Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
Vom Netzwerk:
sich ein paar ganz amüsante Dinge draus entwickeln. Und
    wenn..
    Er verstummt, setzt sein Selbstgespräch im Geiste fort: Stephan Titus George. St. George. Und Beseelung. Hmmm...
    Ezra Cornell, der hinter ihm steht wie ein ungeduldiger Kammerdiener, räuspert sich wiederholt.
    »Wird langsam ziemlich spät«, deutet Cornell zaghaft an, während er sich fragt, was er eigentlich hier verloren hat. » Und ziemlich kühl dazu.«
    »Halten Sie mal«, sagt Mr. Sunshine und reicht ihm die Laterne. Cornell nimmt sie gehorsam entgegen und wartet, während sich das griechische Original tief über die Grabstätte beugt und mitmischlerisch hantiert.
    »Schon besser«, sagt Mr. Sunshine einen Augenblick später, steht auf und nimmt seinem Begleiter die Laterne wieder ab. »Passender, eigentlich.« »Ä-hämm«, räuspert sich Cornell erneut. »Ich glaube wirklich. ..«
    »Voran und hinan«, unterbricht ihn Mr. Sunshine. Er klopft Ezra kumpelhaft auf die Schulter. »Ich weiß, wie gern Sie auf dem Hügel herumklettern. Gut für den Kreislauf, gut für die Lunge. Ich wette, Sie heißen mit zweitem Namen Sisyphus, so gern, wie Sie auf Berge steigen.«
    »Ja«, pflichtet ihm Cornell bei. Seine Augen werden vorübergehend glasig. »Ja, das tue ich wirklich gern.«
    »Gut.« Mr. Sunshine nickt. »Dann Geschwindschritt.«
    » Geschwindschritt. Ja...«
    Sie entfernen sich, und jetzt hat sich die Szene verändert. Das Zentrum der aufbrechenden grauen Knospe ist nicht mehr ein Ring aus Steinen, sondern eine einzelne, gleichfalls verzauberte Tafel. Eine weiße quadratische Marmorplatte, auf der ein einziges angemessenes Wort steht:

PANDORA
     
    Hobart besucht den Knochenacker
     
    I
     
    Durch ein System von Rollen und Gegengewichten in Bewegung gesetzt, das weit filigraner war als jedes nur denkbare Gebilde von Menschenhand, glitten die Torflügel auseinander. Schnee peitschte in den Hangar, als suchte er nach Opfern, doch Hobart verharrte reglos, der Kälte preisgegeben, auf der Schwelle und blickte von der höchsten Spitze des Turms hinunter. Draußen herrschte das absolute Chaos: Seit Sonnenuntergang war die Sichtweite praktisch gleich Null, und jetzt stachelten sich die Luftströmungen gegenseitig zu immer ausgelasseneren Kunststücken auf. Nur ein Narr hätte das Schicksal herausgefordert und sich in einer solchen Nacht hinausgewagt, doch Hobart hatte keine andere Wahl. Seine Alpträume waren in letzter Zeit schlimmer geworden, und er konnte das Gefühl nicht mehr loswerden, daß auf dem Knochenacker etwas Furchtbares passiert sein mußte.
    Er ging zum hinteren Ende des Hangars, wo der Gleiter aus Marienseide auf ihn wartete, und kletterte in die Tragegurte. Das Nadelschwert stak in seinem Gürtel, doch verzichtete er darauf, auch eine Armbrust mitzunehmen, da er bezweifelte, daß sie ihm, sollte er in ernsthafte Schwierigkeiten geraten, von großem Nutzen sein würde. Aber er war zuvor in einen tieferen Teil des Turms gestiegen und hatte aus einem Versteck einen winzigen Sack eines ganz besonderen Pulvers geholt. Es war ein silberfarbener Staub, eine besondere Legierung, die - wie die Mechanik des Hangartors - die Möglichkeiten menschlicher Technik überstieg; die seltene und kostbare Substanz konnte sich in einem echten Notfall als seine einzige Rettung erweisen.
    Auf Hobarts Befehl hin hob der Gleiter ab und stürzte sich hinaus in den Sturm. Sobald er das Tor passiert hatte, verlor sein Flug jede Ähnlichkeit mit Zephyrs nun schon einige Monate zurückliegender Jagd nach George: Weit davon entfernt, sanft dahinzugleiten, wäre der Vogel schon in der ersten Turbulenz beinahe entzweigerissen worden, und einmal schien er, statt sich vorwärtszubewegen, nur wild auf der Stelle zu hüpfen. Hobart bat den Wind, sich weniger wild zu gebärden, woraufhin er tatsächlich etwas nachließ; ein Mensch hätte seinen Gleitflug den Libe Slope hinab allerdings immer noch am ehesten mit einer Achterbahnfahrt verglichen, bei der jedoch die beruhigende Gewißheit fehlte, daß das Auf und Ab demnächst ein glückliches Ende nehmen würde.
    Die Gewalt des Sturms erfüllte Hobart mit Furcht, dennoch hegte er die Hoffnung, in Kürze noch weit größere Ängste ausstehen zu dürfen. Er würde den Knochenacker gefährlich tief überfliegen, um feststellen zu können, ob ein ganz bestimmter Ring aus sieben weißen Steinen noch intakt war - ein eigens zu dem Zweck angelegter magischer Ring, allzu neugierige Tiere und Kobolde davon abzuhalten, das, was

Weitere Kostenlose Bücher