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FOOD CRASH

FOOD CRASH

Titel: FOOD CRASH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix zu Löwenstein
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zu Wort, in dem es vor allem um die Herausforderungen geht, die sich aus dem Klimawandel für die Ernährungssituation ergeben. Es trägt den umständlichen Titel »Unter der Herausforderung des Klimawandels die Ernährung in Entwicklungsländern sichern: die wichtigsten Handels- und Entwicklungsthemen im Hinblick auf einen fundamentalen Umbau der Landwirtschaft« (eigene Übersetzung). [119] Das Papier weist darauf hin, dass unter allen Wirtschaftszweigen die Landwirtschaft den größten Anteil an den Treibhausgas-Emissionen beisteuert – mehr als alle energieintensiven Industrien zusammen genommen und sogar mehr als die Energiewirtschaft selbst. [120] Es zeigt aber auch die Möglichkeit auf, wie die Landwirtschaft von einem Teil des Problems zu einem wesentlichen Teil der Lösung werden könnte. Dafür müsste nach Ansicht der Autoren ein Paradigmenwechsel geschafft werden: weg von einer konventionellen, industrialisierten Landwirtschaft, die auf einer Monokultur-Wirtschaft basiert und in hohem Maße auf den Einsatz externer Hilfsstoffe angewiesen ist, hin zu einer Vielfalt nachhaltiger Produktionssysteme, durch die vor allem die Produktivität der Kleinbauern erhöht wird. Auch dieses Papier sieht in einer Ökologischen Landwirtschaft im Sinne der beschriebenen Ökologischen Intensivierung die Alternative, mit deren Hilfe sowohl der Herausforderung einer wachsenden Weltbevölkerung als auch den sich durch den Klimawandel verschärfenden Bedingungen begegnet werden kann.
    Unter dem Eindruck des Krisenjahres 2008 veröffentlichte die
Deutsche Bank
im September 2009 ein Papier mit dem Titel »Lebensmittel – eine Welt voller Spannung«. Nach einer Analyse der globalen Ernährungssituation stellen die Autoren fest, dass das bestehende System der Lebensmittelerzeugung zu erheblichen Problemen insbesondere in Bezug auf Biodiversität, Klimawandel und Bodenfruchtbarkeit geführt habe. Die erforderliche Steigerung der Produktion müsse deshalb mit nachhaltigen Alternativen zu diesem System erfolgen. In Bezug auf Afrika stellt das Papier für den Bioanbau fest, dass er »ebenso produktiv sein kann wie die kommerzielle Landwirtschaft, aber sehr viel nachhaltiger ist. Der Bioanbau erfordert mehr Arbeitseinsatz, dessen Kosten aber beim Kauf von Stickstoffdünger, Insektiziden und Herbiziden wieder eingespart wird und vor allem in Afrika, wo Arbeit billig und Kapital rar ist, netto zu Einsparungen führt.« Weiter heißt es, eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen (Boden, Wasser und Biodiversität) und die Bewahrung gesunder Agrosysteme seien von entscheidender Bedeutung, um die landwirtschaftliche Produktivität und die langfristige Lebensmittelsicherheit in der EU zu bewahren. Entsprechend müsste die Gemeinsame Europäische Agrarpolitik neu ausgerichtet werden.
     
    Erwähnt sei schließlich noch das Papier des
Sonderberichterstatters der Vereinten Nationen, Olivier de Schutter.
Er hat es der UNO -Vollversammlung zu Weihnachten 2010 auf den Gabentisch gelegt. Für ihn ist die entscheidende Frage nicht, wie viel, sondern
wie
Nahrungsmittel produziert werden, um dauerhaft den Hunger besiegen zu können. Auch für ihn ist
agroecology
 – also Agroécologie 

die Methode, mit der vorgegangen werden muss. [121]

Es gibt nicht nur Fans des Ökolandbaus …
    Es versteht sich, dass nicht alle Papiere, die man zur Frage der Welternährung lesen kann, zu dem Schluss kommen, die Ökologische Intensivierung sei das Mittel der Wahl. Direktesten Zugang zu Positionen, die gegen die oben zitierten Stellungnahmen großer internationaler Organisationen argumentieren, hat man auf den Homepages der Agrarindustrie.
    Auch viele Wissenschaftler – vor allem aus den Reihen der Molekulargenetiker und der Biotechnologen – unterstützen Ansätze, die in technologischem Fortschritt, vor allem in dem der Agro-Gentechnik, den Königsweg in eine Welt ohne Hunger sehen.
    Diese Position genießt politische und damit erhebliche finanzielle Unterstützung. Nach der Bundestagswahl 2005 stellte die Regierung eine
Hightech-Strategie Deutschland
vor. Sie wollte damit dokumentieren, wie sie die großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts durch technologische Innovation auf allen Feldern angehen würde. Gleichzeitig war dieses Papier ein forschungspolitisches Grundsatzprogramm, in dem erkennbar wurde, in welche Richtung in Zukunft staatliche Forschungsgelder investiert werden müssten.
    Landwirtschaft kommt darin an zwei Stellen

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