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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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von Ratten und dieser Fähigkeit, Dinge zu beleben...«
    »Nein«, sagte Hobart sichtlich beunruhigt. »Nein, er hat kein einziges Mal ein Mitglied des Großen Volkes direkt angegriffen. Ich habe mir natürlich auch Gedanken darüber gemacht, aber ich kann nicht behaupten, daß ich den Grund für diese Zurückhaltung wüßte. Vielleicht war seine Zauberkraft nicht stark genug, vielleicht war er sich ihrer nicht so sicher und wollte das Wagnis nicht eingehen... um dir darüber Gewißheit zu verschaffen, müßtest du schon Rasferret selbst fragen, und ich bin froh, dir versichern zu können, daß das unmöglich ist.«
    Laertes nickte. »Sein Untergang... erzähl mir davon.«
    »Wir hatten Glück«, erklärte Hobart. »Das ist die schlichte Wahrheit. Wir hatten selbstverständlich einen Plan, aber jeder Plan - mit Ausnahme vielleicht des allersichersten - verdankt sein Gelingen dem Glück. Unsere Strategie erwuchs aus der Verzweiflung; nach drei Wochen ununterbrochenen Kampfes hatte unsere Zahl so weit abgenommen, daß jeder weitere Verlust unser sicheres Ende bedeutet hätte. Hekate, die Urgroßmutter von Macduff hier« - Macduff nickte mit grimmigem Stolz - »führte den größeren zweier Trupps zum Angriff auf den Knochenacker. Ihre Aufgabe bestand darin, zu einem bestimmten Zeitpunkt einen geordneten Rückzug anzutreten, um so viele Ratten wie möglich von dort wegzuziehen. Dann sollte sich eine zweite, kleinere Gruppe unter Führung des Ältesten, Julius, anschleichen und versuchen, Rasferret zu töten. Wir hofften, die Ratten würden, ihres Anführers beraubt, wieder ihre ursprüngliche Gestalt annehmen und sich zerstreuen. Hekate machte ihre Sache gut; sie erreichte das gesteckte Ziel mit einem Mindestmaß an Verlusten. Vom zweiten Trupp aber kam nur einer mit dem Leben davon. Ich.«
    »Dann hast du ihn also getötet?«
    Hobart zögerte einen winzigen Augenblick. »Natürlich haben wir ihn getötet. Du wärst nicht hier, Laertes, könntest dich jetzt nicht so unmöglich aufführen, wenn wir ihn nicht getötet hätten.«
    »Aber wie? Wie fand Rasferret sein Ende?«
    Ein zweites, kaum wahrnehmbares Zögern. »Julius tötete ihn. Durchbohrte ihn mit einem Zauberschwert.« Hobart berührte eine Stelle links unter seinem Brustbein. »Genau hier. Der Engerling zerfiel zu Staub und verwehte im Wind.«
    Laertes’ Augen wurden schmal. »Julius hat ihm den Todesstoß versetzt? Wie ist er dann aber umgekommen? Du hast doch gesagt, du seist der einzige Überlebende gewesen.«
    »Die Ratten haben ihn getötet, wie du dir denken kannst. Glaub ja nicht, Rasferret hätte Hekate seine ganze Armee nachgeschickt! Es blieb noch mehr als genug für uns übrig.«
    »Die Ratten haben sich also nicht, wie gehofft, zerstreut.«
    »Doch, aber nicht sofort.«
    Laertes schüttelte den Kopf. »Aber das mit dem Zauberschwert? Und dem Zu-Staub-Zerfallen? Diesen Teil der Geschichte höre ich heute zum erstenmal. Mein Großonkel Claudius hat mir erzählt -«
    »Claudius?« platzte Hobart mit rotem Kopf heraus. »Claudius, mein lieber Junge, war damals noch jünger als ich, er hat in Hekates Truppe gekämpft, und ich kann mich im übrigen nicht erinnern, ihm jemals Einzelheiten über die Vorfälle auf dem Knochenacker mitgeteilt zu haben. Es ist also kein Wunder, wenn er falsch informiert ist.«
    Macduff war vorgetreten und stand jetzt direkt neben Laertes. »Ja, min Sahn«, sagte er zu dem jungen Kobold, »un’ da du dat nu all haarklein mitgekriggd hast, wie war dat, wenn du di en büschen verdünnisieren würdst, dat wi ok wat lustigeres tau hören kriggen? Ik bün seker, Hobart hewwd schon langsam genug.«
    »Nur noch eine letzte Frage«, beharrte Laertes, der es offensichtlich auf die Spitze treiben wollte. »Woher weißt du, daß das nicht eines Tages wieder passieren wird?«
    »Ich nehme an«, sagte Hobart, »daß Rasferret, wenn er im Stande gewesen wäre, sich wieder aus seinem Grab zu erheben, dies inzwischen getan hätte.«
    »Aber es könnte doch ein anderer von seiner Sorte kommen«, gab Laertes zu bedenken. »Ein zweiter Engerling, der auf der Suche nach einem Krieg durch die Welt zieht.«
    »Nein«, sagte Hobart bestimmt.
    »Warum nicht?«
    »Weil ich jetzt der Älteste bin und weil ich - wenn ich auch nicht halb so alt bin, wie Julius damals war - dir immerhin die Erfahrung von mehr als hundert Jahren voraushabe. Und die gibt mir das Recht, optimistisch zu sein.« Er gab Laertes durch ein Kopfnicken zu verstehen, daß er sich

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