Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
Vom Netzwerk:
Hause.
     
    II
     
    Luther war in den vergangenen Wochen nicht müßig gewesen. Zuletzt gezwungen, sich einzugestehen, daß dieser Ort, den er und Blackjack gefunden hatten, doch nicht ganz der Himmel war, hatte er beschlossen, seinen Schmerz in akademischen Bestrebungen zu ertränken, und das Studium der Fünf Fragen Höchster Weisheit aufgenommen. Er wollte mit der Ersten anfangen - Was ist die wahre Natur des Göttlichen ? - und hatte sich folglich erkundigt, wo der einschlägige Kynologe zu finden sei, der örtliche Gottesexperte.
    Es gab ihrer zwei. Blackjack war mitgegangen, um sie kennenzulernen, hatte jedoch schnell die Geduld verloren und sich geweigert, weiter etwas mit dem ganzen Kram zu tun zu haben. Die Philosophen waren ein Cockerspaniel namens Wiedumir und ein Windhund namens Östrogen. Sie waren beide an einen toten Baum hinter dem Fuentes-Observatorium angekettet, am östlichen Rand des North Campus; es hieß, ein Knabe komme allabendlich, um sie zu füttern. Sie waren völlig irr.
    »Wir warten auf einen Burschen mit Namen Dogot«, hatte Wiedumir anstelle einer Begrüßung gesagt. »Du hast ihn nicht zufällig gesehen?« Damit hatte für Luther eine der bizarrsten Unterhaltungen seines Lebens begonnen. Östrogen hatte darauf hingewiesen, nichts sei besser als die vollkommene Glückseligkeit; indes, hatte er hinzugefügt, müsse eingeräumt werden, daß selbst ein Trockenmilchknochen besser sei als gar nichts, insonderheit wenn man gerade nichts im Magen habe. Daraus folge aber durch transitive Relation, daß ein Trockenmilchknochen besser sei als die vollkommene Glückseligkeit, was wiederum den unumstößlichen Beweis für die Existenz Gottes liefere - denn wie könnte ein so merkwürdiger Sachverhalt aus bloßem Zufall erwachsen?
    Es war also wirklich nicht weiter verwunderlich, daß sich Blackjack keine Viertelstunde nach Unterrichtsbeginn angewidert davongemacht hatte.
    Am Morgen des ersten November, des Allerheiligentags, dachte Luther, er müsse den Fragen vielleicht noch eine zweite Chance geben. Diesmal zog er allein los und klapperte eine Reihe von Örtlichkeiten ab, an denen, wie Rover-der-Ätzer ihm mitgeteilt hatte, der für den Sinn des Lebens zuständige Kynologe möglicherweise anzutreffen sei. Der Philosoph war ein Irischer Setter, ein schlaksiger, rothaariger Bursche namens Ruff. Als das Gewitter weitergezogen war und die Sonne über den Horizont blinzelte, nahm Luther Ruffs Witterung auf und verfolgte sie zurück, bis er den Hund schließlich auf dem Libe Slope entdeckte.
    Ruff hockte auf halber Höhe des Abhangs in einer merkwürdigen Stellung: aufrecht auf den Hinterbeinen, die Vorderpfoten in der Luft, die Nase steil gen Himmel und Wolken gerichtet, die Schlappohren in der Brise flatternd, die von der Stadt heraufsäuselte, den Rücken den sanft wärmenden Strahlen der Morgensonne zugekehrt.
    Die Augen des Setters waren geschlossen; er glich in seiner ganzen Haltung einem Betenden, und in der Tat erinnerte die Gedankenlitanei, die ihm, als Luther näher kam, durch den Kopf ging, stark an eine religiöse Hymne: »O Sonne o Himmel o Wolken o Wind o Gras o Bäume o Hügel o Trockenmilchknochen o läufige Hündin o herrliches Leben... O Sonne o Himmel o Wolken...«
    Luther näherte sich ihm auf Zehenspitzen, um ihn nicht zu stören - und auch, weil er ein bißchen Angst vor ihm hatte. Wahre, leidenschaftliche Liebe, wie die Menschen sie kennen, kommt bei Hunden eher selten vor, doch hatte Luther gehört, dieser Ruff sei sogar bereits mehrmals verliebt gewesen. Namentlich eine Affäre mit einer Chow-Chow-Dame, die zu guter Letzt mit einem Mastiff durchgebrannt war, hatte traurige Berühmtheit erlangt: Es hieß, Ruff sei seitdem ein wenig verrückt... was für Luther die Frage aufwarf, ob es denn überhaupt normale Philosophen auf dem Hügel gab.
    »... o Bäume o Hügel o Trockenmilchknochen o läufige Hündin o -«
    Der Setter verstummte abrupt, als der Wind ihm Luthers Witterung zuführte. Er machte ein Auge halb auf und musterte den Mischling neugierig. »Name?« fragte er kurz angebunden.
    »Ich bin Luther«, sagte Luther. »Bist du -«
    »Ruff!« Der Setter ließ sich, jetzt mit offenen Augen, auf alle Viere zurückfallen und bellte ein herzliches Willkommen. »So, s o. Lernt man dich also endlich mal kennen, Luther.«
    »Endlich?« Luther legte den Kopf schief. »Hast du denn schon von mir gehört?«
    Ein weiteres glückliches Bellen; wäre es ihm möglich gewesen, hätte Ruff

Weitere Kostenlose Bücher