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FOOD CRASH

FOOD CRASH

Titel: FOOD CRASH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix zu Löwenstein
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Kräutertrocknung und ein Kartoffellager nutzen. Ohne den Rat dieser Freunde und ihre Unterstützung wäre ich nicht in der Lage gewesen, meinen eigenen Betrieb zu entwickeln. Ich bin dankbar für ihre Hilfsbereitschaft und habe Achtung vor ihrer Kompetenz, ihrem Fleiß und ihrem Engagement für ihren Beruf. Aus diesem Grund würde es mir nicht in den Sinn kommen, ob jemand konventionell oder ökologisch wirtschaftet zu einer Frage von »moralisch besser« oder »unmoralisch« zu machen.
    Mir ist auch klar, dass, wer für einen Markt arbeitet, dessen Nahrungsmittelpreise es den Menschen ermöglichen, nur noch 11 % ihres Einkommens fürs Essen auszugeben, jede Möglichkeit der Stückkosten-Einsparung wahrnehmen muss. Man kann nicht mit Methoden des Ökolandbaus Weizen produzieren und ihn für einen konventionellen Preis verkaufen. Noch viel weniger ist das bei Schweinen oder Eiern möglich. Es gibt kein Vertun: Man wirtschaftet entweder im einen System oder im anderen. Manche Investitionen, z.B. in einen Mastschweinestall mit Vollspaltenböden oder in eine Biogasanlage, die auf der Grundlage von Mais funktioniert, machen den Ausstieg aus dem konventionellen System sogar unmöglich.
    Und trotzdem, liebe Freunde und Nachbarn: Wir müssen die Diskussion führen. Wir müssen in Frage stellen dürfen, ob das, was wir bisher für garantiert und richtig gehalten haben, auch in Zukunft noch trägt. Und wenn es das nicht mehr tut, dann müssen wir über Umwandlungsprozesse sprechen. Wir müssen zusammen ergründen, wie wir ein System, das nicht nachhaltig genug ist, in einen Zustand überführen, der auch künftigen Generationen Lebenschancen lässt. Chancen, die so gut sind wie die, die wir vorgefunden haben. Und der sie allen Menschen lässt. Egal, ob sie hier leben oder auf der anderen Seite der Erde.
    Ich bitte Euch um diese Offenheit und die Bereitschaft – von mir aus mit skeptischem Stirnrunzeln –, mir in das nächste Kapitel zu folgen, in dem ich die Behauptung aufstellen möchte, dass ökologisch geht, was mit dem auf Dauer nicht mehr möglich ist, was wir heute konventionell nennen.

[home]
    5.
    Der neue Weg:
Ökologische Intensivierung
    Wer die Natur beherrschen will, der muss ihr gehorchen.
    Sir Francis Bacon,
1561–1626
    Auch wenn die entscheidenden Bestimmungsgründe für das Scheitern der globalen Ernährungssicherung nicht in der Produktivität der landwirtschaftlichen Erzeugung liegen, so kommt doch der Frage, wie wir auf der begrenzten Anbaufläche und mit dem begrenzten Wasser möglichst viel erzeugen, eine große Bedeutung zu. Das vorangegangene Kapitel hat jedoch deutlich gemacht, dass eine hohe Produktivität nicht mit Methoden sichergestellt werden kann, die natürliche Ressourcen über das Maß ihrer Regenerationsfähigkeit hinaus beanspruchen. Es macht keinen Sinn, auf eine weitere Intensivierung der industriellen Landwirtschaft zu setzen, die in hohem Maß auf die Zufuhr externer Betriebsmittel – chemisch-synthetische Düngemittel und Pestizide, Futtermittel und gentechnisch konstruierte Lebewesen – angewiesen ist. Gehen wir diesen Weg, dann verheizen wir in einem letzten großen Strohfeuer all das, was künftigen Generationen als Lebensgrundlage dienen muss.
    Dieses Buch trägt den provozierenden Untertitel »Die Welt wird sich ökologisch ernähren oder gar nicht mehr«, weil ich überzeugt davon bin, dass es zu diesem Strohfeuer eine Alternative gibt. Wir müssen nicht damit beginnen, uns für den finalen Weltenkampf um die Ernährungsressourcen zu rüsten, damit wir unsere Schäfchen im Trockenen haben, wenn aus der bereits sichtbaren »food crisis« ein FOOD CRASH wird. Dieses Kapitel soll diese Alternative beschreiben und verständlich machen, weshalb eine Ökologische Landwirtschaft die Innovationskraft hat, die erforderlich ist, um alle Menschen auf diesem Planeten dauerhaft mit ausreichenden und qualitativ hochwertigen Lebensmitteln zu versorgen. Und zwar alle Menschen, die heute auf ihm leben – und die 219 000 Menschen, die an jedem neuen Tag hinzukommen. [93]
    Wenn in diesem Zusammenhang von »ökologischer Landwirtschaft« die Rede ist, dann ist es wichtig, darauf zu verweisen, dass damit nicht der »zertifiziert ökologische Landbau nach den Richtlinien der EU -Verordnung 834 aus 2007« gemeint ist. Diese Verordnung und die privatrechtlichen Standards unserer Anbauverbände, die über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen, beschreiben verbindlich, was derjenige zu

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