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FOOD CRASH

FOOD CRASH

Titel: FOOD CRASH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix zu Löwenstein
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Legalität arbeitenden schwimmenden Fischfabriken zerstört. Ihre schwer über den Meeresboden schleifenden Netze nehmen alles mit und hinterlassen totes Gelände.
    Aber selbst durch solche Raubbaumethoden war es nicht möglich, den Ozeanen all den Fisch abzuringen, der für den steigenden Bedarf benötigt wurde. Seit Mitte der 80er Jahre hat sich deswegen weltweit in rasantem Tempo die Aquakultur, also die Zucht von Fischen in Becken, Teichen oder im Meer schwimmenden Gehegen verbreitet. Mittlerweile stammen 46 % aller Fische aus der Aquakultur. Auch hier ist China Spitzenreiter und produziert 62 % oder 32,7 von weltweit 55 Millionen Tonnen. Der starke Anstieg der Fischerzeugung der letzten 20 Jahre geht fast ausschließlich aufs Konto der Aquakultur, in der neben Fisch auch Krustentiere und Muscheln gezüchtet werden. Der Wildfang in Salz- und Süßwasser hingegen blieb währenddessen mit ca. 90 Millionen Tonnen konstant.
    Aquakulturen gibt es bei uns schon seit Hunderten, mag sein bei den Chinesen schon seit Tausenden von Jahren. Angesichts der Begrenztheit natürlicher Fischvorräte sind sie ein guter Ausweg, um eine wachsende Bevölkerung mit Fisch zu ernähren. [49]
    Ein besonders großes Potenzial besteht in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara, mit dessen Ausschöpfung einzelne Länder auch schon beherzt begonnen haben. Außer Guatemala gehören nur Länder dieser Region zu den sechs am stärksten wachsenden Aquakultur-Nationen [50] : Uganda, Mosambik, Malawi, Togo und Nigeria. Nur zeigt sich leider auch hier, dass unendliches Wachstum und bedenkenlose Intensivierung nicht möglich sind, ohne die natürlichen Lebensgrundlagen zu schädigen oder zu zerstören. Welche Parameter hier eine Rolle spielen und ob es Alternativen für eine nachhaltige Produktion gibt, entscheidet darüber, welche Rolle der Fischzucht in der Welternährung künftig zufallen wird. Darauf werden wir im übernächsten Kapitel noch zurückkommen.
    Im Hinblick auf Unterernährung und Verlust von Ernährungssouveränität spielt im Moment der Fischfang auf dem Meer die größere Rolle. Denn zum einen ist in unserer globalisierten Welt auch die verderbliche Ware Fisch zu einem internationalen Handelsgut in einem stark wachsenden Markt geworden. 101 Milliarden US-Dollar pro Jahr beträgt das Volumen des weltweiten Im- und Exportgeschäftes. Die mit Abstand größten Importeure sind die Industrienationen – alleine USA , EU und Japan stehen für 72 % der Importe. Die wichtigsten Exporteure finden sich jedoch unter den ärmsten Ländern. Aus der Gruppe der »Low-Income Food-Deficit Countries« stammen Fischexporte im Wert von 24,6 Milliarden US-Dollar oder 19,4 % – ein Wert, der vor gut 30 Jahren noch bei 1,8 Milliarden US-Dollar lag. Die FAO schätzt die Anzahl der Menschen, die weltweit von der Fischerei leben, auf eine halbe Milliarde. Der Großteil davon lebt als kleine, »handwerkliche« Fischer in den Entwicklungsländern. Unter zwei Voraussetzungen könnten die stark gestiegenen Exporte in die Industrienationen für diese Menschen einen Gewinn darstellen: Wenn ihnen erstens ein wesentlicher Teil der Wertschöpfung zugute kommen würde. Zweitens müssten die lokalen, regionalen und internationalen Systeme für ein nachhaltiges Management der Fischbestände stark genug sein, um eine Wirkung zu entfalten. Beides jedoch ist nicht der Fall.
    Ein besonders schlimmes Beispiel dafür bietet die westafrikanische Küste. Sie ist über Tausende von Kilometern von Fischern besiedelt, die dort seit Menschengedenken sich und ihr Hinterland mit dem Fischfang ernähren. Seit den 1980er Jahren hat Brüssel mit mehr als einem Dutzend Staaten weltweit Abkommen zur Fischerei unterzeichnet. Die Staaten der Europäischen Union sichern sich in Verträgen auch mit den Regierungen der westafrikanischen Staaten die Fangrechte vor der Küste Westafrikas. Mit riesigen Schiffen, die schwimmenden Fabriken gleichen – sie verarbeiten den Fang gleich an Ort und Stelle –, wird nun höchst effizient von diesem Recht Gebrauch gemacht.
    Zwar zahlen die EU -Staaten für das Fischen in fremden Gewässern jedes Jahr 160 Millionen Euro. [51] Doch scheint die Rechtslage auf dem offenen Meer nicht immer eindeutig. Vor Marokko, das der EU jährlich Fischereirechte für über 35 Millionen Euro verkauft, nehmen es die ausländischen Trawler nicht immer ganz genau mit der Einhaltung von Grenzen. Sie fischen auch fleißig vor den Küsten des Staates

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