FOOD CRASH
sei ein Fachmann auf dem Gebiet des Klimawandels. Genau genommen weiß ich davon genauso viel und verstehe genauso wenig wie die überwiegende Mehrzahl meiner Leser. Wenn deshalb die Diskussion zu führen ist, ob es a) wirklich einen Klimawandel gibt und b) ob wir Menschen damit tatsächlich etwas zu tun haben, dann kann ich nur wiedergeben, was ich in Zeitungen, Vorträgen oder Fernsehsendungen aufgeschnappt habe. Wem ich Glauben schenke, hängt zwar stark vom Vertrauen oder Misstrauen ab, das ich einer Informationsquelle entgegenbringe. Es ist aber auch für den Laien nicht unmöglich, bei einem Klimaskeptiker nachzufragen, in welchem wissenschaftlichen Journal er veröffentlicht hat – oder ob seine Positionen nur dort zu finden sind, wo sie sich wissenschaftlicher Begutachtung (»peer review«) entziehen, also in Internet und Tageszeitungen.
Diesseits davon gibt es dann noch den gesunden Menschenverstand. Und der sagt mir Folgendes:
Die weltweite Durchschnittstemperatur ist seit Beginn der Industrialisierung nachprüfbar stetig und deutlich angestiegen.
Ich erinnere mich an keine der Vorhersagen, was die Folgen dieser Erwärmung betrifft, die nicht eingetreten wäre – einschließlich des Abschmelzens von Gletschern und Polkappen oder der zunehmenden Stärke tropischer Stürme. In vielen Fällen wurden die Annahmen übertroffen.
Die Spezies Homo sapiens hat den von ihr bewohnten Planeten nahezu flächendeckend geformt. Kaum ein Winkel des Globus ist vom Menschen unberührt geblieben. Selbst in den entferntesten Winkeln des Pazifischen Ozeans sammelt sich noch sein Müll. Dass all dies ohne irgendeine Wirkung auf ein so komplexes, d.h. von vielen Faktoren beeinflusstes Geschehen wie das Wetter bleiben sollte, scheint mir nicht plausibel.
Zudem haben wir seit Beginn der Industrialisierung gewaltige Mengen an Gasen produziert, die die Rückstrahlung der in die Atmosphäre eindringenden Sonnenwärme behindern. Selbst wenn es nicht möglich sein sollte, exakt vorauszusagen, in welche Richtung die dadurch veränderte Zusammensetzung des uns umgebenden Gasgemisches wirkt – dass dadurch nichts bewirkt würde, kommt mir ebenfalls unwahrscheinlich vor.
Wenn ich also eine Wirkung unserer Produktion von Treibhausgasen nicht ausschließen kann, dann geht es um eine Risikoabwägung, die auch all diejenigen Menschen anstellen müssen – und ich kenne davon nicht wenige –, die die ganze Klimawandel-Diskussion für Panikmache halten und die sich durch die hin und wieder hochkommenden Berichte zu überinterpretierten oder gar gefälschten Daten freudig in ihrer Ansicht bestätigt sehen. Diese Abwägung muss zwischen zwei möglichen Irrtümern erfolgen.
Irrtum 1:
Wir glauben, der Klimawandel entsteht durch uns und unsere Treibhausgasproduktion.
Daraufhin mühen wir uns, fossile Energie durch erneuerbare zu ersetzen, Humusverluste in Böden oder die Produktion von Methan und Stickoxiden zu verhindern.
Dann aber stellen wir fest, dass wir unrecht hatten. Wir haben uns umsonst bemüht, denn es wäre auch ohne unsere Anstrengungen nichts Schlimmes passiert – oder umgekehrt: Trotz der Anstrengungen passiert Schlimmes, weil in Wirklichkeit die Sonnenflecken, eine zyklische Klimaerwärmung oder sonst irgendetwas die entscheidenden Faktoren sind.
Irrtum 2:
Wir glauben, dass es den Klimawandel entweder gar nicht gibt oder, wenn es ihn denn gibt, dass wir Menschen damit nichts zu tun haben.
Daraufhin unternehmen wir nichts – oder zu wenig –, um ihn aufzuhalten, und machen einfach so weiter.
Dann aber stellen wir fest, dass wir unrecht hatten, denn es sind doch wir Menschen, die den Klimawandel verursachen. Die Erde erwärmt sich so stark, dass die »tipping points« ausgelöst werden – also der plötzliche Abbruch einer Vielzahl natürlicher Gleichgewichte im globalen Ökosystem. Eine Umkehrung dieser Entwicklung ist nicht mehr möglich.
Es liegt doch auf der Hand, dass den ersten Irrtum begangen zu haben sehr viel risikoärmer ist als den zweiten! Zumal wir im ersteren Fall durch Energieeinsparung etwas getan hätten, worum wir angesichts schwindender Reserven an fossiler Energie so oder so nicht herumgekommen wären.
Ich halte es also für vernünftig, davon auszugehen, dass wir den Klimawandel mit unserem Tun beeinflussen und dass wir alle erforderlichen Anstrengungen unternehmen, ihm entgegenzuwirken. Da auch die Landwirtschaft einen erheblichen Anteil an den Ursachen des Klimawandels
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