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FOOD CRASH

FOOD CRASH

Titel: FOOD CRASH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix zu Löwenstein
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sollten wir infolgedessen diese Beispiele an der Erreichung folgender Ziele messen, die ich der Übersichtlichkeit halber in die Dimensionen »sozial«, »ökonomisch« und »ökologisch« einteilen will:

Soziale Dimension
    Aufbau von Zufriedenheit, Anerkennung und Selbstbewusstsein, so dass es attraktiver ist, auf dem Land und von der Landwirtschaft zu leben, als diese Existenz aufzugeben und in die Slums der Städte zu ziehen oder gar zu emigrieren;
Verteilung des Arbeitseinsatzes, so dass weder übergroße Arbeitsspitzen noch zu lange Zeiten der Unterbeschäftigung auftreten;
Vermeidung von Gesundheitsgefährdung, die durch die Anwendung von Chemikalien und durch deren Rückstände im Erntegut und im Trinkwasser entsteht.

Ökonomische Dimension
    Erwirtschaften von Erträgen, die ganzjährig eine ausreichende und ausgewogene Ernährung gewährleisten;
Erwirtschaftung von Überschüssen, deren Vermarktung eine Kapitalbildung als zeitstabile Grundlage künftiger Entwicklung und als Vorsorge für Notsituationen ermöglicht;
Unabhängigkeit von Betriebsmittellieferanten durch den Einsatz eines größtmöglichen Anteils an eigenen Ressourcen: Energie, Saatgut, geschlossene Nährstoffkreisläufe und Gesunderhaltung von Tieren und Pflanzen;
Unabhängigkeit von Unsicherheiten der Witterung und der Vermarktung durch Diversifizierung der Produkte, der Produktionsverfahren und der Vermarktungswege.

Ökologische Dimension
    Erhalt der natürlichen Grundlagen für die landwirtschaftliche Erzeugung, insbesondere der Bodenfruchtbarkeit;
Beitrag zur (Re-)Stabilisierung von Umweltbedingungen durch Begrünung, durch Infiltration von Niederschlagswasser, durch eine ausgeglichene oder gar positive Bilanz an Klimagasen;
Aufbau eines stabilen Produktionssystems, das auch dann in der Lage ist, seine Leistungen zu erbringen, wenn sich die Umweltbedingungen durch den Klimawandel ändern oder extremer werden.

Haiti – Das Konzept von Agroécologie
    Wie oft habe ich schon an Diskussionen teilgenommen, die sich an der These entfacht haben, es sei unmöglich, durch Entwicklungshilfe irgendwo in dieser Welt etwas zum Besseren zu wenden. Denn letztlich habe der Transfer von Geld und Beratungswissen immer zu mehr Abhängigkeit und zu weniger Selbständigkeit geführt. Trotz der Milliarden, die von den reichen Staaten des Nordens in die armen Staaten des Südens geflossen seien, käme dort nichts voran, alles sei nur noch weiter bergab gegangen. Einige wenige, vor allem aber eine ganze Entwicklungshilfe-Industrie, seien die Profiteure dieser Geldduschen, nicht aber die Armen dieser Welt, für die sie gedacht seien. Belege für diese Position zu finden ist nicht schwer, zu groß ist die Anzahl gescheiterter Projekte. Und gerade Haiti ist ein exzellentes Beispiel dafür, wie ein ganzes Volk am Tropf der internationalen Hilfe hängt, abhängig von den Entwicklungshilfezahlungen wie ein Junkie von seiner Droge.
    Und trotzdem ist die Wirklichkeit wieder einmal viel komplizierter. Oder kann man leugnen, dass die strategische Lage dieses Landes eine Rolle für die Hilfsbemühungen spielt? Denn schließlich liegt der Nordwestzipfel Haitis fast in Sichtweite von Kuba – dort liegt nicht zufällig auch eine amerikanische Militärbasis. Dass wegen dieser Lage jahrzehntelang die Kleptokratie des haitianischen Despoten »Baby Doc« Duvalier gestützt wurde, dieses System der systematischen Ausplünderung, dessen Repräsentant stabile Verhältnisse vor der Haustür des sowjetischen Vorpostens in der Karibik versprechen konnte? Es sind solche Abhängigkeiten und viele andere, weitaus unspektakulärere Verbindungen, die die Vorstellung illusorisch machen, man könne irgendeine Volkswirtschaft dieser Erde »sich selbst überlassen«, damit sie sich unbeeinflusst und aus eigenen Kräften entwickeln kann. Ich halte Hilfe und Unterstützung von außen deshalb nicht per se für etwas Unmögliches oder gar Schädliches. Ich weiß aber auch um die großen Schwierigkeiten, solche Hilfe so zu gestalten, dass sie wirklich zur Entwicklung der Unterstützten beiträgt.
     
    Was ich aber kenne, das sind Beispiele für gelungene Hilfe, für Anstöße, die zu selbständiger Bewegung geführt haben, und für Bewusstseinsbildung, die eigene Initiative in Gang gesetzt hat.
Mousson Pierre
ist eine Frau, bei der mir viele solcher Beispiele einfallen. Sie ist Haitianerin, eigentlich zur Medizinerin ausgebildet, und sie hat auch als Ärztin gearbeitet. Auslöser für ihr

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