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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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hob sein Glas, trank ihr zu, stutzte dann. »Sagtest du eben ›Sie‹?«
    Aurora zog die Nase spitzbübisch kraus und nahm ein Schlückchen von ihrem Tequila Sunset. »Kann schon sein«, sagte sie. »Baust du mich in eine deiner Geschichten ein?«
    »In was für eine?«
    »So Fantasy, wie ›Der Ritten. Weißt du noch, die Frau im verwunschenen Wald?«
    »Die, die sich in einen Grislybären verwandelt, als der Mond aufgeht?«
    »Ja«, sagte Aurora, »aber die Bärenpassage kannst du ruhig vergessen. Die Figur würde mir gefallen, weil sie irgendwie aus dem Rahmen fällt.«
    »Weil sie irgendwie ausgestoßen ist?«
    »Vielleicht.« Sie fummelte an ihrem Kreuz herum.
    »Das solltest du weitertragen«, sagte George zu ihr. Seiner eigenen Hand gestattete er, sich zu Kalliopes Pfeifchen zu verirren.
    »Wer weiß?« entgegnete Aurora. »Vielleicht krieg ich ja auch mal ein größeres.«
    »Gut. Kann ich dich was Persönliches fragen?«
    Sie zog wieder die Nase kraus. »Wenn du versprichst, mich in eine Geschichte einzubauen.«
    »Abgemacht.« »Okay, schieß los.«
    »Wie hast du dich in Brian Garroway verliebt?« fragte George. »Er ist Zitrone bis ins Mark oder macht jedenfalls den Eindruck. Worin liegt sein Reiz?«
    Zuerst lachte Aurora, dann schwieg sie, schien nach Worten zu suchen. Es versprach, eine lange und schwierige Erklärung zu werden, doch Rasputin enthob sie der Notwendigkeit, sich zu rechtfertigen, indem er exakt diesen Augenblick erkor, um eine beachtliche Windbö streichen zu lassen. Nun pflegen große Männer grundsätzlich große Fürze zu lassen, aber könnte man Flatulenzen sehen, wäre er buchstäblich von einer Dunstwolke umgeben gewesen. Verlegen versuchte er, seinen Fauxpas nach bestem Vermögen zu vertuschen.
    »Hrrmmpf!« grunzte er, als sei das eben nur ein besonders lautes Räuspern gewesen. »Hrrmmpf!«
    Grinsend und sich die Nase zuhaltend, streifte Aurora Rasputin mit einem Blick, der dann hinter ihm an einem weiteren lesbischen Pärchen an der Theke hängenblieb. Sie schnappte nach Luft, und zwar nicht wegen Rasputins Odeur.
    »Mein Gott«, flüsterte sie.
    »Mein Gott was?«
    »Da drüben.« George blickte sich um und erkannte Bijou, eine Gitarristin, die früher bei Benny Profane gespielt hatte; die dunkelhaarige Frau neben ihr kannte er nicht.
    »Das ist Bijou«, sagte er. »Rockmusikerin. Wenn du willst, kann ich euch bekannt machen.«
    »Nein, nein, nicht die. Das andere Mädchen.«
    »Bijous Flamme, vermutlich. Was ist mit ihr?«
    »Das ist Cathys Zimmergenossin.«
    »Cathy Reinigens Zimmergenossin?«
    Aurora nickte. Und dann erstrahlte aus heiterem Himmel ein Lächeln auf ihrem Gesicht, das immer mehr in die Breite ging, ohne indes direkt in Gelächter umzuschlagen.
    »Was?« fragte George.
    »Meine Güte... mir ist grad klargeworden...«
    »Was ist dir klargeworden?«
    »Wie sie heißt«, sagte Aurora. Sie schien Schwierigkeiten mit der Artikulation zu haben, als ob sie tatsächlich lachte.
    »Ich weiß nicht, wie sie heißt«, sagte George. »Ich aber!« , »Du weißt es?«
    »Ja.«
    »Na gut, und wie?«
    Das Lächeln hatte jetzt eine Ausdehnung erreicht, bei der George befürchtete, es könnte jeden Moment schnapp machen und ihm ins Auge fliegen. Auf Auroras Wangen hatten sich Grübchen gebildet.
    »Julia«, brachte sie schließlich heraus. »Sie heißt Julia.«
    »Hrrmmpf!« grunzte Rasputin.
     
    VI
     
    Cathy Reinigen kam nicht mehr von der Toilette zurück. Irgendwann hatte sie sich schlicht und einfach in Luft aufgelöst; und es mag komisch klingen, aber Aurora und George verspürten keinerlei Drang, sie zu suchen. Statt dessen tanzten sie, als Bijou und ein paar andere Unbeschäftigte sich gegen zehn zu einer Rock-Jam-Session zusammentaten, tranken anschließend noch ein Weilchen weiter und verließen die Bar erst kurz vor Zapfenstreich.
    Draußen hatte sich der Nebel wie ein Korsett zusammengezogen, und als sie zum Campus zurückschlenderten, waren sie vollkommen von der Außenwelt abgeschlossen. Es überraschte sie auch nicht besonders, als auf einmal ein Pferd vor der Straight angetrabt kam: Inzwischen hatten sie den Punkt erreicht, von dem an nichts mehr seltsam erscheint. Das Pferd kam schnurstracks auf George zu und schnoberte an seinem Hals, als wären sie alte Bekannte.
    »Es ist bildschön«, sagte Aurora entzückt. »Kennst du es?«
    »Nein, ich glaube, man hat uns noch nicht vorgestellt.« Georges erster Gedanke war, daß die Stute einem Bohemier gehören

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