Bonn fahren, weil dort immer noch das Landwirtschaftministerium sitzt. Im vorletzten November war wieder eine Reise dorthin fällig; es war frühlingshaft warm, und als ich im Taxi saß, kam das Gespräch naheliegenderweise auf das Wetter und seine Eskapaden. Plötzlich drehte sich der Taxifahrer mit ernstem Gesicht zu mir: »Was ich nicht verstehe: Es gibt doch heute gar nicht
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viel mehr Treibhäuser als früher?« Wir haben dann noch ca. acht Taxameter-Euro lang über den Treibhauseffekt gesprochen, und er setzte mich mit herzlichem Dank, er habe jetzt etwas dazugelernt, vor der Pforte des Ministeriums ab.
    Diese Episode soll niemand glauben machen, ich

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