Fool on the Hill
was: Als der Eldorado seine Fahrt verlangsamte, um wieder um eine Ecke zu biegen, erspähte Luther durch das Heckfenster einen ihm bekannten Beagle.
»Skippy!« rief Luther im Geiste aus. »Skippy, schau hier rüber!«
»Hallo, Luther!« rief Skippy zurück, der sich umgesehen hatte und jetzt neben dem Auto herlief. »He, was machst du denn da in dem Ding? Ha? Ha?«
»Hör mir zu!« sagte der Mischling eilig. »Du mußt Blackjack was von mir ausrichten.«
»Warum kannst du’s ihm nicht selber ausrichten? Gehst du weg, Luther? Ha? Ha? Wo gehst du denn hin? Ha? H-«
Skippy, der in gestrecktem Galopp dahinraste, um mit dem fahrenden Auto Schritt zu halten, prallte voll gegen einen Briefkasten. Ein volltönendes Boinnng! markierte die vorübergehende Dämpfung seines Wissensdurstes.
»Hör mir zu!« rief Luther dem benommenen, in der Ferne entschwindenden Beagle nach. »Bitte, versuch mich zu hören! Sag Blackjack, daß ich eine Einladung in den Himmel gekriegt habe. Sag ihm, daß ich zurückkomme. Sag ihm, ich verspreche, daß ich wiederkomme. Hast du verstanden?« Doch Skippy war schon zu weit weg und zu benebelt, um zu antworten - wenn er’s denn verstanden haben sollte. Luther ließ sich wieder auf den Rücksitz fallen und begann sich zu fragen, ob seine Entscheidung richtig gewesen war.
Ich komm zurück, Blackjack. Ich versprech’s dir.
III
Doch bekanntlich ist es mit den Wiedersehen immer so eine Sache. Es sieht oft so aus, als wären die wahrscheinlichsten Begegnungen die unerwünschtesten; der nicht willkommene Gast kommt grundsätzlich noch mal auf einen kurzen Sprung vorbei.
Der Sturm erreichte Ithaca diese Nacht um Viertel nach zehn und brachte außer Eis und Schnee auch Unheil mit sich. Der Bote ließ sich auf einem der oberen Äste einer dunklen Eiche nieder, derselben Eiche, in deren Stamm eine holde Damenhand eine uralte Lanzenspitze geschleudert hatte.
Von der Kälte gestärkt, wachte der Bote unermüdlich über einer Öffnung, die das jüngst erfolgte Erbeben der Erde in den Boden gerissen hatte. Die weiße Marmorplatte, die seit mehr als einem Jahrhundert an derselben Stelle gelegen hatte, war in die Erdspalte gefallen und lag nun - neben einem weiteren seit langer Zeit ungestört gebliebenen Gegenstand - zerbrochen auf ihrem Grund.
Der Gegenstand war eine kleine Kiste, ein schwarzer, eiserner Würfel von knapp fünfzehn Zentimeter Kantenlänge. Einst mochte das Kistchen zur Verwahrung von Schmuck, Münzen oder anderen harmlosen Dingen gedient haben, doch jemand hatte es fest verschlossen, hatte alle Ritzen und Fugen auf das sorgfältigste versiegelt und das Ganze mit einem besonderen Silberband umwickelt, das auch nach den vielen Jahrzehnten im feuchten Erdreich noch blank war.
Der harte Boden hatte das ihm anvertraute Geheimnis lange Jahre zuverlässig gehütet. Jetzt hatte sich die Erde aufgetan, und die Büchse der Pandora war nunmehr den Blicken jedes Neugierigen preisgegeben, der zufällig vorbeikommen mochte. Zwar wurde sie vom wirbelnden Schnee wieder für kurze Zeit bedeckt, doch was eigentlich nur noch zu geschehen brauchte, war, daß ein Unglückseliger die Versiegelung erbrach, den Deckel aufklappte und den wirklichen Sturm entfesselte. Und es dauerte nicht lange, bis genau das geschah.
Drittes Buch
Die Büchse der Pandora
1866
Auf der Knochenpflanzung
Am nördlichen Ende der Knochenpflanzung beginnt die Handlung für Mr. Sunshine Gestalt anzunehmen. Er geht in die Hocke und beugt sich über die Stätte von Ithacas einzigem Lebendbegräbnis, eine Stelle, die durch einen Kreis aus sieben runden weißen Steinen markiert ist. Er spürt, daß es ein magischer Steinkreis ist Die anderen, konventionelleren Grabsteine, die die Stätte umgeben, neigen sich wie die Blütenblätter einer knospenden grauen Blume kreisförmig von diesem Zentrum nach außen, doch ihre Neigung ist noch nicht so ausgeprägt, wie sie es ein Jahrhundert später sein wird.
Mr. Sunshine legt eine Hand flach auf die feuchte Erde und begreift sofort, was darunter liegt. Daß es sich hier befindet, beruht ausschließlich auf Zufall, hat nichts mit irgendeiner seiner früheren Einmischungen auf Erden zu tun, doch - wie alle Geschichtenerzähler ebenso opportunistisch wie schöpferisch veranlagt — erkennt Mr. Sunshine im selben Moment, welche Möglichkeiten sich für die Handlung, an der er bastelt, daraus ergeben.
»Beseelung«, sagt er. »Beseelung, das ist wunderbar, da können
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